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Liederabend

Wie der Gesangverein Oberderdingen gegen den Mitgliederschwund ankämpft

Der Gesangverein Oberderdingen will mit einem Projektchor auch junge Leute ansprechen. Besonders Männer sind Mangelware.

Unter der Leitung von Philipp Lingenfelser initiierte der Gesangverein Freundschaft-Harmonie aus Oberderdingen einen Projektchor, um neue Stimmen zu gewinnen.
Unter der Leitung von Philipp Lingenfelser hat der Gesangverein Freundschaft-Harmonie aus Oberderdingen einen Projektchor initiiert, um neue Stimmen zu gewinnen. Foto: Nina Tossenberger

Mit einem Projektchor will der Gesangverein Freundschaft-Harmonie aus Oberderdingen wieder mehr Menschen fürs Singen begeistern. Chorleiter Philipp Lingenfelser startete unter dem Motto „Komm an Bord!“ bereits seinen zweiten Anlauf in diesem Jahr.

„Anfang des Jahres konnten mit dem Frauenprojekt gezielt Sängerinnen angesprochen werden, die nun fest im Chor mitsingen. Es ist schön zu sehen, dass viele darin ein neues Hobby fanden“, sagt Wolfgang Treffinger, Vorsitzender des Gesangsvereins. Schwierig sei es jedoch, junge Leute zu begeistern. Mit zehn neuen Sängerinnen und Sängern erweitere sich der Chor auf 60 Mitglieder.

Projektchor führt drei Lieder in Oberderdingen auf

Bereits seit zehn Jahren bringt Lingenfelser unerfahrene Sängerinnen und Sänger auf die Bühne. „Nach den Sommerferien haben wir angefangen mit diesem Projekt und studierten drei Lieder ein“, berichtet Lingenfelser. Über die Ergebnisse zeigte er sich sehr zufrieden. Der Projektchor führte am vergangenen Samstag die Lieder „Wellerman“, „Beyond The Sea“ und „Drunken Sailor“ beim Liederabend in der Aschingerhalle auf.

Wolfgang Treffinger begrüßte die Gäste in Oberderdingen. Neben dem Männerchor aus dem Heilbronner Stadtteil Böckingen traten drei Chöre aus Bahnbrücken, je ein Chor aus Kraichtal-Münzesheim und Bretten-Büchig auf. So unterschiedlich wie die Chöre waren auch die Musikrichtungen: Es gab Schlager, Pop, Orchestral Pop und Rock.

Stimmungsvoll sang der Frauenchor aus Bahnbrücken „Nothing Else Matters“ von Metallica und „Skyfall“ von Adele. Bei „Marmor, Stein und Eisen bricht“ vom Männerchor aus Bahnbrücken sangen die Gäste mit.

„Wir kommen schon lange hierher und freuen uns auf neue und bekannte Lieder“, berichtete Renate Dreier aus Bretten. Ewa Koziel-Paulus genoss mit Freunden sichtlich die gute Atmosphäre und sang auch gerne mit.

Sänger schmettern Seemannslieder in der Aschingerhalle

Passend zum Motto „Komm an Bord!“ erwiesen sich Seemannslieder als passend. „Die Lieder gehen gut ins Ohr, schaffen eine stimmungsvolle Atmosphäre und sind auch für Anfänger gut geeignet“, sagte Sängerin Ute Hauser, die zusammen mit Elisabeth Nowak vor sieben Jahren zum Singen kam.

„Wir sind damals über einen Projektchor dazu gekommen, als wir Queen aufgeführt haben“, erzählt Elisabeth Nowak. Die zeitliche Begrenztheit derartiger Projekte mache es für viele attraktiver.

Die Hemmschwelle, in eine bestehende Gruppe einzusteigen, liege für viele höher, ist sich Wolfgang Treffinger bewusst. Seit 15 Jahren bemüht sich der Gesangverein Freundschaft-Harmonie Oberderdingen diese Hemmschwelle abzubauen.

„Die harmonische Atmosphäre und die gute Organisation haben uns direkt angesprochen. Wir haben hier sehr schnell Freundschaften geschlossen“, versichert Sängerin Nowak.

Pia Günthner ist eine von zehn, die den Weg zurück zur Musik gefunden hat. Anfängliche Befürchtungen, zu wenig Gesangserfahrung zu haben, wurden schnell zerstreut: „Die Atmosphäre war von Anfang an sehr freundlich. Wir wurden sofort gut aufgenommen“, erzählt sie begeistert.

Was oftmals fehle, seien männliche Stimmen. „Männer haben andere Interessen“, vermutet Dieter Abstein, der ebenso durch den Projektchor zum Singen gekommen ist.

„Der Spaß steht im Vordergrund, ohne Gesangswettbewerbe“, betont Treffinger. Der Chor strebe selbstverständlich dennoch durch regelmäßiges Proben eine positive Weiterentwicklung an.

Projektchor Oberderdingen singt auch in Mundart

Der englische Song „Wellerman“ wurde mit dem schwäbischen Titel „Ach, isch de Wellerman sche“ zum Besten gegeben. „Lokale Ausprägungen in der Sprache wurden in den Proben diskutiert. Selbst die Mundarten der Sängerinnen und Sänger der Oberderdinger Ortsteile sind uneinheitlich“, stellte Lingenfelser fest.

„Für mich war das kein Problem, ich komme aus dem Schwarzwald und kann Schwäbisch“, versicherte Günthner. Durch seine langjährige Erfahrung als Musiker wisse Lingenfelser, dass ohne Kompromisse keine Chorarbeit möglich sei. „Es gibt Lieder, die man einfach gerne singt, und es gibt Lieder, bei denen man wegen der Gemeinschaft mitsingt“.

Passend zur aktuellen Jahreszeit konnten die Gäste eine hausgemachte Kürbissuppe und einen Teller Maultaschensuppe zusammen mit einem lokalen Wein genießen. Emilia Spengler besuchte mit ihrer Familie das Abschlusskonzert, denn ihre Mutter singt im Frauenchor. „Es ist sehr schön hier und es motiviert mich, selbst im Chor zu singen“, sagt die Mittelstufenschülerin.

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