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Ökologischer Schaden ist immens

Löschwasser im Kraichbach: Hunderte Fische sterben nach Brand in Flehingen

Kollateralschaden bei der Brandbekämpfung in Oberderdingen-Flehingen: Weil Löschwasser in den Kraichbach gelangt, sterben Hunderte Fische. Der Angelverein sieht sich um Jahre zurückgeworfen.

Tote Fische
Hunderte tote Fische hat der Angelverein Flehingen aus dem Kraichbach gefischt. Todesursache war aller Wahrscheinlichkeit nach kontaminiertes Löschwasser, das in den Bach gelangt war. Foto: Georgios Lazoudis

Einige hundert Fische nebst Kleinstkrebstiere haben den Brand in der Flehinger Recyclinganlage nicht überlebt. Mitglieder des Flehinger Angelvereins haben am Dienstag eine große Menge an toten Fischen aus dem Bachlauf gefischt.

Der Verein sieht sich in seinen Bemühungen um eine Renaturierung des Bachlaufs und seiner Tierwelt in Oberderdingen um viele Jahre zurückgeworfen. „Es wird sicher sechs bis acht Jahre dauern, bis wir wieder da sind, wo wir vor dem Brand waren“, sagt der Vereinsvorsitzende Georgios Lazoudis.

„Irgendwie muss verunreinigtes Löschwasser in den Bachlauf gelangt sein“, erklärt der Vereinschef. Daraufhin habe es eine extreme Schaumbildung gegeben, alle Fische und alle anderen Lebewesen im Wasser seien verendet.

Geschehen sei dies beim Flehinger Kreisel bei der Tankstelle. Von dort ziehe sich das Fischsterben bis nach Kraichtal-Gochsheim. Auch dort seien tote Fische aus dem Gewässer gefischt worden.

Nach Brand in Oberderdingen-Flehingen: Viele Fische mit Nachwuchs verendet

Der Angelverein spricht von mehreren hundert verendeten Fischen, wobei man die kleineren schon gar nicht mehr eingesammelt habe. Und dies nur auf einer Strecke von zweimal 800 Metern. Der ökologische Schaden sei immens. Denn die Muttertiere sind verendet, wie auch die Jungtiere.

Tote Fische sind am Kraichbach in Oberderdingen aneinandergereiht.
Hunderte Fische sind nach Angaben des Angelvereins im Kraichbach verendet. Foto: Georgios Lazoudis

Die Fische hat der Angelverein eingesetzt, er hegt und pflegt die Brut. Die Fische werden rausgeangelt und immer wieder eingesetzt. Aktuell könne man jedoch noch keinen Neubestand einsetzen.

Wir hatten etwa 20 Minuten, in denen Löschwasser an einer Stelle unkontrolliert auf die Straße gelaufen und von dort über ein Regenrückhaltebecken in den Bach gelangt ist.
Thomas Meffle
Feuerwehrkommandant von Oberderdingen

Der Oberderdinger Feuerwehrkommandant Thomas Meffle räumt das Debakel ein. „Wir hatten etwa 20 Minuten, in denen Löschwasser an einer Stelle unkontrolliert auf die Straße gelaufen und von dort über ein Regenrückhaltebecken in den Bach gelangt ist“, bedauert Meffle.

Er schätze, dass etwa 1.000 bis 2.000 Liter Wasser so in den Bach geflossen seien und dort eine Kettenreaktion ausgelöst hätten. Insbesondere das bei der Brandbekämpfung eingesetzte Schaummittel, das mit dem Löschwasser in den Bach gelangte, sei für die Fische verhängnisvoll gewesen.

Die Gewässerschutzbeauftragte der Unteren Wasserschutzbehörde des Landratsamts sei die ganze Nacht und auch am Dienstag noch vor Ort gewesen. „Mit der haben wir die nötigen Maßnahmen besprochen“, erklärt der Feuerwehrkommandant.

So habe man an verschiedenen Stellen belastetes Wasser samt Schaum mit Saugwagen aus dem Bach gepumpt und fachgerecht entsorgt sowie den Bereich mit angestautem Frischwasser gespült und verdünnt. Für viele Fische kamen diese Maßnahmen allerdings zu spät.

„Nachdem das betriebliche rund 200 Kubikmeter fassende Löschwasserrückhaltesystem der Firma voll war, floss in der Nacht des 10. Juli rund ein Kubikmeter (1.000 Liter) Löschwasser in den Regenwasserkanal, der in den Kraichbach entwässert“, bestätigt auch das Landratsamt.

Weiteres Löschwasser sei dann vollständig in die Schmutz-/Mischwasserkanalisation eingeleitet und in dem Staukanal am Kreisel L554 (RÜB Kreuzgarten) zwischengespeichert.

Löschwasser landet im Kraichbach: Feuerwehr pumpt Schaum ab

Am frühen Morgen des 11. Juli gegen vier Uhr sei auch hier eine geringe Menge Löschwasser in den Kraichbach abgeschlagen worden. Im Bereich der Einleitung des Löschwassers in den Kraichbach habe die Feuerwehr aufschwimmender Schaum und Schlieren abgepumpt. Das weitere Löschwasser sei durch das Kanalnetz von Flehingen in Richtung des Havariebeckens der Kläranlage geleitet worden.

Schaum im Bach
Schaummittel, das bei der Brandbekämpfung eingesetzt wurde, könnte den Fischen im Kraichbach zum Verhägnis geworden sein Foto: Georgios Lazoudis

„Das Umweltmanagement bei einem solchen Feuerwehreinsatz läuft bereits in der ersten halben Stunde an“, informiert Meffle weiter. Man habe den Wassermeister der Gemeinde vor Ort und informiere umgehend die Kläranlage, damit diese die entsprechenden Vorkehrungen treffen können.

Die Feuerwehr habe Wasserproben des Löschwassers und des Kraichbachs erhoben, die Analysen lägen inzwischen vor, teilt das Landratsamt weiter mit. Die Ergebnisse würden im Moment von Fachleuten bewertet. Auch im Havariebecken der Kläranlage Oberderdingen erfolgten Wasseranalysen, der Kraichbach werde regelmäßig kontrolliert.

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