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Bürger für Bürger

So wollen ehrenamtliche Pfinztaler hilfebedürftigen Menschen helfen

Teilnehmer des Seminars Alltagsbegleitung haben gelernt, wie man mit Menschen umgeht, die auf Hilfe angewiesen sind. Auch Demenz war dabei ein wichtiges Thema.

Leute + Kreis
Für ihre Teilnahme am Kurs Alltagsbegleitung erhalten die Teilnehmer von Bernhard Goldschmidt und Bürgermeisterin Nicola Bodner (in der Mitte des Kreises) ihre Zertifikate. Foto: Klaus Müller

Es sind mitunter alltägliche Begebenheiten, bei denen man nicht so recht weiß, wie man sich verhalten soll. Dem Nachbarn oder jemanden aus dem Wohnumfeld geht es vielleicht nicht so gut.

„Soll ich den Menschen jetzt ansprechen auf das, was mir aufgefallen ist? Was mache ich jetzt? Wie verhalte ich mich?“ Bei ihm sei es so ähnlich gewesen, erzählt Horst Prauser. „Mir fiel ein älterer Herr in der Nachbarschaft auf, dem es anscheinend nicht gut ging.“

Inzwischen weiß Prauser, ebenso wie die anderen Teilnehmer am Seminar Alltagsbegleitung, wie sie sich in solchen und vergleichbaren Situationen im häuslichen Umfeld verhalten können, wenn Hilfe gefragt ist.

Das Angebot passt gut zu unserem Entwicklungskonzept Pfinztal 2035.
Nicola Bodner
Bürgermeisterin von Pfinztal

Der Begriff Alltagsbegleitung mag vielleicht etwas profan klingen. Bei näherer Betrachtung, insbesondere mit Blick auf die Inhalte des modular aufgebauten Seminars, wird die große Bandbreite der Möglichkeiten für Hilfe und Unterstützung schnell ersichtlich. 14 Teilnehmer besuchten den Kurs, den inzwischen zweiten seiner Art in Pfinztal. Zum Abschluss überreichten Bürgermeisterin Nicola Bodner (parteilos) und Bernhard Goldschmidt vom Büro Spes Zukunftsmodelle den Kursteilnehmern ihre Zertifikate.

Spes, was aus dem Lateinischen übersetzt Hoffnung heißt, bot den mit Mitteln des Landes geförderten Kurs an. Die Gemeinde Pfinztal wiederum stellte die Infrastruktur. Allein schon deswegen, betonte Bodner, „weil das Angebot gut zu unserem Entwicklungskonzept Pfinztal 2035 passt“. Bürgerschaftliches Engagement spiele darin eine wichtige Rolle.

Zur Alltagsbegleitung, und das wurde im Gespräch mit den Kursteilnehmern deutlich, gehört eben auch, dass man sich „kümmert“, dass man Menschen, die Hilfe benötigen, tatsächlich hilft. Das kann im familiären Bereich sein. Wie beispielsweise bei Bettina Peller: „Vieles von dem, was ich bisher tat, wurde bestätigt. Ich habe aber auch viel Neues gelernt.“

Ein Thema begleitete dabei die Kursteilnehmer immer wieder: Demenz. Anfängliche Hemmungen, sich als pflegende Angehörige überhaupt damit fundiert auseinanderzusetzen, wichen im Verlauf des zweitägigen Kurses. „Ich denke, ich kann damit nun viel offener umgehen“, resümierte eine Kursteilnehmerin, eine pflegende Angehörige.

So nehmen die Kursteilnehmer die Inhalte wahr

Aufschlussreich sei es zudem gewesen, was vielleicht im Alter auf einen selbst zukommen könnte, meinte Angelika Schorb. Als ein nicht nur für sie wichtiges Thema machte Heda Hansen Empathie aus: „Sorgfalt im Umgang mit schwachen Menschen wahren.“

Oder Herbert Lieberknecht, der sich vorstellen kann, in einem Team für hilfebedürftige Menschen tätig zu sein. Wohlgemerkt auf ehrenamtlicher Basis. Die Möglichkeit bestehe, indem man sich mit dem Zertifikat zum Beispiel bei einem Träger der Sozialhilfe bewerbe, sagte Goldschmidt.

Pfinztal will weiter auf bürgerschaftlichen Engagement setzen

Auf weitere Formen des bürgerschaftlichen Engagements will laut Bodner Pfinztal auch in Zukunft setzen. Dies unter dem Motto: Bürger für Bürger. Dazu zählt eben auch die Alltagsbegleitung, verbunden mit der durchgängigen Erkenntnis der Kursteilnehmer im Alter zwischen 52 und 80 Jahren: „Hilfsbedürftige Menschen trifft man überall.“ Wegschauen sei jedenfalls keine Lösung. Vielmehr sollte man hinschauen.

Und ein Weiteres dürfte nun obendrein auf der Alltagsbegleitungs-Agenda der Zertifizierten stehen: „Bei aller Bereitschaft zur Hilfe sollte man aber nicht vergessen, auf sich selbst achten.“ Die Vermittlung dieser nicht zu unterschätzenden Vorgabe unter dem Arbeitstitel „Fähigkeit zur Abgrenzung“ war auch Teil des Kursplans; genauso wie beispielsweise das Modul „Veränderungen im Alter und die Auswirkungen auf den Alltag“ oder die Vermittlung medizinischer Grundkenntnisse oder – gerade bei Demenz – die Bedeutung der Körpersprache der Betroffenen.

Einig waren sich alle, dass der intensive Kurs sehr viel gebracht habe. Oder wie es eine (pflegende) Teilnehmerin formulierte: „Vorher habe ich irgendwie rumgewurschtelt. Vieles, was nicht falsch gewesen sein muss, kam aus dem Bauch heraus. Jetzt kann ich mit vielem besser umgehen.“ Eine weitere Auflage des Kurses steht derzeit nicht an. Vielmehr wird nun darauf gesetzt, dass sich die bisherigen Kursteilnehmer stärker vernetzen, um so das nächste Kapitel des bürgerschaftlichen Engagements zu eröffnen.

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