Es ist ein Gewinn für alle: die Palliativ-Patienten, ihre Angehörigen und das Personal der Palliativ-Station an der Rechbergklinik Bretten. Rund 80.000 Euro Spenden hat der Pelikan-Verein gesammelt, um gemeinsame Wünsche umzusetzen: Es entstand ein freundliches Zimmer für Trauer- und Krisengespräche. In zehn Patientenzimmern hängen nun zudem Kunstwerke von Helga Essert-Lehn. Und ein mobiler Qwiek-up-Projektor ermöglicht es Angehörigen, beispielsweise Fotos vom Geburtstag des Enkels mit dem erkrankten Familienmitglied in Großformat anzusehen.
„Wenn schon mal Tränen fließen, war das für die Familien bisher nicht sehr angenehm, sich im Wohnzimmer hinter der Glasfront zu unterhalten“, sagte Martina Varrentrapp, Ärztliche Direktorin der Medizinischen Klinik. Sie ist auch im Vorstand des Pelikan-Vereins zur Förderung der Palliativmedizin.
Gesprächsführung ist in der Abrechnung nicht vorgesehen.Axel Huber
Internist und Onkologe an der Rechbergklinik
Zur Bedeutung der geschützten, geborgenen Umgebung ergänzte Oberarzt Axel Huber, dass die Gesprächsführung im klinischen Alltag häufig ein „Stück weit vernachlässigt“ werde, da sie in der Abrechnung von Patienten nicht vorgesehen sei. Der Internist und für die Palliativstation zuständige Onkologe: „Darum sind wir sehr froh, dass der Pelikan-Verein diesen Raum ermöglicht hat.“
Neben hochwertigem Mobiliar hatte das Zimmer weitere Ansprüche zu erfüllen: Alle Oberflächen sollten so strapazierbar wie dauerhaft hygienisch zu halten sein. Sie müssen Vorschriften aus dem Arbeitsschutz und Brandschutz genügen und all das „in einheitlicher Gestaltung mit dem Wohnzimmer“, so Varrentrapp.
Gemeinsam mit engagierten Bürgern in Bretten „so viel erreichbar“
Sie und die anderen Anwesenden dankten darum Jutta Ritzmann-Geipel. Die Direktorin für Pflege- und Prozessmanagement der RKH Kliniken des Landkreises hatte dies in ihrer Hand.
„Gemeinsam mit einer engagierten Bürgerschaft ist so viel mehr machbar“, formulierte Roland Walther seinen Dank, auch im Namen der Fürst-Stirum-Klinik Bruchsal. Die Palliativstation gehört auch zu deren Versorgungsbereich. Der Regionaldirektor der RKH-Kliniken des Landkreises kritisierte daneben die Bundesgesundheitspolitik.
Es besteht so die Gefahr, dass die Palliativstation auf dem Spiel steht.Roland Walther
Regionaldirektor der RKH-Kliniken des Landkreises
Denn diese führe zum Verschwinden von Krankenhäusern. „Die Palliativmedizin ist ein erdrückendes Beispiel dafür“, so Walther. Die angestrebte Zentralisierung zerstöre faktisch die Regionalität und die Nähe zu den Menschen. „Wir haben Daten dafür.“
„Es besteht so die Gefahr, dass die Palliativstation auf dem Spiel steht. Die nächste wäre 40 bis 50 Auto-Minuten entfernt“, so Walther, sichtlich verärgert, und: „Wir kämpfen weiter.“
Heiter und entspannend dagegen zeigten sich die lichten Landschaften in sanften Farbtönen von Helga Essert-Lehn. Die Künstlerin und Kunsttherapeutin hat zwölf Bilder im Auftrag des Pelikan-Vereins gefertigt. Sie hängen als Dauerleihgabe in zehn Patientenzimmern und jeweils in größerem Format im Wohn- und im neuen Gesprächszimmer.
Dank Erfahrungen aus 15 Jahren Kooperation mit der Palliativstation fand sie zum passenden Ergebnis. Die abstrakten Aquarelle entstanden zudem unter Berücksichtigung der Patientensituation, so Essert-Lehn. „Unter Opiaten nehmen manche Patienten Farben und Kontraste anders wahr, eventuell bedrückend“, sagte Varrentrapp. Essert-Lehn sei es aber gelungen, „die Räume wirklich zu bereichern“.
Neuer Projektor wirft Familienfotos oder Landschaften an Wand oder Decke
Es lasse ihm Raum für Fantasie, sagte ein Patient zur Künstlerin, die ihm sehr für seine anerkennenden Worte dankte.
Auch der Qwiek-up-Projektor wurde dank vieler großer wie kleiner Spenden ermöglicht. Martin Winkelmann, ehemaliger Ärztlicher Direktor am Rechberg und Vorsitzender des Pelikan-Vereins, freute sich über alle Spenden. Denn dank des Engagements der Pelikan-Mitglieder kamen diese zusammen von Angehörigen, von Peter-und-Paul-Gruppen oder anderen Vereinen und hoch engagierten Bürgern.
Katrin Bangha, palliativ-medizinische Fachkraft, führte vor, wie unkompliziert der mobile Projektor im Gebrauch ist. Sie warf Videos von Unterwasserwelten an eine zuvor ausgewählte Wand. „So kommen Patienten gedanklich weg vom Grübeln, können auch mal besser einschlafen, oder sie kommen aus ihrem Zimmer“, so Bangha. Denn die Familie könne den Projektor im Patienten- oder im Wohnzimmer nutzen.
Man könne schöne Winter- oder Berglandschaften erleben, mit sanften oder anregenden Klängen. „Wir haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht und sind äußerst dankbar für diese Spende“, so Bangha. Vor allem können aber Familien so ihre Erlebnisse teilen, eigene Videos auf einem Stick mitbringen oder beispielsweise Fotos vom Enkelchen – „auch, wenn sie selbst nicht bei ihm sein können“, so Varrentrapp.