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Corona-Regelung sorgt für Unmut

Pfinztaler Vereine ärgert Sammel-Verbot für Altpapier

Nicht jede Corona-Verordnung ist auf Anhieb verständlich: In Pfinztal beispielsweise dürfen Vereine keine Container für Altpapier aufstellen; dort dürfen aber Glas und Altkleidung in Containern entsorgt werden.

Altpapiercontaier
Papier und Pappe satt: Beim Schützenhaus hat der OWGV Wöschbach Container für die Altpapiersammlung aufstellen lassen. Die dürfen aber laut Verordnung des Ordnungsamtes Pfinztal nicht befüllt beziehungsweise geleert werden. Foto: Thilo Kampf

Die 80-jährige Wöschbacherin Erna S., die ihren vollständigen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, versteht die Corona-Welt nicht mehr: „Man hat mir gesagt, dass ich meine alten Zeitungen nicht in die blauen Container werfen darf, die bei uns in der Nähe aufgestellt sind. Dabei hieß es doch, dass die fürs Altpapier sind“, wundert sich die rüstige Dame. Ein Wöschbacher Verein habe doch jedes Jahr eine solche Sammlung gemacht, warum nicht jetzt.

Die Frage treibt derzeit vier Vereine in den Pfinztaler Ortsteilen um: den Sportverein in Söllingen, den Musikverein Berghausen, den CVJM in Kleinsteinbach - und den Obst-, Wein- und Gartenbauverein (OWGV) in Wöschbach, erklärt Arno Borlighaus. Er ist Vorsitzender des OWGV und koordiniert die Altpapiersammlungen.

Die gibt es seit zig Jahren - und seit etwa 2000 („Da hat kein Mensch von Corona gewusst“) werden Sammelbehälter aufgestellt. So sollte es auch in diesen Wochen sein. „Die Vereine haben sich im Vorfeld zusammengesetzt und die Termine festgelegt.“ In Wöschbach sollte die Altpapiersammlung am 9. Januar starten - und so orderte Borlinghaus Wochen zuvor die entsprechenden Container.

Corona sorgt für Verpackungsmüll wegen der Internet-Bestellungen

Die stehen nun im Ort, etwa am Schützenhaus, und sind gut befüllt. Links und rechts von den wuchtigen Kolossen türmen sich ebenfalls Kartonagen und gebündeltes Altpapier. „In diesen Zeiten wird mehr im Internet bestellt“, sag Borlinghaus, „da entsteht natürlich auch mehr Verpackungsmüll“.

Das ist eine behördlich angeordnete Rechtsbeugung.
Arno Borlighaus, Vorsitzender des Obst-, Wein- und Gartenbauvereins (OWGV) in Wöschbach

Indes: „Wir dürfen da nicht ran und die Leute dürfen die Container auch nicht nutzen.“ Das habe das Ordnungsamt angeordnet. Man dürfe zwar Glas- und Altkleidercontainer befüllen, nicht aber die Altpapiercontainer. „Stattdessen sollen die Leute ihr Papier und ihre Kartonagen in den Wertstoffhof bringen. Das können aber gerade die älteren, die mit dem Handkarren kommen, nicht.“ Für ihn sei das Ganze „eine behördlich angeordnete Rechtsbeugung“, findet der Vereinsvorsitzende.

Das Ordnungsamt widerspricht dieser Darstellung

Das sieht Rüdiger Müller natürlich komplett anders: Der Pfinztaler Ordnungsamtsleiter hatte die Vereine im Vorfeld angeschrieben und ihnen die Altpapiersammlungen untersagt. Das sei auch die Linie des Landratsamtes Karlsruhe. Die Behörde hatte in einem Schreiben mitgeteilt, dass Christbaumsammlungen von Vereinen „vom Umweltministerium nicht als Teil der kritischen Infrastruktur angesehen“ würden - und deshalb unter die Beschränkungen der Corona-Verordnungen gelten würden, erläutert Müller auf BNN-Nachfrage.

Wir haben, glaube ich, derzeit größere Probleme als so eine Sammlung.
Rüdiger Müller, Leiter des Pfinztaler Ordnungsamts

Dies gelte offenbar dann auch für Altpapiersammlungen durch Vereine. Das Altpapier könne schließlich im Wertstoffhof entsorgt werden. Wer das nicht könne oder wolle, müsse sein Altpapier „jetzt eben lagern oder in der Mülltonne entsorgen“, rät der Verwaltungsfachmann. „Da geht ja sicherlich keiner dran zugrunde. Wir haben, glaube ich, derzeit größere Probleme als so eine Sammlung.“

Man habe den Vereinen vonseiten der Verwaltung „offenbar viel zu viel zugestanden“, macht Müller auch etwas seinem Unmut Luft. Jetzt hoffe er aber auf Einsicht, wie sie jüngst beispielsweise vom Vorstand des CVJM Kleinsteinbach geäußert worden sei.

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