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Gemeinsame Mahlzeit

Ramadan in der Ulu-Moschee: So brechen Brettener Muslime ihr Fasten

Die Ulu-Moschee in Bretten bietet während des Ramadans jedes Wochenende ein gemeinsames Fastenbrechen an. Wie die Zusammenkunft der Muslime dort abläuft.

Männer auf Bierbänken in einem Zelt
Muslime kommen in Bretten zum gemeinsamen Fastenbrechen vor der Ulu-Moschee zusammen. Foto: Sidney Huber

Es ist Punkt 20.10 Uhr und selbst auf der Straße hört man den Gebetsruf aus der Ulu-Moschee in Bretten. Die Sonne ist untergegangen und das Fasten darf gebrochen werden.

Hungrig beißen die Muslime am letzten Wochenende des Fastenmonats Ramadan in ihre süßen Datteln und trinken den ersten Schluck Wasser seit dem Sonnenaufgang am Morgen: Das ist das abendliche Ritual während des Ramadan, der am Dienstag nach 30 Tagen endet.

Nachdem das Fastenbrechen vollzogen ist, beginnen die muslimischen Gläubigen mit ihrem Gebet. Sie reihen sich hinter ihrem Imam auf, mit Blick in Richtung Mekka. Es herrscht eine andächtige Stimmung, als rund 20 Menschen synchron zu Boden sinken und gemeinsam still in Gedanken beten.

Nach dem Gebet verlassen die Gläubigen nacheinander die Moschee. Draußen ist es mittlerweile dunkel, nur noch die Straßenlaternen leuchten. Vor der Moschee wurde ein großes, weißes Zelt aufgebaut und eine lange Schlange von Menschen wartet darauf, die erste Mahlzeit seit Stunden zu bekommen. Vor dem Zelt werden Suppe, Hühnchen, Mandelreis und Gemüse ausgegeben, im Zelt warten bereits Fladenbrot und süß-duftendes türkisches Gebäck.

Das gemeinsame Fastenbrechen in Bretten kostet die Gläubigen nichts

Jedes Jahr fasten Muslime überall auf der Welt 30 Tage lang, von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Der genaue Zeitraum des Fastenmonats verschiebt sich von Jahr zu Jahr um zehn Tage.

Normalerweise ist es üblich, das Fasten zu Hause mit der Familie zu brechen, doch die Ulu-Moschee in Bretten bietet während des Ramadan auch ein gemeinsames Fastenbrechen an. Es findet jeden Freitag, Samstag und Sonntag statt. Zahlen muss man nicht dafür, jeder ist willkommen. Selbst Menschen anderer Religionen.

Am Samstag sind auch Muslime aus Heilbronn zur Ulu-Moschee gekommen, um gemeinsam das Fasten zu brechen. Die Zutaten für das Abendessen werden alle gespendet. Ein traditionelles Gericht gibt es für das Fastenbrechen nicht, an jedem Tag wird etwas anderes gekocht.

Zubereitet wird das Essen von den Frauen der Gemeinde. Sie haben einen eigenen kleinen Raum hinter der Moschee, getrennt von den Männern, die im großen Zelt zusammensitzen. Als das Essen beginnt, unterhalten sich die Männer rege. Wie eine große Familie erzählen sie einander von ihrem Tag oder ihrer Woche. Auch der Imam ist beim gemeinsamen Abendessen im Männerzelt mit dabei.

Die Frauen kochen die Mahlzeit und sitzen separat von den Männern

Der 15-jährige Dawood aus Bretten hat dieses Jahr zum ersten Mal gefastet. „Wenn ich morgens viel esse, ist es nicht schwer, bis abends durchzuhalten“, meint er. Aber vor allem sein Glaube helfe ihm durch das Fasten. Auch Bilal Bayrak ist beim gemeinsamen Fastenbrechen dabei, für ihn ist es aber nicht der erste Ramadan. Bereits seit 16 Jahren fastet er jedes Jahr. „Es ist nichts anderes als Intervallfasten. Man braucht Willensstärke, aber es ist sehr leicht, wenn man überzeugt ist“, meint er.

Natürlich sei der Anfang etwas schwierig, da sich der Körper erst an die Umstellung gewöhnen müsse. Besonders der Verzicht auf Zucker während des Tages sei eine Schwierigkeit. Doch nach einigen Tagen sei das Fasten kein Problem mehr. Im Alltag merke er keinen Unterschied, sagt Bayrak.

Gemeinsame Ziele verbinden die Brettener Fastenden

Manche Gläubige versuchten, während des Fastenmonats nicht zu viel zu arbeiten, um sich nicht zu überanstrengen, doch Bayrak findet, dass die Arbeit hilft, auf andere Gedanken zu kommen.

Nach so vielen Jahren des Fastens sei es sowieso nicht mehr die Vorfreude aufs Essen, die ihn durch den Tag begleite. Vielmehr freut sich Bayrak auf das abendliche Zusammensein mit der Familie, Freunden oder der Moscheegemeinde. Sich mit anderen auszutauschen, die das Gleiche durchmachen, die die gleichen Ziele haben, das sei einfach besonders schön.

Denn laut Bayrak geht es beim Ramadan nicht primär um das Fasten, sondern es geht vor allem darum, den Körper zu reinigen. Es gehe darum, gottesfürchtiger und spiritueller zu werden, man solle mehr beten, das Negative auslassen und über seine Ziele nachdenken. „Man kommt an Punkte, an die man sonst nicht kommen könnte.“

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