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"PxP Allstars" beim "Fest"

Wer steckt hinter dem Abschluss-Top-Act?

"Wer?" statt "Wow!" - das dürfte eine häufige Reaktion gewesen sein, als bekannt wurde, wer der letzte Top-Act beim "Fest" 2019 ist. Die "PxP Allstars" aus Berlin bringen keine richtig großen Namen mit. Doch die Band repräsentiert selber ein Festival, das sich für Kinder in Not einsetzt. Für die "Fest"-Macher passt das ideal zum sozialen Engagement des Karlsruher Open-Airs.

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Vorfreude: "PxP"-Initiator Fetsum 2.v.r.) mit den "Fest"-Machern Sven Varsek, Martin Wacker und Holger Schmidt v.l.). Foto: Falk

Man kann nicht gerade behaupten, dass ein überwältigtes Raunen durch die Gemeinde der „Fest“-Fans ging, als der letzte Top-Act des diesjährigen Festivals bekannt gegeben wurde. Gerade die Tatsache, dass die Band für den Abschluss am Sonntagabend erst wenige Wochen vor dem „Fest“ bekannt gegeben wurde, hatte für spannungsgeladene Spekulationen mit großen Namen gesorgt. Doch die Nennung der „PxP Allstars“ dürfte bei vielen Beobachtern statt eines „Wow!“ eher ein „Wer?“ hervorgerufen haben. Warum also passt diese Einladung zum „Fest“?

Weil es zu dessen DNA gehört, ein Programm für die ganze Familie zu bieten und für Toleranz und Solidarität einzutreten. Diese beiden Punkte werden von den „Fest“-Debütanten ideal verkörpert. Denn die „PxP Allstars“ sind die Hausband des Berliner „PxP Festivals“. Das wiederum ist das europaweit größte Musikfestival, das sich für Kinder in Not engagiert. Somit gastiert beim „Fest“ gewissermaßen ein Festival im Kleinformat. Denn auch in Berlin begleitet die nun nach Karlsruhe kommende Band unterschiedliche Sänger. In Karlsruhe haben sich Johannes Oerding, Sophie Hunger, Fetsum und Teesy angekündigt.

Frieden durch friedliches Handeln

Das Kürzel „PxP“ steht für „Peace by Peace“. Gemeint ist die Überzeugung, dass sich Frieden nur durch friedliches Handeln erreichen lässt. Hinter der Initiative stehen der Berliner Sänger Fetsum und sein Freund Tedros „Teddy“ Tewelde. Beide stammen aus Familien die vor rund 40 Jahren für die Unabhängigkeit von Äthiopien gekämpft hatten und fliehen mussten. Beide sind in Stuttgart aufgewachsen, beide leben nun in Berlin.

Starthilfe von "Seeed"

Dort wurden sie 2013 aufgerüttelt durch die Schreckensnachrichten von immer mehr ertrunkenen Flüchtlingen im Mittelmeer. Vor allem das Schicksal geflüchteter Kinder trieb sie um. Mit ihrem Festival wollten sie Aufmerksamkeit für dieses Thema schaffen. Dank der Unterstützung zahlreicher befreundeter Musiker – darunter die „Fest“-Lieblinge Seeed – wurde das Ereignis in der Berliner Waldbühne ein derartiger Erfolg, dass „PxP“ schnell zu einem Vollzeit-Projekt anwuchs. Unter anderem gibt es mittlerweile eine ganzjährig aktive „PxP Academy“, die benachteiligte Kinder und Jugendliche unterstützt.

Erstes Auswärtsspiel

Karlsruhe erlebt nun das erste Auswärtsspiel der Festivalband, die sich aus einem großen Fundus an Musikern speist und sich der besonderen Aufgabe stellt, unterschiedliche Solokünstler innerhalb eines Konzerts zu begleiten. Wohl am bekanntesten aus dem Quartett der Frontleute ist Johannes Oerding. Der „PxP“-Initiative ist er verbunden, seit er 2017 beim Waldbühnen-Konzert dabei war. „Im Jahr darauf bekamen wir einen Echo für soziales Engagement verliehen, und da hat er die Laudatio gehalten – in freier Rede, spürbar aus dem Herzen heraus“, erinnert sich Organisator Fetsum. „Das war ein ganz besonderer Moment.“

Gast aus der Schweiz

Die Schweizer Sängerin und Gitarristin Sophie Hunger nimmt beim „Fest“ erstmals an einem „PxP“-Konzert teil. Mit einem eigenwilligen Stil von Folk und Jazz bis zu heftigem Rock, geprägt von ihrer ausdrucksstarken Gesangsstimme mit mehrsprachigen Texten, hat sie sich auf Alben wie „Supermoon“ und mit intensiven Konzerten einen Namen gemacht. Zudem sind zwei Entdeckungen zu erwarten: Der „PxP“-Initiator Fetsum, der seine eigene Karriere zugunsten der Initiative lange pausieren ließ, wird selbst ans Mikro treten. Außerdem ist mit dem Rapper Teesy aus Stuttgart ein Newcomer am Start.

Erinnerung an "Greedy Bunch"

Nun ist es zumindest beim „Fest“ keine Premiere, eine stehende Band mit prominenten Frontleute zu präsentieren. Sogar der Termin, nämlich der Abschluss-Gig am Sonntagabend, schlägt eine Brücke zurück zum Projekt „The Spirit of Greedy Bunch“. Das sorgte von 2001 bis 2003 für ganz besondere „Fest“- Konzerte. Damals hatte sich die ehemalige Karlsruher Band des Sängers Laith Al-Deen, der gerade seine Solokarriere gestartet hatte, unter Leitung des Bassisten Umbo zusammengetan. Ans Mikro bekamen sie, dank bester Vernetzung in der Szene, Größen wie Thomas D., Sasha, Marta Jandová von „Die Happy“ oder Wolfgang Niedecken.

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"Fest"-Session anno 2003: Beim Projekt "The Spirit of Greedy Bunch" um den Bassisten Umbo (links) gaben sich Stars wie Bap-Sänger Wolfgang Niedecken das Mikro in die Hand. Foto: Bastian

Der Kontakt zwischen "PxP" und dem "Fest" kam über den europäischen Verband „Yourope“ zustande: „Fetsum hat dort das Projekt vorgestellt und ich war von seinem Engagement sofort fasziniert und inspiriert“, sagt Holger Schmidt. Er ist als Booker zuständig für die „Fest“-Hauptbühne und gehört zu den Initiatoren der Yourope-Initiative „Take a stand“ für ein europäisches Miteinander. „Als ich Fetsum zuhörte, war mir klar: Die Botschaft von ’PxP’ ist so wichtig und intensiv, dass sie einen Festivalabschluss trägt“, erklärt Schmidt.

Vorfreude auf Auftritt

Fetsum wiederum sagt: „Karlsruhe hat hier ein Festival, das sich extrem sozial engagiert – das passt zu uns.“ Außerdem, fährt er fort und grinst, habe man gehört, dass es hier eine tolle Bühne und ein großartiges Publikum gebe. „Und da haben wir als Musiker genug Ego, dort unbedingt mal spielen zu wollen.“

Die PxP Allstars spielen am Sonntag, 21. Juli 2019, 21 Uhr, auf der Hauptbühne.
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