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Coaching mit live@school

Profis der SWR Big Band bringen Tipps für Jung-Jazzer ans MGB Bretten

Im Keller des Bronnerbaus in Bretten proben sie Stunde um Stunde für ihr besonderes Konzert am 9. März mit der SWR Big Band. Freude am Jazz eint 35 Gymnasiastinnen und Gymnasiasten.

Ein Mann mittleren Alters steht zwischen Schülerinnen und Schülern bei der Probe einer gymnasialen Big Band. Sie haben Saxofone, Trompeten und andere Instrumente in ihren Händen.
Sie lauschen, als Ian Cumming ihnen Tipps gibt. Der Posaunist der SWR Big Band ist in Bretten zur Probe der Big Band des Melanchthon Gymnasiums Bretten gekommen, um sie für einen gemeinsamen Auftritt zu coachen. Foto: Tom Rebel

Strahlende Trompeten, knackige Gitarren – es ist, als hebe sich der Vorhang zu einem 70er-Jahre-Film. Nach zwei Stunden intensiver Probenarbeit ist der Fortschritt hörbar: Die Big Band des Melanchthon Gymnasiums Bretten (MGB) spielt „In the Stone“ von Earth Wind and Fire schließlich einmal durch.

Neben Big-Band-Leiter Till Drömann fordert sie an diesem Tag noch einer: Ian Cumming. Der Posaunist der SWR Big Band fordert, fragt nach, lobt. Denn bald gilt es: Am 9. März swingen die gymnasialen Jung-Jazzer mit der SWR Big Band gemeinsam in der Stadtparkhalle.

Cummings Gehör erstaunt angesichts von 35 Gymnasiastinnen und Gymnasiasten. Und seine 34 Jahre Musiker-Erfahrung als Posaunist bei der SWR Big Band zeigen sich auch im Umgang mit den jungen Musizierenden. So fragt er, ob Bassist Paul die Dynamik seines Instruments regeln könne.

Ihr seid die wichtigsten Männer im ganzen Stück.
Ian Cumming
Posaunist der SWR Big Band zu Brettener Schülern

Sein Ziel ist, dass die Rhythmusgruppe beim Mezzo Forte an der Stelle leiser spielen möge. Das Stück Hayburner, im Original von Count Basie, lebt im Arrangement von Sammy Nestico von der Dynamik. Till Drömann schließt sich an. Denn danach steht ein Crescendo an, „wir wollen Note für Note mehr Intensität“, sagt Drömann.

„Ihr ändert den Sound der ganzen Band. Das muss euch bewusst sein“, sagt Cumming. Auch im nächsten Lob verdeutlicht die Verantwortung: „Ihr seid die wichtigsten Männer bei dem Stück“, sagt der SWR-Mann zu den Gitarristen Lionel und Felix. Als sie neu ansetzen, entsteht der gewünschte Drive. „Ja, so groovt das“, freut sich Cumming.

Im Bronnerbau Bretten weinen die Trompeten

Buchstäblich ist nun das Traben des Pferdes zu hören, um das es in „Hayburner“ geht. Laut Drömann kommt das Rennpferd stets „als letztes ins Ziel und verbrennt darum nur Heu“, wie Drömann sagt. Nun weinen die gedämpften Trompeten im Keller des Bronnerbaus in Bretten. Die Triolen schaukeln, und das Legato stützt die tragische Komik.

Cumming coacht als SWR-Profi die jungen MGB-Jazzer nicht alleine. Trompeter Karl Farrent und Tenor-Saxofonist Andi Maile, beide Kollegen Cummings bei der SWR Big Band, haben ebenfalls an ihrer Energie gearbeitet, sagt Drömann. Die Brettener MGB Big Band wurde mit drei anderen Big Bands aus Tübingen, Ulm und Marbach für das SWR-Format „live@school“ ausgewählt.

Die Schüler hörten davon, als sie mit Drömann im SWR Tonstudio in Stuttgart waren, um Stücke unter professioneller Leitung aufzunehmen.

Alle sind an ihren Instrumenten auf den Punkt gefordert

Inzwischen freut sich Drömann über den Fortschritt der „Band-Attitude, der Präsenz beim Spielen“, dem laut Trompeter Farrent wesentlichen Unterschied zwischen guten zu weniger guten Big Bands.

Sie bringen den Charakter der Stücke zum Klingen, gestalten die Artikulation zunehmend klarer. Keine Passage, keine Phrase tröpfelt am Ende mehr irgendwie aus. Jeder Instrumentalist ist auf den Punkt gefordert, auch die drei Sängerinnen und ein Sänger.

Ihr sollt so spielen, wie man singen würde.
Toll Drömann
Big Band-Leiter am Melanchthon Gymnasium Bretten

Mirja Zitterbart singt „A Night Like This“ von David Schreurs und Vince Degiorgio. Sofia Ouzounoglou tritt bei „Valerie“ von Amy Winehouse und Ana Crihan bei „Skyfall“ von Adele ans Mikro. Sänger Jonathan Graf gibt „Mack The Knife“ zum Besten, in einer Version von Pop-Ikone Robbie Williams mit Big Band. Das Original entstammt der Brechtschen Drei-Groschen-Oper.

Es ist ein schönes Stück Weg, bis die Band swingt, alle tight, also miteinander swingen. Sie sollen spielen, „wie man singen würde“, formuliert Drömann. Tatsächlich singt Cumming eine Passage aus „In The Stone“ vor. Die Gymnasiasten folgen nach etwas Gekicher. Und es zahlt sich aus. Was man singen kann, bleibt im Ohr.

Stundenlang übt Luna aus Bretten, bis auch das Solo sitzt

Auf Skyfall freut sich Gitarrist Felix Federmann, sagt der 15-Jährige. „Da hat man einfach Bond-Szenen vor Augen.“ Begeistert ist MGB-Posaunist Gregor Grimm von einigen Jazz-Klassikers. „In der Big Band kann ich mehr Melodien spielen als bei anderen Musikrichtungen.“

„Da kann man mehr lernen“, sagt Felix über den Anspruch der Big Band. Die 15-jährige Luna Caglar hat ein Piano-Solo bei „Dat Deer“. Das Stück von Bobby Timmons dreht sich um ein Kind in einem Laden, das von allem etwas fordert. „Das Solo sitzt“, sagt die 15-jährige. Seit Monaten übt Luna täglich mehrere Stunden.

Zum spannenden Repertoire der MGB Big Band gehören auch etwa „Superstition“ von Stevie Wonder, „Cute“ von Neal Hefti oder „Welcome To The Jungle“ von Rose, Slash, Stradlin’, McKagan und Adler. Die SWR-Profis folgen in der zweiten Hälfte des Konzerts. Beginn am 9. März ist um 19 Uhr, Einlass ab 18.15 Uhr. Laut Tourist-Information ist das Konzert seit wenigen Tagen ausverkauft.

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