Skip to main content

Risikomanagement

Was tun bei Starkregen in Pfinztal? Wissen von älteren Einwohnern gefragt

Wenn der Bocksbach über die Ufer tritt, bleibt kaum ein Keller bei den Anwohnern trocken. Wie soll die Gemeinde reagieren? Was kann vorbeugend getan werden?

Überflutete Straße
Starkregen sorgt in Söllingen, hier eine Aufnahme der Gebrüder-Räuchle-Straße vom Februar 2022, immer wieder für überschwemmte Straßen. Foto: Klaus Müller

Er kommt schnell, vehement und in ungeheuren Mengen: Starkregen. Lange Vorlaufzeiten, um die Menschen vor den Fluten aus den Himmelsschleusen zu schützen, gibt es nicht. In den vergangenen Jahren und in jüngster Vergangenheit haben solche Ereignisse auch Pfinztal heimgesucht. Mal wurde der Bocksbach in Kleinsteinbach zu einem reißenden Gewässer, mal verwandelten sich ganze Straßenzüge in Bäche wie beispielsweise die Gebrüder-Räuchle-Straße in Söllingen. Und: Der nächste Starkregen wird kommen.

Bleibt die Frage, wie sich darauf vorbereiten – was vorsorglich tun, sodass die Auswirkungen nicht so schlimm bis katastrophal sind. Ein kommunales Starkregen-Risikomanagement soll in Pfinztal künftig Schlimmeres verhindern. Erste Ergebnisse präsentierte nun das Büro Weber-Ingenieure dem Gemeinderat bei seiner jüngsten Sitzung.

Grundlage für besagtes Management ist der „Starkregen Leitfaden Baden-Württemberg“. Den Leitfaden für ein jeweils örtliches Starkregen-Management gibt es seit 2016. Die Kosten für die Erarbeitung solch eines Managements werden vom Land mit bis zu 70 Prozent übernommen. Pfinztal befindet sich im ersten Stadium der dreistufigen Projektvorgaben – die da lauten: Gefährdungsanalyse mit der Erstellung von Starkregen-Gefahrenkarten, eine Risikoanalyse und Handlungskonzepte erstellen.

Starkregen-Gefahrenkarten von Pfinztal sollen im Sommer fertig sein

Untersucht werden laut Stefan Freidel vom Büro Weber im ersten Schritt unter anderem, wie das Wasser auf Flächen abfließt, wo es möglicherweise Durchlässe gibt. „Wir vermessen per Laserscan die Gemarkung der Gemeinde.“ Weitere Berechnungen erfolgen anhand von Computersimulationen. Wichtig seien aber auch Vor-Ort-Besichtigungen“, ergänzte Freidel. Erste Berechnungen liegen inzwischen vor. Im Sommer sollte die Ausarbeitung der Starkregen-Gefahrenkarten abgeschlossen sein.

Danach, so der Ingenieur weiter, gehe es an die Risikoanalyse. Bewertet werde hierbei das Überflutungsrisiko vor allem mit Blick auf wichtige Infrastruktur in der Gemeinde. All die Daten, Zahlen und Erkenntnisse sollen schließlich in ein konkretes Handlungskonzept münden. Damit dürfte etwa im 1. Quartal 2023 zu rechnen sein, prognostizierte Freidel. Welche Maßnahmen am Ende tatsächlich umgesetzt werden, entscheidet jede Gemeinde für sich.

Gleichwohl wird im Starkregen-Leitfaden auf bestimmte allgemeingültige Handlungsfelder ausdrücklich hingewiesen. Dazu gehören auszugsweise: Informationsvorsorge, sprich ein Warnsystem zu installieren; kommunale Flächenvorsorge, beispielsweise Retentionsflächen einrichten; kommunale Bau- und Unterhaltungsmaßnahmen, beispielsweise der Schutz von relevanter Infrastruktur; die Einrichtung von Pegelmessständen und für jedermann zugängliche Niederschlagsinformationen.

Sollen die Pfinztaler einbezogen werden?

In den Prozess einbinden müsse man die Bürger, forderte Dagmar Elsenbusch (SPD). Die Gemeinde sei eben auch dafür verantwortlich, das Eigentum der Bürger zu schützen. Elsenbusch schlug vor, möglicherweise betroffene Haushalte direkt anzusprechen. Als viel zu aufwendig und kaum machbar bewertet Simon Schwarz (Grüne) den Vorschlag: „Das können wir gar nicht leisten.“ Zudem warnte er vor Schnellschüssen. Um weitere Schritt einzuleiten, werde zunächst eine gute Datenbasis benötigt.

Markus Ringwald (CDU) wiederum vermisste in dem Zwischenbericht das Thema „Sofortmaßnahmen“. Überdies schlug er vor, ältere Bürger in die Planungen einzubeziehen. Ihr Wissen und ihre Kenntnisse um bestimmte Situationen vor Ort könnte bei der Erarbeitung von Handlungskonzepten hilfreich sein. Einig waren sich alle darüber, dass ebenso die Landwirtschaft und die angrenzenden Kommunen in den weiteren Prozess des Starkregen-Risikomanagements einbezogen werden müssten.

Deutlich dürftiger als die Zwischeninformationen zum Starkregen fiel bei der Sitzung ein Vortrag von Mitarbeitern des Fachbüros Wald + Corbe aus. Etliche Zuhörer kamen gerade wegen des Tagesordnungspunktes „Flussgebietsuntersuchung für den Bocksbach“ in die Hagwaldhalle. Wirklich Konkretes erfuhren sie nicht. Denn: Mit der eigentlichen Bocksbach-Untersuchung wurde noch gar nicht begonnen. Erst einmal muss die Gemeinde einen entsprechenden Auftrag vergeben.

nach oben Zurück zum Seitenanfang