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Alarm an Leopold-Feigenbutz-Schule

Hersteller des Amok-Melders von Oberderdingen zweifelt an Defekt

Laut Unternehmen widersprechen die Sicherheitsvorkehrungen am Gerät und das Melde-Protokoll der Annahme eines technischen Fehlers

Ein Amok-Alarm-Sender, ein kleines rot-schwarzes Gerät liegt in der Hand des Firmenchefs von Meicnologic, die die Sender herstellt.
So sieht der Amok-Alarm-Handsender aus, der am Dienstag an der Leopold-Feigenbutz-Realschule in Oberderdingen den Fehlalarm ausgelöst hat. Er liegt in der Hand von Ralf Knobling, einem der Geschäftsführer des Herstellers Meiknologic. Foto: Ralf Knobling

Beim Amok-Alarm an der Leopold-Feigenbutzschule (LFR) in Oberderdingen geht die Polizei bislang von einem technischen Defekt aus. Diesen Kenntnisstand bestätigt Oberderdingens Bürgermeister Thomas Nowitzki (CDU) auf Anfrage. Laut Pressestelle des Polizeipräsidiums Karlsruhe seien die zuständigen Kollegen aber erst am Donnerstag wieder erreichbar.

Nicht nach einem technischen Defekt klingt dagegen, was Ralf Knobling den BNN zum bisher bekannten Hergang sagen kann. Er ist Geschäftsführer der Firma Meiknologic. Diese stellt im hessischen Darmstadt exakt diese Handsender eigens für Amok-Alarme her.

Auch der fragliche Sender, der an der LFR in Oberderdingen den Amok-Alarm auslöste, stammt von seiner Firma. Darum wurde Knobling am Dienstag auch von der Schule hinzugezogen, um das Melde-Protokoll online aus der Ferne auszulesen. „Wie sich ein technischer Defekt definiert, ist die Frage“, sagt Knobling, denn das Protokoll lässt Zweifel zu.

Zwischen etwa 8.30 Uhr und 11.30 Uhr wurde das Gerät laut Protokoll viermal betätigt, sagt Knobling. „Es muss aber auch binnen zehn Sekunden zweimal gedrückt werden, um auszulösen, sonst schaltet sich der Alarm wieder ab“, erklärt der Unternehmer der Firma Meiknologic.

Schutzkappe verhindert in der Regel versehentliches Auslösen eines Alarms

Bei den Amok-Alarm-Handsendern handelt es sich um kleine, portable Geräte mit Schutzkappe. Diese Kappe aus hartem Kunststoff schützt in aller Regel vor versehentlichem Auslösen. An der LF-Realschule seien rund 50 solche Handsender ausgegeben worden. Knobling nimmt an, dass jeder Lehrer einen bei sich trägt. Das nimmt auch Bürgermeister Nowitzki an, will sicher aber noch mit dem Rektor der LFR in Verbindung setzen, auch, um das Protokoll zu besprechen.

Da ist einiger Druck nötig, um trotz Schutzkappe den Alarm auszulösen.
Ralf Knobling
Geschäftsführer von Meiknologic, Hersteller von Amok-Alarm-Sendern

Wie ein versehentliches Auslösen möglich sei, kann Knobling nur mutmaßen: Bei der Übergabe seitens eines Lehrers an den nächsten könne ein Amok-Alarm-Handsender schon mal offen auf einem Tisch liegen. Er habe schon einmal erlebt, dass ein Schüler sich einen dann für die Eltern teuren Streich erlaubte. Aber das sei natürlich Spekulation, sagt er.

Auch sei denkbar, dass ein Buch oder Heft auf den Amok-Alarm-Sender zu liegen komme. Wenn sich dann jemand aufs Gerät stütze, wäre ein Auslösen denkbar, wenn auch unwahrscheinlich.

Zwei Impulse binnen zehn Sekunden sind nötig für einen Alarm

Denn dass trotz Schutzkappe binnen zehn Sekunden zweimal gedrückt werde, wäre ein großer Zufall. „Mit Kappe ist schon einiger Druck auszuüben“, sagt Knobling. Dennoch hat er auch das in den letzten zehn Jahren etwa dreimal erlebt, sagt der Firmenchef von Meiknologic.

In der Regel läuft die Alarmmeldung zunächst an eine Art Zentralrechner. Dieser gehört zur Anlage der Firma Meiknologic. Er ist ebenfalls in der Schule untergebracht. In der Folge sind aber verschiedene Wege des Weiterleitens denkbar. Oft stelle die Polizei hohe Anforderungen an eine direkte Leitung zu ihrem Netz. Darum seien Weiterleitungen des Alarms an Hausmeister oder Wachdienste die Regel. Wie das in Oberderdingen geregelt sei, wisse er aber nicht.

Bürgermeister will das Protokoll mit dem Schul-Rektor auslesen

Die Polizei gibt zu Alarmierungsketten oder anderen taktischen Einsatzmaßnahmen, wie auch zu Einsatzbewertungen keine Auskünfte. Die Zurückhaltung sei nötig, um polizeiliche Ermittlungen nicht zu gefährden, heißt es.

Laut Oberderdingens Bürgermeister Nowitzki konnte das Protokoll am Dienstag, dem Tag des Amokalarms, wegen eines vorangegangenen Stromausfalls vor Ort nicht ausgelesen werden. Er wolle das zügig mit dem Schulrektor nachholen, sagte er.

Nowitzki habe am Tag des Alarms die Feuerwehr gebeten, ihre Fahrzeuge noch nicht zu starten, da er vom mutmaßlichen Fehlalarm gehört und davon ausgegangen war. „Das hätte weitere Kosten verursacht“, so der Bürgermeister.

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