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Austausch und Unterstützung

Brettener Pflegende berichten von Herausforderungen

Bei einem „Abend für pflegende Angehörige“ schilderten Betroffene persönliche Erfahrungen. Ehrenamtliche des ökumenischen Hospizdiensts Bretten gaben Ratschläge. 

Eine Frau hält im Hospiz die Hand einer todkranken Bewohnerin.
Ein Abend für pflegende Angehörige in Bretten bot Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch und Informieren über Unterstützungsangebote. Foto: Norbert Försterling picture-alliance/ dpa

Zu einem „Abend für pflegende Angehörige“ hat am Donnerstag der ökumenische Hospizdienst Bretten ins Bernhardushaus eingeladen. Im kleinen Kreis versammelten sich Betroffene, um ihre Erfahrungen mit der Pflege ihrer Liebsten zu teilen sowie Ratschläge und Hilfsangebote von den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hospizdienstes zu erhalten.

„Für viele Menschen ist die Pflege eines kranken oder sterbenden Familienmitglieds eine immense Herausforderung, die nicht nur physisch, sondern auch emotional sehr belastend sein kann“, wusste Sophie Werning.

Die Koordinatorin des ökumenischen Hospizdienstes leitete die Veranstaltung, regte Gespräche an und beantwortete viele offene Fragen. „Manchmal kommt es aber auch einfach nur darauf an zuzuhören“, meinte Werning.

Brettener erzählen bewegende Geschichten

In der kleinen Gesprächsrunde, die am Donnerstagabend aus drei Betroffenen und zwei Ehrenamtlichen des Hospizdienstes bestand, fand so mancher den Mut über seine persönliche Situation zu sprechen. So auch ein 83-jähriger Rentner aus Bretten.

Seit 60 Jahren ist er mit seiner mittlerweile 79-jährigen Frau verheiratet. „Ins Heim wollten wir nie. Und das blieb auch so, als sie krank wurde“, sagte der Senior, der nun weitestgehend alleine den gemeinsamen Haushalt führt und sich um seine pflegebedürftige Ehefrau kümmert.

Egal, was ich versuche, sie trinkt kaum Wasser.
83-jähriger Rentner aus Bretten

Eine große Herausforderung sei es derzeit, seine Frau dazu zu bringen, ausreichend zu trinken. „Egal, was ich versuche, sie trinkt kaum Wasser“, berichtete der 83-Jährige. Zwei Tassen Kaffee am Tag seien „das höchste der Gefühle“. Zumindest hätten sie es zusammen geschafft, einen Platz in einer Tagespflege zu finden. „Zweimal in der Woche ist sie nun außer Haus. Unter Menschen blüht sie dann auf“, erklärte der pflegende Rentner. Dann sei auch das Trinken kein Problem mehr.

„Mit diesen Spannungen und Sackgassen sind pflegende Angehörige immer wieder konfrontiert“, merkte Sophie Werning an. Oftmals hätten Pflegende und Zu-Pflegende sich durch die immer gleichen Tagesabläufe zu kämpfen. „Neutrale Einflüsse und Abwechslung sind daher wichtig“, so die Hospizdienst-Koordinatorin.

Im Laufe des Abends teilten weitere Teilnehmer ihre persönlichen Geschichten und berichteten von den Höhen und Tiefen, die sie in der Pflege ihrer Angehörigen erlebt haben. Von emotionalen Momenten bis hin zu praktischen Herausforderungen – die Bandbreite der Erfahrungen war groß.

„Ich würde meine Frau niemals im Stich lassen“

Trotz aller Schwierigkeiten betonten alle, wie wichtig es sei, in herausfordernden Zeiten nicht alleine zu sein und auf die Unterstützung von Freunden, Familie zählen zu können. „Ich würde meine Frau niemals im Stich lassen“, sagte ein 87-Jähriger.

Seine 83-jährige Frau könne kaum noch Laufen. Er übernehme deswegen viele Aufgaben. Aktuell lerne er das Kochen. „Sonst hat das immer meine Frau gemacht. Jetzt erklärt sie mir, was tun ist“, berichtete der Brettener.

Alle 14 Tage komme ein Pflegedienst, der beim Putzen helfe. „Das Staubsaugen ging mir nach einer Zeit sehr auf den Rücken“, meinte der Rentner. All das sei sehr anstrengend.

Gute Pflege beginnt bei der Selbstfürsorge.
Robert Austen
Diakon

„Gute Pflege beginnt bei der Selbstfürsorge“, erklärte Diakon Robert Austen. Im Zweifel komme es darauf an, sich als Pflegender auch mal eine Auszeit zu gewähren. Es gebe dafür mittlerweile verschiedenste Angebote. Tagespflegen, Tageshospize, zeitlich begrenzte Aufenthalte in Altersheimen und gemeinsame Rehas könnten für Entspannung und Abwechslung sorgen. Der Hospizdienst könne außerdem mit Seelsorgeangeboten unterstützen.

„Es war sehr bewegend zu sehen, wie offen die Teilnehmer über ihre Erfahrungen gesprochen haben“, sagte Sophie Werning, die die Gelegenheit nutzte, um über weitere Angebote des ökumenischen Hospizdiensts zu sprechen. 14 Ehrenamtliche seien derzeit in Bretten und Umgebung im Einsatz. Der Dienst sei zwar ein gemeinsames Angebot von katholischer und evangelischer Kirche, aber richte sich an alle Konfessionen.

Ferner unterstützen die Helfer nicht nur bei der Betreuung von Sterbenden, Schwerstkranken und Trauernden, sondern leisten auch Vermittlungsarbeit bei der Kontaktaufnahme mit anderen Hilfsangeboten, wie dem Pflegestützpunkt des Landkreises. „Über Verstärkung würden wir uns freuen. Es brauchen immer mehr Menschen Unterstützung“, sagte Koordinatorin Werning. Helfen könne jeder, der motiviert ist. Für Schulungen und Fortbildungen sorge der Hospizdienst.

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