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Frust bei Tafel und Maltesern

Altkleidercontainer in Bruchsal sind oft überfüllt - nicht nur mit brauchbarer Kleidung

Die Altkleidercontainer in Bruchsal und Umgebung platzen aus allen Nähten. Einerseits, weil in der Corona-Pandemie Tafel und Malteser mit dem Leeren nicht hinterherkommen. Andererseits landen auch viele Sachen in den Containern, die da nicht unbedingt hingehören...

Altkleidercontainer in der  Liebigstraße Bruchsal
Altkleidercontainer in der Liebigstraße in Bruchsal Foto: Sandra Pfertner

Die Altkleidercontainer der Region platzen aus allen Nähten. Prall gefüllt bis obenhin findet man so manchen Container vor. Mit Textilien gefüllte Säcke stehen oftmals einfach daneben und sind Wind und Wetter ausgesetzt.

Dass dieses Bild der Region nicht unbedingt das gewisse Etwas verleiht, empfindet auch ein Anwohner aus Bruchsal: „Die Container sehen unansehnlich aus. Wer sitzt gerne auf einer Parkbank, wenn direkt daneben eine Mülldeponie ist?“, kritisiert er das Stadtbild. „Es ist ein relativ trauriges Thema“, erzählt er weiter, „das Problem betrifft aber nicht nur Bruchsal, sondern das Problem haben auch andere Regionen.“

Und dieses Problem scheint ein endloses zu sein, denn die Zahlen der Verbände einer Alttextilstudie sprechen für sich: Seit Beginn 2013 bis 2018 haben sich die Sammelmengen an Altkleidern deutschlandweit von rund 300.000 Tonnen auf knapp 1,3 Millionen Tonnen erhöht.

„Wir leeren regelmäßig die Container“, erzählt Ulrich Ellinghaus, Leiter der Bruchsaler Tafel. „Wir haben einen genauen Plan, wann wir wo leeren. Aber jetzt in der Zeit, wo manche Menschen Kurzarbeit haben oder gar nicht arbeiten, da haben viele Zeit zum Aussortieren und dann sind wir manchmal einfach überfordert.“

Die Pandemie animiert zum Ausmisten

Die Corona-Pandemie hat viele dazu verleitet, den Kleiderschrank mal wieder auszumisten und ungeliebte Teile zu den Altkleidercontainern zu bringen. Dass unter der Quantität an Kleidern leider oftmals auch die Qualität leidet, sieht Uwe Janke, Bezirksreferent der Malteser, als ein Problem, das auf die Schnelllebigkeit im Verbrauch von Kleidern zurückzuführen ist. „Es befindet sich immer schlechtere Qualität in den Containern“, sagt er „Wenn wir Glück haben, ist etwas aus Baumwolle, dann kann es wiederverwertet werden.“

Minderwertige Kleidung ist im Recycling nicht sonderlich nützlich und kann teilweise höchstens als Putzlappen verwendet werden. Gut erhaltene Kleidung dagegen wird sortiert und kann wiederverwertet werden. Säcke, die allerdings neben die überfüllten Container abgestellt werden, können durch die Witterung völlig nutzlos werden. Der Dachverband „FairWertung“ gibt an, nur etwa die Hälfte aller Textilien für den Second-Hand-Gebrauch nutzen zu können.

Altkleidercontainer werden als Mülleimer missbraucht

Aktuell findet aber nicht nur immer mehr minderwertige Kleidung den Weg zum Altkleidercontainer. Teilweise wird der Container einfach zum Mülleimer umfunktioniert und macht die darin liegende Kleidung damit wertlos: „Es wird immer mehr Müll abgelegt“, beklagt Uwe Janke, „da wird einfach ein Eimer Farbe mitreingeschmissen. Sowas ist keine Seltenheit.“

Auch Ulrich Ellinghaus kennt das Problem mit dem Müll in den Containern: „Es kommt immer häufiger vor, dass die Leute die Container als Müllablageplatz sehen. Das ist auch unangenehm für unsere Fahrer. Vielleicht sind auch Scherben drin“, warnt er. Damit werfen die überfüllten Container nicht nur ein unansehnliches Bild auf die Stadt, sie werden teilweise sogar zur Gefahr für Mitarbeiter.

Probleme scheinbar ohne Lösung

Wie sich dieses Problem ändern kann, das weiß Uwe Janke nicht. Aktuell habe man keine Handhabe dafür. Die Spirale aus niedriger Qualität der Ware, Vermüllung der Container und einem sinkenden Absatz für Altkleider auf dem Weltmarkt sei die aktuelle Entwicklung, für die es momentan keine Lösungen gebe.

„Ich bin mal gespannt, wie sich das Thema Altkleider entwickelt“, sagt Janke. „Man sprach sogar davon, dass wir das ohne Zuschuss von außen gar nicht mehr bewerkstelligen können. Der ganze deutsche Markt ist mit der Bundesregierung im Gespräch.“ Die Problematik könne sich ändern, wenn wieder mehr Wert auf die Qualität der Kleidung gelegt werde und ein Umdenken im Kleiderverbrauch stattfinde. Weniger „Fast Fashion“, sondern mehr nachhaltige Kleidung, mit dem Ziel diese auch lange zu tragen.

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