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Nach vielen kritisierten Alleingängen

Bad Schönborner Bürgermeister will über politisches Klima sprechen

Der Brandbrief von 13 Bad Schönborner Gemeinderäten über die Alleingänge des Bürgermeisters zeigt Wirkung. Huge erklärte gegenüber den BNN, zu Gesprächen über das politische Klima bereit zu sein. Auch er bringt den Landrat mit ins Spiel.

Leute im Ratssaal
Es war einmal: Der Tisch im Ratsaal Mingolsheim ist inzwischen zersägt. Die Aktion von Bürgermeister Klaus Detlev Huge hat das Verhältnis zu vielen Gemeinderäten weiter verschlechtert. Foto: Petra Steinmann-Plücker

Es hatte sich einiges angestaut bei zahlreichen Gemeinderäten in Bad Schönborn. Da war der noch nicht völlig aufgearbeitete Alleingang von Bürgermeister Klaus Detlev Huge für einen Erdwall an der B 292, gefolgt von der Zerstörung des Ratstischs in der kommunalpolitischen Sommerpause. Die Empörung mündete in einem offenen Brief an den Bürgermeister. Darin bescheinigen ihm 13 von 22 Mitgliedern des Rats , das Vertrauensverhältnis nachhaltig beschädigt zu haben.

Mitglieder von drei Fraktionen und einer Gruppe sehen nach diesen – und weiteren, weniger öffentlichkeitswirksamen Vorgängen – keine andere Möglichkeit, als sich an das Landratsamt zu wenden. Damit eine Vermittlung zu Stande kommt. Die Fraktionen von FWV, CDU, Unabhängiger Bürgerliste (UBL) und die Gruppe der Jungen Liste haben den Brand-Brief mitgetragen. (Wir berichteten.)

Auf Anfrage der BNN zeigte sich der Bürgermeister nun offen für eine Verbesserung des Miteinanders in der Kommunalpolitik. „Mit Landrat Doktor Schnaudigel und den Fraktionsvorsitzenden bin ich gerne zu einem Gespräch bereit, das hoffentlich das politische Klima und die Diskussionskultur im Gemeinderat verbessert“, schreibt Huge. Für ihn sei es aber auch „ein Teil der guten politischen Kultur, das persönliche Gespräch zu suchen und nicht nur über die Presse und die sozialen Medien zu kommunizieren.“

Huge betont, dass er seit 2011 eine ausgewogene, überparteiliche Sachpolitik betreiben dürfe. Trotz vieler „politischer Widerstände im Gemeinderat und oft langwierigen Debatten“ seien viele gute Projekte umgesetzt worden, schreibt der Sozialdemokrat. Auf die Frage, welche Reaktionen er selbst zum zersägten, exklusiv geschreinerten, damals fast 30.000 Mark kostenden Ratstisch erhalten habe, ging Huge nicht ein.

Es ist kein Geheimnis, dass die atmosphärischen Störungen in Bad Schönborn und die Alleingänge des Bürgermeister schon länger im Landkreis wahrgenommen wurden. Offenbar könnte es nach BNN-Informationen tatsächlich zu einem baldigen Gespräch mit der Spitze der Kreisverwaltung kommen.

„Der zerstörte Ratstisch hat das Fass überlaufen lassen“. So begründet der Fraktionsvorsitzende der vierköpfigen UBL-Fraktion, Miro Pivac, die Beteiligung am offenen Brief. „Wir haben vor einem Jahr allen sehr wohlgesonnen im Gemeinderat begonnen und wurden immer mehr enttäuscht, weil einfach mit der Zeit die Transparenz durch den Bürgermeister fehlte.“

Dass man bei der zweiköpfigen Jungen Liste ebenfalls unvoreingenommen an die Sacharbeit gegangen sei, betont Sprecher Maximilian Leitzig. „Aber leider sind ein paar Dinge passiert, die gezeigt haben, dass der Bürgermeister nicht mit dem Gemeinderat zusammenarbeitet.“ Auch seien die Räte mit Unwahrheiten konfrontiert worden. Deshalb habe man sich an dem offenen Brief beteiligt.

Wir hatten mit den Kollegen Kontakt und sind auch inhaltlich in vielem einig.
Thorsten Thal, Fraktionsvorsitzender der GRÜNEN

Nicht zu dessen Unterzeichnern gehört die Grünen. „Wir hatten mit den Kollegen Kontakt und sind auch inhaltlich in vielem einig“, sagt Fraktionsvorsitzender Thorsten Thal. „Wir hätten es aber besser gefunden, erst nur auf den Bürgermeister mit einem solchen Brief zuzugehen und nicht gleich an die Öffentlichkeit zu gehen.“

Die Grünen sehen Schaden für Bad Schönborn, wenn Dinge nicht erst intern geklärt werden. In Sachen Ratstisch hatten auch die Grünen kürzlich in einer Mitteilung ihr Unverständnis geäußert. Sie verstehen nicht, warum der Bürgermeister nach dem „Desaster des Erdwalls“ einen neuen Alleingang beim Mobiliar des Ratssaals unternommen habe.

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