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Unterhaltung für Senioren

Betreuung im Brettener Pflegeheim: Beim Glücksrad kommen die Erinnerungen

Mit einem täglichen Unterhaltungsprogramm bringt Anette Lechnauer Farbe, Freude und ein Stück Lebensqualität in den Alltag der Seniorenheimbewohner in Bretten. Beim Singen und Raten werden Erinnerungen wach.

Seniorenrunde
Bunte Stunde: Eine willkommene Abwechslung bietet Anette Lechnauer den Seniorinnen und Senioren im Brettener Pflegeheim im Brückle mit ihrem täglichen Unterhaltungsprogramm. Foto: Hansjörg Ebert

Auf der Pflegeheim-Station mit dem Ur-Brettener Namen Pfeiferturm/Simmelturm dreht sich das Glücksrad. Beim Buchstaben H bleibt es stehen. Jetzt sind Berufe an der Reihe. „Hutmacher“ ruft eine Dame in die Runde, „Handelsvertreter“, sagt der Senior im Sessel daneben. „Hosenträger“ lässt die resolute Moderatoren allerdings nicht gelten, doch bei „Hundefriseur“ drückt sie ein Auge zu.

Jeden Tag gibt es im evangelischen Altenpflegeheim in Bretten ein Unterhaltungsprogramm. Es wird gesungen und gespielt, geraten und gelacht, und zwischendurch kommt sogar Bewegung in die Sache. Etwa, wenn der Stoffball oder der Schaumstoffwürfel durch die Gegend fliegt und auf irgendeinem Feld des Quizteppichs zum Stillstand kommt.

Gute Fee in Aktion

Anette Lechnauer heißt die gute Fee, die seit nunmehr fünf Jahren beinahe jeden Tag Seniorenaugen zum Strahlen bringt. 30 Jahre lang war sie zuvor im Verkauf tätig, 2016 hat sie sich zur Betreuungskraft umschulen lassen.

Von Montag bis Freitag bietet sie die Gruppe an, samstags steht Einzelbetreuung auf dem Plan. Den Gemeinschaftsraum hat sie liebevoll dekoriert. Ein altes Radio steht auf der Kommode, dazu Blumen und bunte Tücher und je nach Thema als Anschauungsmaterial eine Leiter oder Bilder. Und Liedblätter.

Gedächtnistraining läuft immer mit

Für die zwölf Seniorinnen und Senioren sind diese Stunden eine willkommene Abwechslung im ansonsten eher langweiligen und mitunter einsamen Heimalltag. Und für manche sogar noch mehr. Das Glücksrad bleibt beim Buchstaben K stehen, jetzt sind Städte an der Reihe: Köln, Koblenz, Kassel, Karlsruhe, so kommt es wie aus der Pistole geschossen.

Die Alten sind voll dabei, Erinnerungen werden wach. „Kopenhagen, da war ich schon mal“, erzählt eine Frau im Rollstuhl. Und wie war das noch mit Köpenick? Das Gedächtnistraining läuft nebenbei immer mit.

Weiter geht es mit Tieren. Die grauen Zellen rattern. Giraffe, Gans und Graureiher. „Den sehe ich jeden Tag beim Spazierengehen“ , berichtet die Moderatorin. Erinnerungen aus der Kindheit kommen hoch. Und bei den Namen - Otto, Oswald, Oskar, Ottilie oder Olga sind es sogar Gesichter.

Lieblingslieder erklingen

Wo hat die Quizmasterin nur die vielen Ideen her: „Alles Fantasie“, sagt die putzmuntere Bruchsalerin, die auch die Bundesseniorenspiele erfunden hat. Dabei werden alle Glieder gereckt und alle Sinne beansprucht. Besonders beliebt sind die alten Lieblingslieder, die Lechnauer aus ihrem Smartphone tönen lässt. Bei „Kein schöner Land“ stimmen sogar manche mit ein oder summen mit. Und manchen der stärker dementen Teilnehmer huscht ein Lächeln übers Gesicht. Die Reime sind es, die hängen geblieben sind.

„Empathie muss man mitbringen und Freude am Umgang mit den alten Menschen“, sagt Anette Lechnauer, die ihre Halbtagsstelle im Wechsel mit ihrer Kollegin Ute Meingast absolviert. „Morgen spielen wir Bingo“, kündigt die Showmasterin zum Ende der Stunde an. „Danke fürs Mitmachen, einen guten Appetit beim Abendessen und schlaft gut“, verabschiedet sie sich. Doch damit ist der Job noch nicht vorbei. Vor Beginn des Treffens hat sie alle weniger mobilen Teilnehmer mit Rollstuhl oder Rollator abgeholt, jetzt bringt sie sie auch wieder zurück.

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