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Über die Kraft der Wörter

Brettener Autor ist fasziniert von der Sprachkunst

Manfred Gessat aus Bretten hat bereits vier Bücher geschrieben. In seinem Beruf als Arzt hat er erfahren: Menschen erzeugen ihre Welt durch Sprache.

Autor Manfred Gessat in seinem Zuhause in Bretten. Der frühere Arzt und Psychotherapeut hat vier Bücher geschrieben und hält Vorträge. Ihn fasziniert die Sprachkunst.
Autor Manfred Gessat in seinem Zuhause in Bretten. Der frühere Arzt und Psychotherapeut hat vier Bücher geschrieben und hält Vorträge. Ihn fasziniert die Sprachkunst. Foto: Claudia Pospieszczyk

Lesen ist für Manfred Gessat ein existenzielles Bedürfnis. Viele Jahre arbeitete Manfred Gessat als Internist und Psychotherapeut und stellte fest: „Menschen erzeugen ihre Welt durch Sprache.“ Dieser Vorgang wird laut Gessat in der sprachlich engagierten Literatur mit aller ihr zur Verfügung stehenden Fantasie variantenreich wiederholt und reflektiert.

Gessat wurde in Heidelberg geboren und wuchs in Meckesheim auf. Das Lesen begleitet ihn seit seiner Kindheit. „Ich entdeckte, dass es auch schöne Welten gibt und habe mich darin verloren“, erinnert er sich. Er habe zu Sprache und Texten schon immer eine kritische Haltung gehabt.

Den Ursprung seiner gesteigerten Achtsamkeit vermutet er in der Nachkriegszeit. Seine Eltern betrieben damals einen Kolonialwarenladen. In der Nachkriegszeit bekam Manfred Gessat viele Gespräche mit, bei denen er Spannungen spürte. „Die bedrückende Atmosphäre des Schweigens und Verschweigens förderte nicht unbedingt das kindliche Vertrauen, erwachsenen Worten blindlings zu trauen“, sagt der Brettener rückblickend.

Schweigen der Nachkriegszeit förderte seine Haltung

Der 74-Jährige begann vor sechs Jahren mit dem Schreiben. Oftmals abends, bis tief in die Nacht, schrieb er bis heute insgesamt vier Bücher: „Fluchtgedanken – Hermann Hesses Maulbronner ,Geniereisle‘“, „Pindars Flug und Klopstocks Größe – Hölderlin in Maulbronn“, „Über Friedrich Hölderlins Hälfte des Lebens“ sowie „Tolle Leute – Eine literarische Reise durch Wolfgang Herrndorfs tschick“.

Manfred Gessat schreibt nicht autobiografisch, sondern hält Vorträge über Literatur. Seine Bücher bezeichnet er als kleine Literatur-Denkmäler, die gehaltvoll sind. Sie sind für ihn liebgewonnene Erinnerungen an das, was Literatur einmal war und noch immer sein kann. „Meine Vorträge fanden nicht zufällig im Literaturmuseum Maulbronn statt“, sagt er.

Im Mittelpunkt seines Interesses an Literatur steht die Sprachkunst beziehungsweise der geschriebene Text. „Menschen, die mit Sprache umgehen können, interessieren mich“, erzählt Manfred Gessat. Für ihn müssen sich Autor und Leser um einen kunstvollen Text bemühen. „Dazu braucht es Wissen und Bildung, nicht nur Gefühle“, betont der 74-Jährige.

Wirklich Neues kann man nur Nicht-Lesern erzählen.
Manfred Gessat
Autor

In seinen Vorträgen nimmt er die Zuhörer mit auf eine Reise in die Tiefschichtigkeit von Büchern. Für Manfred Gessat ist alles Bedeutsame über den Menschen bereit vor Jahrtausenden gesagt. „Moderne sprechen nur in Zitaten. Romane wissen das. Wirklich Neues kann man nur Nicht-Lesern erzählen“, sagt er. Sprachkunst ist für ihn, Bekanntes so zu formulieren, als würde man es zum ersten Mal hören. „Dieses Irritationspotenzial von Sprache und sich um das zu bemühen, was nicht gesagt wurde, faszinieren mich“, betont Manfred Gessat.

Er kann sich vorstellen, eine kleine Veröffentlichung über Hermann Hesses „Unterm Rad“ zu schreiben und einen Vortrag in Maulbronn zu halten. „Aber das muss spontan kommen“, sagt er.

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