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Personalausfälle

Wieso die Brettener Rechbergklinik jetzt Betten sperren muss

Wer einen Termin für eine Hüftoperation hat, könnte dieser Tage Post von der Klinik bekommen: OP verschoben. Auch an der Brettener Rechbergklinik sind schon zehn Prozent der Betten gesperrt.

Ärzte und Schwestern stehen bei einer endoskopischen Operation in einem Operationssaal im SRH Waldklinikum. Hier wird bei einer Operation einem Patienten Lymphknoten an der Lunge entfernt. (zu "Ungefähr auf Vor-Corona-Niveau: Kliniken holen Operationen nach") +++ dpa-Bildfunk +++
Auch an der Rechbergklinik Bretten müssen seit ein paar Tagen Operationen und Behandlungen verschoben werden, allerdings nur geplante. Foto: Bodo Schackow picture alliance/dpa

An der Brettener Rechbergklinik werden derzeit Operationen verschoben. Der Regelbetrieb ist mit Mühe aufrecht zu erhalten, informiert die Regionale Klinikenholding und Services GmbH (RKH) auf Anfrage. Corona-Infektionen machen sich beim Personal und bei den Patientenzahlen bemerkbar.

Die Situation deckt sich mit aktuellen Lageschilderungen aus dem Bundesgebiet. Florian Knodel sagt: „Eine Bettensperre erlebe ich hier zum ersten Mal.“ Knodel ist an der Rechbergklinik unter anderem im Personalmanagement tätig. Und an der Bruchsaler Fürst-Stirum-Klinik ist es noch enger.

„Bis vor wenigen Tagen haben wir – unter immensem Personaleinsatz – noch keine Betten sperren müssen“, sagt Knodel. Er erhält als Referent der Direktion für Pflege- und Prozessmanagement Projekte von dieser zugeteilt.

Notfallpatienten und Krebspatienten werden immer behandelt.
Alexander Tsongas, Pressesprecher der Regionalen Kliniken Holding RKH

Vor Pandemie-Zeiten war das beispielsweise die Einführung der digitalen Akte. In letzter Zeit kümmert er sich hauptsächlich darum, dass überall ausreichend Personal vorhanden ist.

Aktuell hat die Klinik am Rechberg zehn Prozent der knapp 120 Betten schließen müssen. RKH-Sprecher Alexander Tsongas betont: „Das betrifft geplante Behandlungen und Operationen, nur von ihnen müssen derzeit einige verschoben werden.“ Er hebt zugleich hervor: „Notfallpatienten und Krebspatienten werden immer behandelt.“

Florian Knodel, Pflegedirektion Bruchsal, Bretten
Florian Knodel ist im Pflege- und Prozessmanagement der Rechbergklinik tätig. Foto: Martin Stollberg

„Die Zahl der Patienten in Bretten mit und wegen einer Covid-Infektion bewegte sich zwar seit Ende Juni mit kleinen Schwankungen auf ähnlichem Niveau mit zwischen zehn und 16 Patienten, also gewissermaßen auf einer Art Plateau“, so Tsongas.

Diese Lage ändere sich seit dem Wochenende vom 23. und 24. Juli allerdings. „Die Mitarbeiterausfälle und die Zahl der Corona-Patienten steigt seither langsam an“, sagt der RKH-Pressesprecher.

In der Bruchsaler Fürst-Stirum-Klinik fehlen derzeit gar rund 50 Betten. Hier hat sich die Zahl der Patienten mit und wegen Corona von 16 Patienten Ende Juni auf 33 Patienten am 25. Juli mehr als verdoppelt, so die RKH. „Auch die Zahl der Mitarbeiterausfälle, insbesondere durch Corona, ist sehr hoch“, sagt Tsongas.

Die Zahl des Pflegepersonals ist durch Untergrenzen-Verordnung vorgeschrieben

Auch hier sei die Versorgung der Corona-Patienten, der Notfallpatienten und anderer wichtiger Fälle wie beispielsweise von Krebspatienten gesichert, „aber ein normaler Regelbetrieb der Klinik ist kaum mehr möglich“, so Tsongas. Auch in Bruchsal werden geplante Behandlungen und Operationen verschoben.

Die Besetzung der Stationen ist gesetzlich durch die Pflegepersonaluntergrenzen-Verordnung vorgegeben. Wann also Betten geschlossen werden, hängt mit dem Personal-Schlüssel zusammen.

Diese Schlüssel sind von allen Krankenhäusern einzuhalten. Sei das nicht gewährleistet, „bleibt uns kein anderer Ausweg, als Betten zu sperren“, sagt Knodel.

Sobald die Betten gesperrt sind, „ist die Lage fürs verbleibende Personal wieder ohne große Einschränkungen erträglich“, fügt Knodel an. Arbeitsintensiv waren die letzten Wochen davor dennoch.

Bei Engpässen versucht Knodel, diese „zunächst aus eigenen Reihen zu stemmen“. Dabei ist die Personalzahl jeweils von der Art der Station abhängig, die gerade Bedarf hat. Der Schlüssel ist auf Intensivstationen naturgemäß höher, weil deren Patienten betreuungsintensiver sind.

Knodel schichtet also Personal zunächst aus der eigenen Schicht um oder fordert es von der Nachbarstation an. Er klärt das mit Jutta Ritzmann-Geipel ab, der Direktorin für Pflege- und Prozessmanagement. „Oder ich frage letzten Endes gegebenenfalls bei Regionaldirektor Roland Walther an“, dem neuen zuständigen Direktor für die Kliniken in Bretten und Bruchsal.

Erste Bettensperrung in Bretten seit Jahren

„Seit ich vor eineinhalb Jahren auf die Stelle kam, gab es immer wieder enge Situation, aber die Besetzung hat stets gut geklappt“, sagt Knodel. Betten sperren habe es ab und zu gegeben, aber „meist nur auf der Intensiv“.

In Bretten aber sei die aktuelle Bettensperrung in seinen eineinhalb Jahren hier die erste, sagt Knodel. Und die Höhe sei aus seiner Erfahrung – er war zuvor an der Helios Klinik Pforzheim – mit zwölf gesperrten Betten angesichts der Gesamtbettenzahl von knapp 120 Betten, das sind zehn Prozent, schon auffallend.

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