Max Markgraf von Baden, Gott hat ihn selig, war wohl ihr prominentester Kunde. „Der wollte immer Meerrettich“, sagt Hildegard Neulinger. Badischen, versteht sich. Neulinger hat ein Heimspiel auf den Genussmesse Rendez-Vino: Schon ihr Vater stellte in Appenweier Meerrettich her. 40 Senfsorten sind dazu gekommen. Darunter Exoten wie Heidelbeer-, Whisky- und Kürbissenf. „Und den Erdbeersenf, den empfehle ich zu Spargel. Ein schöner Farbtupfer“, sagt die Ausstellerin.
Der Erdbeersenf ist ein schöner Farbtupfer.Hildegard Neulinger, Ausstellerin
Hier die bodenständige Badenerin, ein paar Meter weiter bezirzen Verkäuferinnen und Verkäufer aus Bella Italia an ihrem farbenfrohen Stand die Kundschaft. Peter Maier, Besucher aus Karlsruhe, hat sich dort mit Oliven eingedeckt und steckt gleich mal eine in den Mund. „Solche Oliven bekomme ich sonst auf dem Markt nicht“, sagt er. „Etwas klein“ geraten sei die Rendez-Vino. Und früher, als sie auf einer höheren Etage stattfand, sei sie familiärer gewesen.
Rendez-Vino belegt zwei Drittel der dm-Arena
Die Rendez-Vino muss sich erstmals ohne ihre große Messe-Schwester, die Inventa, behaupten – die Lifestylemesse findet nicht mehr parallel statt. Früher zog das Messe-Duo Zehntausende Besucher an. 100 Aussteller präsentieren sich nun auf zwei Drittel Fläche der dm-Arena.
Die Wegführung ist großzügig. Blumeninseln auf roten Teppichen sorgen für ein besonderes Ambiente. „Sie ist übersichtlich und schön. Es ist von allem was hier“, sagt Leon Sander, ein weiterer Besucher, der aus Böhl-Iggelheim in der Pfalz gekommen ist.
Argentinien ist das fünftgrößte Weinland der Welt
Natürlich gibt es Badischen und Pfälzer Wein auf der Rendez-Vino. Aber auch edlen Tropfen aus Argentinien. Südamerika und Wein – da denkt jeder zunächst an Chile. Aussteller Martin Büttner zuckt mit den Schultern. „Dabei ist Argentinien das fünftgrößte Weinland der Welt“ – nur trinken die Einheimischen 80 Prozent der produzierten Menge selbst. Büttner hat zehn Jahre in Argentinien gelebt und bringt „fürs experimentierfreudige Publikum“ Weine nach Karlsruhe.
Experimentierfreudig – wer das ist, Genießer sowieso, der dürfte auf der Messe auf seine Kosten kommen. Da stehen Foodtrucks, in denen etwa Chiki-Matara angepriesen wird. Wer’s nicht kennt: Das ist indisches Kichererbsencurry mit Reis. Daneben riecht es deftig nach Käsespätzle samt Schwarzwälder Schinken.
Bastian Tallia backt bei Wissembourg Brote. Feigenbrot, Kastanienbrot und was der Ofen sonst noch so hergibt. „Bauernbrot ist der Renner“, sagt die Elsässerin.
Karlsruhe setzt auf Messe-Trio rund ums Thema Wein
Die Messe Karlsruhe liegt in einer deutschen Genussregion. Sie greift mehr denn je Weinthemen auf: Die Rendez-Vino richtet sich an Endverbraucher, die techniklastige Winzer-Service-Messe ist ans Fachpublikum adressiert, ebenso die Euro Vino, die nächstes Jahr im März zum ersten Mal stattfindet.
Doch bis Sonntag klimpern die Gläser zunächst auf der Rendez-Vino. Schon gleich nach dem Eingang werden Gläser ausgegeben, die gefüllt sein wollen. So mancher Gast reibt sich beim Messe-Bummel übrigens die Augen, weil es auch Kurioses gibt: ein Reisebieter etwa, spezialisiert auf Italien – was ja ein Weinbauland ist. Oder die AOK mit frischen Äpfeln.
Und am Stand der Karlsbader Firma Whirlpool & Living schwimmt ein Tablett auf dem blubbernden Whirlpoolwasser. Darauf: ein Sektkübel samt Flasche. Auch was für Genussmenschen, meint Aussteller Joachim Velte. „Leute, die genießen“ seien seine Zielgruppe. Prompt klimpern auch bei ihm die Gläser.