Skip to main content

Gesellschaft für Mykologie

Pilz des Jahres 2024 wächst in den Wäldern um Bretten

Schopftintlinge sind vielseitig einsetzbar. Die Pilze des Jahres können nicht nur gegessen werden, sondern haben auch eine heilende Wirkung – und lieferten Tinte zum Schreiben.

Alte und junge Schopftintlinge.
Alte und junge Schopftintlinge wachsen bei Bretten und Oberderdingen. Foto: Franz Lechner

Früher war die Hauptsaison für Pilzsammler meist gegen Mitte Oktober beendet, heute reicht sie manchmal schon fast bis in den Dezember hinein. So wie in diesem Jahr.

In den Wäldern rings um Oberderdingen und Bretten konnte man bis vor wenigen Tagen noch viele essbare Pilze finden. Darunter auch der von der Gesellschaft für Mykologie gerade zum Pilz des Jahres 2024 gewählte Schopftintling.

Während die meisten heimischen Pilzarten nicht wirklich von dem sich ändernden Klima profitieren, gehört der Schopftintling zu den wenigen Pilzarten, die in den letzten Jahrzehnten nicht seltener, sondern sogar eher häufiger geworden sind.

Auf stickstoffreichen Böden gedeihen Schopftintlinge am besten

Das liegt allerdings weniger am sich ändernden Klima, sondern daran, dass der Pilz zu den wenigen Organismen gehört, die mit den in den letzten Jahrzehnten stark veränderten Umweltbedingungen gut zurechtkommt. Im Gegensatz zu seinen Verwandten profitiert er nämlich von den hohen, vom Menschen verursachten Nährstoffeinträgen in die Natur.

Der ungewöhnliche Pilz gehört, wie beispielsweise auch Brennnessel und Brombeeren, zu den wenigen Organismen, die auf stickstoffreichen Böden besonders gut gedeihen. Deshalb findet man ihn häufig in Fettwiesen, in Parkanlagen und manchmal auch auf Rasenflächen in Gärten oder Sportanlagen.

Aber auch auf verdichteten Böden, wie beispielsweise auf häufig begangenen Waldwegen, gedeiht der essbare Pilz. Gesammelt wird er allerdings nur von wenigen Menschen.

Das liegt sicher vor allem daran, dass er rasch verdirbt. Nur so lange seine Hüte noch vollständig geschlossen sind, gilt er als hervorragender Speisepilz.

Nicht nur ein Speisepilz: Schopftintling kann als Heilmittel dienen

Aber jung ist er nicht nur lecker, in der alternativen Medizin gilt er auch als Heilmittel. Vor allem in der fernöstlichen Heilkunde wird er für seine Wirkung geschätzt: Er soll gut sein für die Verdauung, den Blutzuckerspiegel positiv beeinflussen und sogar das Wachstum von Tumoren hemmen.

Allerdings verdirbt der leckere Speisepilz schnell. Nur junge, weiße Exemplare sind zum Verzehr geeignet. Sobald der Schopftintling ein wenig älter wird und sich seine Lamellen von weiß zu rosa verfärben, kann man ihn nicht mehr verwerten.

Pilz-Tinte wurde zum Schreiben benutzt

Kurz darauf beginnt nämlich auch schon der Prozess, dem er und die verschiedenen anderen Tintlings-Arten ihren Namen verdanken: Sein Hut zerfließt regelrecht zu einer schwarzen, zähflüssigen Schmiere.

Diese tintenartige Flüssigkeit wurde früher tatsächlich als Tinte zum Schreiben benutzt. Noch heute sollen mehrere hundert Jahre alte, mit Schopftintling geschriebene Texte erhalten sein.

Ungewöhnlich ist auch, dass sich der Schopftintling teilweise auch von winzigen im Boden lebenden Fadenwürmern, den sogenannten Nematoden, ernährt. Das Mycel, also der eigentliche Pilzkörper, bildet Fangorgane, die ein die Nematoden lähmendes Gift absondern. Anschließend wachsen die Pilzfäden in die Fadenwürmer hinein und verdauen sie mithilfe spezieller Enzyme.

nach oben Zurück zum Seitenanfang