Skip to main content

Filialen mit Personal nehmen ab

Volksbanken im Südwesten sammeln eifrig Kundengelder ein – reduzieren aber auch den Service

Weniger Bankfilialen mit Kassenschalter – und zugleich weniger Einzahlungsautomaten. Den Trend gibt es auch bei den baden-württembergischen Volks- und Raiffeisenbanken. Das hat auch etwas mit den Kosten zu tun.

Auch bei den Volks- und Raiffeisenbanken ist das eigene Geschäft mit Urlaubswährungen rar geworden. Die Banken wollen so Kosten sparen
Bei den Volks- und Raiffeisenbanken ist das eigene Geschäft mit Urlaubswährungen rar geworden. Die Banken wollen so Kosten sparen. Foto: via imago-images.de

Was macht eine Bank aus? Der Trend zur Schließung von mit Personal besetzten Filialen hält auch bei den baden-württembergischen Volks- und Raiffeisenbanken an. Auffallend ist, dass selbst in SB-Filialen die Automaten, bei denen Geld einbezahlt werden kann, weniger werden.

Es werde immer seltener Bargeld einbezahlt, begründet dies Roman Glaser, Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbandes (BWGV/Karlsruhe). Auch Einzelhändler oder Gastronomen machten dies kaum noch. „Die Bargeldhaltung wird insgesamt zurückgefahren.“

Sieben Volks- und Raiffeisenbanken weniger in Baden-Württemberg als im Vorjahr

Branchentrend ist zudem, dass Banken und Sparkassen seltener den direkten Verkauf von ausländischem Bargeld – den sogenannten Sorten – anbieten. Viele Volks- und Raiffeisenbanken verweisen ihre Kundschaft, wenn es um ausländisches Bargeld geht, auf die Reisebank AG. Sie ist eine Tochter des genossenschaftlichen Spitzeninstituts DZ-Bank. Das Sortengeschäft sei kostenintensiv, so Glaser. „Es ist ein sehr spezialisiertes Geschäft. Ich bin daher froh, dass wir mit der Reisebank einen Spezialisten haben. Das Sortengeschäft müssen sie aus Kunden- und Bankensicht effizient darstellen.“

Viele Haushalte bleiben vorsichtig, da sie hohe Nachzahlungen bei den Energiekosten befürchten.
Roman Glaser, BWGV-Präsident

Die 137 (2021: 144) baden-württembergischen Volks- und Raiffeisenbanken sind gut durchs Krisenjahr 2022 gekommen, unterstreicht Glaser bei der Bilanzpressekonferenz am Mittwoch in Stuttgart. Auffallend ist, dass der Kreditbestand um 7,3 Prozent kräftig auf 132,8 Milliarden Euro gestiegen ist – auch die Südwest-Sparkassen haben ein ähnliches Niveau vorgelegt.

Haupttreiber bei der Privatkundschaft waren einmal mehr langfristige Immobilienkredite. „Viele Menschen haben sich noch vor der Zinswende günstiges Geld gesichert. Ab den Sommermonaten ist die Nachfrage spürbar gesunken“, so Glaser.

Hintergrund: Nachdem die Inflation rasant anzog, reagierte die EZB mit Leitzinserhöhungen. Das Zinsniveau stieg insgesamt. Letztlich wurden für Häuslebauer nicht nur Lohnkosten und Material teurer, sondern auch das Darlehen. Zum Jahresende 2022 hatten die Volks- und Raiffeisenbanken im Südwesten neben ihren Hauptstellen 1.308 (2021: 1.402) klassische Filialen. Hinzu kamen 705 (2021: 717) SB-Filialen.

Genossenschaftsbanken mit höherem Einlagen-Zuwachs als die Sparkassen im Südwesten

Deutlich besser als bei den Sparkassen im Südwesten (plus 1,8 Prozent) erhöhten sich bei den Genossenschaftsbanken die Einlagen: Sie erzielten einen Zuwachs um 3,8 Prozent auf 155,3 Milliarden Euro. Erneut war Festgeld ein Renner. Hier betrug das Plus 44 Prozent. Gespart werde auch, weil die Menschen verunsichert seien, erläutert Glaser. „Viele Haushalte bleiben vorsichtig, da sie hohe Nachzahlungen bei den Energiekosten befürchten.“

Vor allem Haushalten mit niedrigen Einkommen fällt es schwerer, Geld auf die Seite zu legen.
Roman Glaser, BWGV-Präsident

Was er mit Sorge betrachte: „Vor allem Haushalten mit niedrigen Einkommen fällt es schwerer, Geld auf die Seite zu legen.“

Lange forderten die Volks- und Raiffeisenbanken, dass die EZB wieder Normalität in der Zins-Welt schafft. Die gibt es mit deren Zinserhöhungen nun wieder. Das rechnet sich auch für die Geno-Banken. Deren wichtigste Einnahmequelle – der Zinsüberschuss – stieg um 4,2 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro.

Abschreibungen auf eigene Wertpapieranlagen der Volks- und Raiffeisenbanken

Die sehr rasche Zinswende hat aber zugleich dafür gesorgt, dass es Kursverluste für festverzinsliche Wertpapiere wie Staatsanleihen gab. Die haben Banken als Geldanlage in ihren eigenen Depots – sie mussten daher massive Wertberichtigungen bilden. In der Folge sank das Betriebsergebnis nach Bewertung um 32 Prozent auf 529 Millionen Euro.

Glaser unterstreicht aber, dass diese Abschreibungen größtenteils temporär seien – weil Banken die Anleihen üblicherweise bis zur Endfälligkeit halten.

Unter dem Strich verdienten die baden-württembergischen Genossenschaftsbanken 377 (2021: 581) Millionen Euro – anders der Bundestrend: Dort erzielten die Geno-Banken einen um ein Drittel höheren Jahresüberschuss.

nach oben Zurück zum Seitenanfang