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Konzept auf Vertrauensbasis

Beim Selbstbedienungsflohmarkt in Rinklingen stöbern Frauen ungestört

Das Projekt in der Jahnstraße 1 im Brettener Stadtteil Rinklingen läuft bis mindestens Mitte November und zieht täglich neue Kundinnen mit Sinn für Nachhaltigkeit an.

Drei Frauen sind in einem Selbstbedienungsflohmarkt für Frauenmode in Rinklingen zu sehen.
Günstig und nachhaltig - Ines Frank aus Rinklingen (rechts) kombiniert zum Secondhandmode-Trend die Selbstbedienung. Kundin Regina Wittmeier stöbert. Ines Frank und Verkäuferin Katrin Dias Assis tauschen sich aus. Foto: Irmeli Thienes

Er ist rund um die Uhr geöffnet und bietet allerhand Hübsches zu günstigen Preisen: der Selbstbedienungsflohmarkt von Ines Frank in Rinklingen. Auf ihre Umfrage auf Instagram meldeten sich zunächst zehn Frauen, die Kleidung zum Verkaufen anbieten wollten. Inzwischen sind es zwölf Verkäuferinnen. Aber ein Flohmarkt in Selbstbedienung, wie funktioniert das denn? Ines Frank erklärt es einfach: wie andere Verkaufshäuschen auch.

Vertrauen ist die Grundlage und ein leichtes Prozedere sei wichtig. Sie selbst hat gute Erfahrungen gemacht und kam darum auf die Idee, das Prinzip von Eier- oder Milch-Automaten auf Bekleidung zu übertragen.

Passendes Bargeld ist beim Kleiderkauf in Rinklingen nötig

Denn schon länger schmückt ein mobiler Verkaufsschrank den Eingang zu ihrem Carport. Er enthält handgemachte Geschenke für verschiedene Anlässe. Kundinnen können sie aus dem Schrank entnehmen und entweder bar zahlen oder online per Bezahldienst Paypal.

Inzwischen stehen hinter dem rosafarbenen Verkaufsschrank mehrere gut gefüllte Kleiderständer. Unter dem Namen Kalea handmade ist das gesamte Angebot auf Instagram zu finden. Gekauft wird aber vor Ort, in der Jahnstraße 1 in Rinklingen.

Die Kundinnen stöbern gern alleine

Anders als beim Verkaufsschrank ist beim Flohmarkt für Frauenbekleidung nur Barzahlung möglich. Das Projekt soll einige Wochen laufen, sagt Ines Frank, voraussichtlich bis Mitte, eventuell bis Ende November. Denn sie sei zufrieden mit der Kundenfrequenz.

„Es kommen wirklich viele zum Stöbern“, sagt sie. Einige erzählten ihr später, sie seien ganz froh, dass sie dabei alleine seien, ohne Verkäuferin – ein Vorteil der Selbstbedienung.

Teile für Mode-Mut oder Markenbewusste

Inzwischen teilen sich zwölf Verkäuferinnen hier je zu zweit einen Kleiderständer. Zu finden ist bequeme Kleidung wie Jogginghosen, ebenso mit etwas Glück ein Dirndl. Dicke Mäntel hängen derzeit zwei hier oder auch eine Steppjacke für die kalte Jahreszeit, neben einigen Teilen an Markenkleidung.

Regina Wittmeier war schon zweimal da. Die Rinklingerin sagt: „Ich liebäugele gerade mit dem Schal dort.“ Der Baumwollschal verlangt modischen Mut. Für zwei Euro erhält sie dann ein Teil, das mit Pink auf Giftgrün ganz sicher auffällt.

Preise sind fair, auch das gehört zur Vertrauensbasis

„Kaum, dass ich alle meine Teile aufgehängt hatte, fiel mir selbst auch schon etwas ins Auge“, sagt Katrin Dias Assis. Sie ist eine der zwölf Verkäuferinnen des ersten Projektdurchgangs. Eventuell gibt es laut Ines Frank nächstes Jahr eine Fortsetzung. Die Ergebnisse werden es zeigen.

Sie fand zwei Stücke von Tommy Hilfiger, sagt Katrin Dias Assis, „eine Bluse mit floralem Muster in Blau-Weiß und ein dünner Strickpulli“. Beide hat sie gleich bei einem Event getragen.

Die Preise bewegen sich in der Regel zwischen fünf bis 15 Euro, sagt Frank. „Einzelteile wie Markenkleidung können mal etwas mehr kosten.“ Frank und Dias Assis versichern, es hänge hier stets gepflegte Kleidung. Wieder geht es um Vertrauen. Frank kontrolliert weder, was ihre Verkäuferinnen aufhängen, noch wäscht sie die Kleidungsstücke zuvor.

In Rinklingen ist die Welt noch in Ordnung.
Katrin Dias Assis
Verkäuferin von Secondhand-Kleidung

„Das ist hier keine Kleidersammlung, sondern ein Flohmarkt“, sagt Dias Assis und Ines Frank ergänzt: „Jede möchte ihre Sachen ja verkaufen, und alle stehen hinter dem Projekt.“ Zudem sei „in Rinklingen die Welt noch in Ordnung“, meint Dias Assis.

Ines Frank weiß auch um ihr Glück mit dem Standort. Denn Parkplätze sind, dank Friedhof gegenüber, immer mehrere frei, direkt vor der Tür.

Das Prinzip ist einfach: Zettel und Geld kommen in die Kasse.

Dias Assis empfindet die Vorbereitung von Ines Frank als durchdacht. Denn an den Kleiderbügeln hängen Zettel mit der Bezeichnung der Kleidung und dem Preis. An jedem Kleiderständer haben die Zettel andere Farben. „Wir brauchten die Zettel nur auszuschneiden und zu beschriften, fertig“, sagt Dias Assis.

Ines Frank weiß dank der unterschiedlichen Farben, welche Verkäuferin wie viel Geld erhält. „Denn die Zettel vom Bügel kommen mit dem Bargeld direkt in die Kasse.“ Bares ist darum am besten in kleinen Scheinen und Münzen mitzubringen.

„Und wir alle wissen, was ein Verkaufstisch bei einem Flohmarkt kostet“, sagt Dias Assis. Da seien die paar Euro für den überdachten Platz im Carport ein guter Deal. Zudem sei es weit weniger Arbeit, als an einem herkömmlichen Flohmarkt teilzunehmen. „Bei dem ist auch das Verhandeln nicht jedermanns Sache“, sagt Dias Assis.

Und beim Online-Verkauf müsse man jedes Kleidungsstück „fotografieren, oft von mehreren Seiten, die Fotos bearbeiten und hochladen. Der Aufwand lohnt kaum“, sagt Dias Assis. Sie plaudert noch ein wenig mit Ines Frank und winkt dann zum Abschied.

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