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Kirchen in der Krise

Für die Kreuzkirche in Bretten steht die Finanz-Ampel auf Rot

Die evangelische Landeskirche Baden muss sparen. Welche Immobilien weiter bezuschusst werden, soll mit einem Ampelsystem entschieden werden. Bei der Kirchengemeinde Bretten-Gölshausen hat man sich Gedanken gemacht.

Pfarrer Dieter Becker-Hinrichs spricht zu Teilnehmern der Versammlung in der Kreuzkirche
Zukunft ist ungewiss: Nach dem Gottesdienst informiert Pfarrer Dietrich Becker-Hinrichs in der Kreuzkirche rund 40 Gläubige über die Planungen der Landeskirche. Zur Finanzierung des Gotteshauses in Bretten stehen verschiedene Vorschläge im Raum. Foto: Florian Ertl

Um die beiden großen Kirchen in Deutschland steht es zunehmend schlechter. Immer mehr Menschen entscheiden sich für die Konfessionslosigkeit. Es werden weniger Kinder getauft, Gotteshäuser drohen zu verwaisen.

Die Einnahmen durch die Kirchensteuer könnten bereits in wenigen Jahren massiv einbrechen. Die Kirchengemeinden stellt das beispielsweise bei der Instandhaltung der eigenen Gebäude vor große Probleme.

Gemeinden sollen Gebäude nach Ampelsystem bewerten

Am Palmsonntag fand im Anschluss an den Gottesdienst in der Kreuzkirche eine öffentliche Gemeindeversammlung der Kirchengemeinde Bretten-Gölshausen statt. Einziger Tagesordnungspunkt: die Zukunft der Gemeindegebäude, insbesondere der drei Kirchen.

Pfarrer Dietrich Becker-Hinrichs informierte gut 40 interessierte Gläubige über die aktuellen Planungen der evangelischen Landeskirche in Baden. Diese sehe zur Einschätzung der Lage ein Ampelsystem vor, nach dem entschieden werden soll, welche Bauten zukünftig noch finanziell von der Landeskirche gestützt werden.

Jeder Bezirk soll dabei selbst einschätzen, wie er seine Gebäude eingruppiert.
Dietrich Becker-Hinrichs, Pfarrer

„Jeder Bezirk soll dabei selbst einschätzen, wie er seine Gebäude eingruppiert“, erklärte Becker-Hinrichs. Der Kirchengemeinderat habe sich zu den Immobilien in Bretten und Gölshausen Gedanken gemacht.

„Wir sind zum Schluss gekommen, dass die Stiftskirche zusammen mit dem anliegenden Gemeindehaus weiterhin durch die Landeskirche mitgetragen werden soll“, berichtete der Pfarrer. Die beiden Bauten würden daher in die grüne Kategorie eingeordnet werden.

Neuer Ansatz zur Finanzierung: Kreuzkirche könnte für Trauungen vermietet werden

Die Kirche in Gölshausen solle den Status „gelb“ bekommen. „Das Schicksal der Immobilien in dieser Kategorie ist bis zum Jahr 2050 offen. An und für sich wird die Kirche wohl weiter bezuschusst“, schilderte Becker-Hinrichs.

Die Kreuzkirche soll auch noch in Zukunft erhalten bleiben. Hier werden keine Abrissbagger rollen.
Frank Abele, Mitglied des Strukturausschusses

Bei der altehrwürdigen Kreuzkirche in der Unteren Kirchgasse stehe die Ampel nun aber auf Rot. „Damit wollen wir diesen Bau auf gar keinen Fall abwerten. Die Kreuzkirche soll auch noch in Zukunft erhalten bleiben. Hier werden keine Abrissbagger rollen“, versicherte Frank Abele, Mitglied des Strukturausschusses und Bezirksgemeinderat.

Bei diesem Gotteshaus sei man aber am zuversichtlichsten, dass es auch ohne Finanzierung durch die Landeskirche bestehen könne.

Abele brachte hier die Gründung eines Fördervereins ins Spiel. „Es wäre auch denkbar, dass wir die Kirche für Hochzeiten von Konfessionslosen öffnen und die Kirche für Trauungen vermieten“, so der Kirchengemeinderat.

Gläubige wollen sich für Kirchen einsetzen

Organist Martin Kares begrüßte diesen Vorschlag. „Einen Verkauf unserer Arbeiter- und Bauernkirche ist abzulehnen. Wir werden uns dafür einsetzen, dass es auch ohne Finanzspritzen der Landeskirche so bleibt, wie es jetzt ist“, sagte Kares.

Weitere Gemeindemitglieder äußerten sich grundsätzlich positiv zu den vorgebrachten Plänen. „Ich bin erleichtert. Die ganze Zeit habe ich gehofft, dass es nicht unsere Kirche treffen wird“, meinte eine Gläubige aus Gölshausen.

Andere erklärten ihre Bereitschaft zum Mitwirken an der möglichen Gründung eines Fördervereins für die Kreuzkirche. „Kirche lebt von uns. Wir müssen unseren Teil dafür leisten, dass es weiter geht“, fand der Brettener Markus Segler.

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