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Viele Zahlen, keine Fakten

Wie viele Windräder drehen sich bald in Bretten? Gemeinderat ist uneins

Auch Bretten muss einen Beitrag beim Ausbau von Wind- und Solarenergie leisten. Wie viele Windräder sich einmal auf Brettener Gemarkung drehen und wo diese stehen, ist noch unklar.

Sonnenkollektoren und Windräder.
Der Regionalverband Mittlerer Oberrhein hat in Person von Verbandsdirektor Matthias Proske die Planungen zur möglichen künftigen Gewinnung von Wind- und Solarenergie auf Brettener Gemarkung im Gemeinderat der Großen Kreisstadt vorgestellt. Foto: Mars GmbH picture alliance/dpa/Mars Inc.

Der Regionalverband Mittlerer Oberrhein beschäftigt sich seit mehr als eineinhalb Jahren mit der sogenannten thematischen Fortschreibung des Regionalplans zur Wind- und Solarenergie. Über die aktuellen Planungsstände und darüber, was das für Bretten bedeutet, hat Verbandsdirektor Matthias Proske in der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend (24. Oktober) informiert.

Wir wissen jetzt, wo wir stehen und wo die Reise hingeht.
Martin Wolff
Oberbürgermeister der Stadt Bretten

„Wir wissen jetzt, wo wir stehen und wo die Reise hingeht – und wir wissen auch, worum wir wohl nicht drumherum kommen werden“, kommentierte Oberbürgermeister Martin Wolff (Freie Wähler) Proskes ausführlichen und mit einer detaillierten Präsentation angefütterten Vortrag. Proske stellte viele Zahlen und Daten vor, konkrete Fakten gab es jedoch keine, was letztlich auch der Tatsache geschuldet war, dass man sich derzeit nun mal noch in der Planungs- und Prüfphase befindet.

Für ein Windrad braucht man eine Fläche von zehn Hektar

Doch so blieb letztlich eine Frage unbeantwortet, die augenscheinlich nicht nur die Gemeinderatsmitglieder beschäftigte, sondern auf die sich sicherlich auch viele Brettenerinnen und Brettener eine Antwort gewünscht hätten. AfD-Stadtrat Andreas Laitenberger wollte wissen, wie viele Windräder sich bald auf Brettener Gemarkung drehen werden. Hierzu erklärte Proske, dass man eine zehn Hektar große Fläche brauche, um darauf eine Windkraftanlage zu bauen. Eine Zahl, wie viele solcher Anlagen auf Brettener Gemarkung theoretisch möglich seien, nannte der Verbandsdirektor aber nicht.

Der Regionalverband Mittlerer Oberrhein besteht aus 57 Kommunen und hat eine Fläche von 2.137 Quadratkilometern. Über dieses Gebiet verteilt gibt es wiederum Flächen, auf denen Windkraftanlagen theoretisch gebaut werden können. Laut Verbandsdirektor Proske handelt es sich um eine Fläche mit einer Gesamtgröße von 16.000 Hektar, die in der im Juli veröffentlichten Suchraumkarte entsprechend markiert ist.

Proske stellte hier explizit klar, dass sich die entsprechenden Flächen auf die Kommunen nicht gleichmäßig verteilen lassen. In der Gemeinde Hügelsheim im Landkreis Rastatt könne man wegen der Nähe zum Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden beispielsweise gar keine Windräder bauen.

Von den 16.000 Hektar, die für Windkraftanlagen infrage kommen, werde man letztlich acht Prozent benötigen, führte Proske weiter aus: „Der endgültige Planentwurf wird weniger Fläche haben. Das Mindestflächenziel werden wir aber auf jeden Fall übererfüllen.“ Letztlich müssen zwei Prozent der Regionsfläche für den Ausbau von Anlagen für Wind- und Solarenergie zur Verfügung stehen, um die Ziele zu verwirklichen. Dabei entfallen 1,8 Prozent auf die Windkraft und 0,2 Prozent auf die Solarenergie.

„Klimaschutz betrifft alle – sowohl mental als auch den Geldbeutel“, betonte CDU-Fraktionssprecher Martin Knecht und forderte, dass man in diesen Prozess „die Brettener Bürgerschaft und alle gesellschaftlichen Gruppen und die Industrie“ einbeziehen müsse, und zwar „unter fairen und transparenten Bedingungen“. Daneben sei wichtig, dass man sich hinsichtlich möglicher Standorte für Windkraftanlagen mit den Nachbargemeinden austausche und abstimme, ergänzte Grünen-Chef Otto Mansdörfer: „Wir müssen die Menschen mitnehmen, denn wir brauchen Akzeptanz. Es gilt jetzt sofort zu handeln.“

In Sachen Solarenergie gibt es für die Große Kreisstadt eigentlich gute Nachrichten. Ein privater Investor möchte auf einer etwa 30 Hektar großen Fläche beim Industriegebiet von Gölshausen eine Freiflächen-Photovoltaikanlage errichten. „Das wäre für Bretten ein riesengroßer Schritt hin zur CO2-Neutralität“, betonte Bürgermeister Michael Nöltner (CDU) und machte sich für dieses PV-Projekt stark.

Allerdings gibt es einen Haken: Aufgrund der dortigen sehr guten Bodenqualität ist auf der entsprechenden Fläche südlich des Rüdtwalds, gemäß der Suchraumkarte des Regionalverbands, eine solche Anlage eigentlich nicht vorgesehen. Das letzte Wort sei in dieser Sache hoffentlich noch nicht gesprochen, meinte Nöltner, der auf weitere Gespräche mit dem Regionalverband hofft. Bei Bauerbach könne man eine solche Anlage übrigens errichten, hier ist die Bodenqualität laut Suchraumkarte deutlich niedriger. „Mir war gar nicht bewusst, dass die Bodenqualität in Bauerbach so viel schlechter ist als in Gölshausen“, merkte OB Wolff süffisant an.

Potenzialflächen für Windenergie sind bis Monatsende im Internet zugänglich

Bis Ende des Monats hat jede Bürgerin und jeder Bürger die Möglichkeit, sich bei diesem Thema, das unbestritten viele Menschen bewegt, zu Wort zu melden. Seit Ende Juli sind die sogenannten Potenzialflächen für Windenergie, die der Regionalverband vorrangig verfolgt, auf der Homepage des Verbands (www.windplanung-oberrhein.de) zugänglich. Hierzu können bis Ende Oktober Stellungnahmen gegenüber dem Regionalverband abgegeben werden.

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