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Erst Wochen nach Tod geborgen

Todesursache Gummiringe: Rheinstettener Jungstorch verendet qualvoll

Gummibänder stellen für Störche eine zunehmende Gefahr dar. Storcheneltern verwechseln sie mit Würmern und verfüttern sie an ihren Nachwuchs – mit oft tödlichen Folgen.

Ihnen geht’s gut: Im Alter von circa sechs Wochen fallen Jungstörche - hier eine Aufnahme eines Horstes am Wasserwerk in Neuburgweier – bei vermeintlicher Gefahr in eine Akinese. Der Totstellreflex schützt sie vor Raubvögeln, ermöglicht aber auch eine Beringung zu Identifizierung der jungen Adebare.
Ihnen geht’s gut: Drei Jungstörche in einem Horst am Wasserwerk in Neuburgweier nach der Beringung Anfang Juni 2022. Foto: Stefan Eisenbarth/Stadt Rheinstetten

Schon im Alter von etwa sechs Wochen fand sein Leben ein qualvolles Ende – noch lange Zeit aber lag der tote Körper des Jungstorchs im Nest, in dem er im Frühjahr das Licht der Welt erblickt hatte.

Den Kadaver des jungen Adebars habe man erst Ende August aus dem Horst in Mörsch geholt, erklärt der ehrenamtliche Tierschützer und Mitarbeiter des Rheinstettener Stadtbetriebs, Stefan Eisenbarth. Da sei schon nicht mehr viel von ihm übrig gewesen. „Nur noch der Schnabel und ein paar Federn.“

Jungvogel lag noch Wochen tot im Nest

Hätte man den toten Jungvogel schon früher aus dem Nest geholt, hätten seine Geschwister vermutlich auch versucht, es zu verlassen – und das, bevor sie flügge waren, erklärt Eisenbarth. Inzwischen seien die anderen Jungstörche alt genug und ausgeflogen.

56 Gramm Gummiringe, 33 Gramm Pflanzenteile: Dieses Gewölle, wie man im Fachjargon den Mageninhalt der Störche nennt, würgte ein Jungstorch wieder aus. Das rettete ihm das Leben.
56 Gramm Gummiringe, 33 Gramm Pflanzenteile, Erde und Insektenpanzer: Dieses Gewölle, wie man im Fachjargon unverdauliche Nahrungsreste nennt, würgte ein Jungstorch wieder aus. Das rettete ihm das Leben. Foto: Stefan Eisenbarth

Der Jungvogel im Nest in Mörsch sei verendet, weil er von seinen Storcheneltern mit Gummiringen gefüttert wurde, die diese mit Würmern verwechselt hatten, so Eisenbarth weiter. „Die Gummibänder verfangen sich am Kropf, der eine Erweiterung der Speiseröhre darstellt“, erläutert er.

Irgendwann kann der Storch dann weder feste Nahrung noch Flüssigkeit zu sich nehmen. Mancher schafft es, die Gummiringe wieder rauszuwürgen. Ist dies nicht der Fall, verhungert der Storch langsam. Das Problem mit den Gummiringen sei „in den letzten Jahren ganz stark aufgeschlagen“, sagt Eisenbarth.

Storchenbeauftragter: Problem hat in den vergangenen Jahren zugenommen

Eisenbarth, der sich zusammen mit einer weiteren ehrenamtlichen Storchenbetreuerin um 60 Storchenhorste im nördlichen Landkreis Rastatt und dem südlichen Landkreis Karlsruhe kümmert, weiß von anderen durch Gummiringe verursachten Todesfällen.

In Muggensturm sei zum Beispiel vergangenes und dieses Jahr jeweils ein Jungstorch auf diese qualvolle Weise verendet.

Doch wo finden die Störche die Gummiringe, woher stammen sie? Jeder kennt vermutlich mit Spanngummis zusammengehaltenes Gemüse aus dem Supermarkt.

Manche dieser Gummis landen auf dem Müll, einige laut Eisenbarth auch wieder auf Äckern.

Das passiert etwa, wenn Plastikteile und Gummis im Bioabfall vorkommen, der als Kompost wieder auf landwirtschaftlichen Flächen aufgebracht wird.

Zehn Jungstörche sind in Rheinstetten 2022 flügge geworden

Abgesehen von dem toten Jungstorch in Mörsch ist das Storchenjahr 2022 in Rheinstetten laut einer Mitteilung der Stadtverwaltung aber ein gutes gewesen.

In den vier Weißstorchhorsten in der Stadt wurden zehn Jungstörche flügge – „eigentlich ein toller Bruterfolg von 2,5 Jungvögeln je Storchenpaar“.

Zwei Jungstörche in Forchheim beim Kleintierzuchtverein und drei Jungstörche beim Wasserwerk Neuburgweier wurden beringt.

Bereits Mitte August haben sie sich auf den Weg Richtung Süden gemacht. Die Altstörche sind ihnen kürzlich gefolgt.

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