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Hilfe für Geflüchtete

Für die Ukraine wird Bretten ganz laut

Wochenlanges Ackern von Hendrik Böttcher machen sich an einem Abend bezahlt. Mit „Bretten für Ukraine“ ist etwas ganz Besonderes gestemmt worden – ein Abend voller Emotionen.

Bretten für Ukraine Benefiz Musik Bühne
Ein letztes Hallo: Nicht mehr alle Musiker schaffen es auf die Bühne, als gegen Mitternacht der Abend seinen Abschluss findet und der Fotograf die Teilnehmer noch einmal alle zum emotionalen Schlussbild bittet. Foto: Thomas Rebel

Es war eine in jeder Hinsicht außergewöhnliche Veranstaltung, die da am Samstagabend in der Stadtparkhalle Bretten über die Bühne ging. Tiefernst und traurig der Anlass, lebensfroh und energetisch als Live-Erlebnis. „Bretten für Ukraine“ war schon mehr als ein Benefizkonzert.

Nach dem Aufwand und der Bandbreite an Musik glich es einem kleinen Festival, das 300 bis 400 Zuschauer bis spät in die Nacht begeisterte und aller Anstrengungen im Vorfeld auch wert war.

Weit über das Zeichen der Solidarität hinaus, das in der Region damit gesetzt worden ist. Es ging letztlich vor allem um die finanzielle Hilfe für geflüchtete Ukrainer in Bretten.

Binnen weniger Wochen sechsstündiges Event organisiert

Organisator Hendrik Böttcher, Inhaber der Modern Music School Bretten, hat mit einem großen Team zusammen alle Register gezogen. „Es gab im Vorfeld eigentlich nur Probleme“, berichtet Böttcher auf der Bühne im Gespräch mit Moderatorin Link.

Binnen weniger Wochen haben er und über 50 Helfer eine sechsstündige Veranstaltung geplant und auf die Beine gestellt. Praktisch ebenso viele Musiker waren mit von der Partie, Bands jeglicher Spielart und als Solisten. Über 20 Sponsoren konnte Böttcher mit seiner Initiative für das Vorhaben gewinnen.

Emotional war schon der Auftakt: Die Sängerin Oxana, erst jüngst aus der Ukraine vor dem Krieg geflohen, sang die ukrainische Nationalhymne, begleitet von einem Geigentrio. Der Moment war eine bittere Erinnerung an die Gräuel, die schon seit Wochen die Ukraine heimsucht und es immer noch tut.

Es ist schwer, darüber zu sprechen. Danke für Euer Mitgefühl.
Katja Seebach, Mitorganisatorin bei „Bretten für Ukraine“.

In Wortbeiträgen zwischen den Umbaupausen, moderiert von Christine Link, wurde die aktuelle Situation immer wieder angesprochen. So erklärte während des Abends auch Brettens Bürgermeister Michael Nöltner (CDU), wie die Stadt den Menschen derzeit helfe. „In Bretten sind aktuell 135 Ukrainer untergekommen“, so Nöltner auf der Bühne.

Am meisten helfen könnten die Brettener mit Spenden, vor allem an den lokalen Tafelladen, um die Menschen mit den notwendigsten Lebensmitteln versorgen zu können. Die in der Ukraine aufgewachsene Katja Seebach, Mitorganisatorin und Inhaberin des Fachlädles in Bretten, berichtete indes von Verwandten und Freunden, die noch in der Ukraine sind: „Es ist schwer, darüber zu sprechen. Danke für Euer Mitgefühl.“

Aber eigentlich drehte sich doch alles um die Musik. Und um es vorweg zu nehmen: Die Spielfreude nach den langen Corona-Einschränkungen war allen anzumerken.

Den Auftakt macht das Modern Music School-Ensemble. Lehrer und Schüler auf einer Bühne, perfortmen groovige Coverstücke: Otis Reading oder Louis Prima brachten Stimmung in die Stadtparkhalle. Danach Klassik, getragene Stücke von Johann Sebastian Bach für zwei Geigen.

Hendrik Böttcher
Emotionaler Beginn: Die Sängerin Oxana aus der Ukraine singt zum Auftakt die Nationalhymne der Ukraine, auch mit Begleitung von Hendrik Böttcher an der Gitarre. Foto: Thomas Rebel

Der muntere Ritt durch die Musikrichtungen setzte sich fort. Christine Link stand danach mit ihrer Band Five Against Billy auf der Bühne mit Powerrock und Rockabilly-Sound. Danach hatte das Session-Ensemble des Jazzclubs Bretten seinen Auftritt. Wie beinahe bei allen Bands am Abend waren im Vorfeld einige Musiker an Corona erkrankt, so dass von der Originaltruppe letztlich nur Peter Gropp auf der Bühne stand, mit eingesprungenen Musikern.

Einige Musiker im Vorfeld an Corona erkrankt

Andy Stiegler als Solist an der Gitarre machte es mit „Hurt“ von Johnny Cash emotional. Die Band „Empty Bullets“ hingegen rockten wie echte Rampensäue. Danach gab es Wild West-Sehnsucht von Stefan „Wuki“ Wukowitsch, als einziger Nicht-Erkrankter der Kraichgau Buffalos.

Hendrick Böttcher drehte danach mit seiner Band „Mother of Loudness“ ordentlich auf, stimmte aber im nächsten Act mit „Eliza’s Bakery“ an der Cajon wieder leisere Töne an.

Kurze Atempause verschaffte die Ziehung der Tombola. Auch hier sponserten Partner Preise im Wert von 2.500 Euro. Den Headliner des Abends „Sudden Inspiration“ als Coverband zu bezeichnen, wird der Musik nicht gerecht. Zwischen Klassikern aus Pop, Wave und Disco manövriert das Quartett stilsicher, auch kurz vor Mitternacht.

Ob der Abend eine Wiederholung erfährt? Verdient hätte er es.

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