Das Karlsruher Regierungspräsidium lässt seit 7. August die Fahrbahndecke der B293 zwischen Wössingen-Ost und Wössingen-West sanieren. Die Bundesstraße ist auf diesem Abschnitt gesperrt.
Zeitgleich finden im Ort in der Wössinger Straße Arbeiten an einem Kreisverkehr statt – auch dort ist kein Durchkommen. Die Folge: Verkehrsteilnehmer umfahren die Stelle durch mehrere Nebenstraßen. Betroffen sind unter anderem die Kirchstraße, die Ludwigstraße und die Seestraße.
Vor einigen Wochen hatte sich in Wössingen eine Bürgerinitiative gegründet, die sich für eine Verkehrsberuhigung im Ort einsetzt. Sprecherin Anna-Lena Pfund macht ihrem Ärger über das Verkehrschaos nun in einem Offenen Brief Luft.
Sprecherin der Bürgerinitiative kritisiert „totales Behördenversagen“
In dem Schreiben, das an Regierungspräsidium, Landratsamt und Gemeinde gerichtet ist, kritisiert sie das „Totalversagen der Behörden“. Pfund geht darin auf die Ergebnisse einer Verkehrszählung ein, die verärgerte Anwohner am Donnerstag in der Seestraße vorgenommen hatten.
Demnach waren von 5 bis 21 Uhr 4.345 Autos und 141 Lkw durch die kleinen Seitenstraßen gerollt. „Wir sprechen hier von Nebenstraßen in einer ländlichen Gegend zur Ferienzeit“, betont Pfund in ihrem Brief. Ihre Befürchtung: Die Verkehrssituation könnte sich weiter zuspitzen, wenn viele Bürger wieder aus dem Urlaub zurück sind.
Von einer „breiten Streuung des innerörtlichen Verkehrs“, wie sie Behörden prognostiziert hatten, könne keine Rede sein. Tatsächlich tragen laut Pfund „einige wenige Straßen die Hauptbelastung“.
Die Umleitung ist in der Praxis völlig unrealistisch.Anna-Lena Pfund
Sprecherin der Bürgerinitiative
Auch habe sich die großräumige Umleitung über Pforzheim und Bruchsal nicht bewährt. Viele ortskundige Auto- und Lkw-Fahrer kürzen laut Pfund durch den Ort ab. „Die Umleitung ist in der Praxis völlig unrealistisch“, kritisiert Pfund.
Am Montag war die Verkehrssituation nun erneut Thema bei einem Vor-Ort-Termin, zu dem der Landtagsabgeordnete Christian Jung (FDP) geladen hatte. Im Mittelpunkt der ebenso handfesten wie lautstarken Kritik standen das Regierungspräsidium und die Gemeindeverwaltung.
FDP-Politiker schlägt Installation einer Pförtnerampel vor
Die stellvertretende Bürgermeisterin Jutta Belstler (CDU), die den in Urlaub befindlichen Bürgermeister Timur Özcan (SPD) vertrat, musste sich ebenso wie die Ordnungsamtsleiterin Mirjam Dietzel schwere Vorwürfe der Untätigkeit anhören, etwa bei der Beschaffung von Hinweisschildern.
Mit wenig Resonanz wies sie darauf hin, dass die Gemeindeverwaltung schon seit dem 7. Februar 2023 immer wieder verlangt habe, die beiden Baumaßnahmen zu entzerren.
„Der Leidensdruck wird bei uns jeden Tag größer“, beklagte eine junge Mutter, die mit Kind erschienen war. „Wir sind kurz davor, dass wir uns auf die Straße kleben“, meinte eine zweite.
Jung wollte die Aufmerksamkeit darauf lenken, was in der verfahrenen Situation noch getan werden könnte. Das Regierungspräsidium habe er als lernwillig erlebt, wenn man den notwendigen Druck aufbaut.
Der FDP-Politiker schlug die Installation einer sogenannten Pförtnerampel vor, die wenigstens während der Hauptverkehrszeiten den von Jöhlingen her kommenden Lkw-Druck verringern könnte. Bei diesen Ampeln wird versucht, durch Festlegen eines maximalen Zuflusses einen Engpassabschnitt zu entlasten.