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Mitgliederschwund

Kneipp-Verein in Bad Schönborn steht vor dem Aus

Die Zukunft des Kneipp-Vereins Vorderer Kraichgau steht auf dem Spiel. Nach 40 Jahren hat der Vorstand die Auflösung beantragt.

Hans Mayer, Vorsitzender des Kneipp-Vereins Vorderer Kraichgau in der Kneipp-Anlage im Sole-Aktiv-Park Bad Schönborn
Hans Mayer, Vorsitzender des Kneipp-Vereins Vorderer Kraichgau in der Kneipp-Anlage im Sole-Aktiv-Park Bad Schönborn Foto: Petra Steinmann-Plücker

Das Schicksal des Kneipp-Vereins Vorderer Kraichgau mit Sitz in Bad Schönborn hängt sprichwörtlich am seidenen Faden. Oder anders ausgedrückt: Die Vereinstätigkeit wird momentan von vier Händen gestemmt, von zwei Köpfen organisiert. Im 39. Jahr des Bestehens hat der derzeitige Vorsitzende Hans Mayer im Rahmen der aktuellen Sitzung die Auflösung des Vereins beantragt.

„Schweren Herzens, aber so kann es einfach nicht gehen“, sagt Mayer im BNN-Gespräch. Nach dem überraschenden Tod der langjährigen Vorsitzenden Ursula Reichert vor acht Jahren sprang Adam Roscha in die Bresche.

Schweren Herzens, aber so kann es einfach nicht gehen.
Hans Mayer, Vereinsvorsitzender

Doch aus Alters- und Gesundheitsgründen traten er und der Vorstand vor zwei Jahren zurück. Hans Mayer rückte als Vorsitzender nach, obwohl er „eigentlich nur im Verein mitarbeiten wollte“.

Weil der Vorstand immer kleiner wurde, übernahm er zusätzlich die Arbeit des Kassiers, alles neben seiner Berufstätigkeit her. Zur Seite steht ihm Brigitte Müller als Schriftführerin und Kursleiterin unter anderem von „Aktiv und fit nach Kneipp“. Trotz dünner Personaldecke bot der Kneipp-Verein neben dem Kurs noch zahlreiche weitere Aktivitäten an, von Qi-Gong über Waldbaden bis hin zu verschiedenen Vorträgen, unter anderem mit dem Kneipp-Arzt Jürgen Birmanns aus Lahnstein.

Viele Mitglieder des Kneipp-Vereins sind über 70 Jahre alt

„Wir waren auf einem guten Weg, wollten bewusst machen, dass die Lehre nach Kneipp nicht allein auf Wasseranwendungen zu reduzieren ist“, sagt Mayer. Doch die Corona-Pandemie hat die Aktivitäten auch beim Bad Schönborner Kneipp-Verein ausgebremst und die Zahl der Aktiven weiter reduziert. Es sei auch ein Generationsthema, mehr als die Hälfte der 170 Mitglieder haben das 70. Lebensjahr überschritten, viele seien über 80 Jahre alt.

Zwar habe man versucht, andere zum Mitmachen zu motivieren, aber es gebe keine Bereitschaft, sich zu engagieren. Dabei sei die Lehre nach Pfarrer Sebastian Kneipp heute und im Jahr seines 200. Geburtstages „wichtiger denn je“, sagt Mayer und zeigt dabei auf die Stelen im Sole-Aktiv-Park in der Kneipp-Anlage beim Haus des Gastes.

Die Tafeln informieren über „Die fünf Säulen nach Kneipp“, zu denen neben der Wasserheilkunde auch Heilkräuter, Bewegung, Ernährung und Lebensgestaltung zählen. Er sei absolut überzeugt von den positiven Auswirkungen, so Mayer, der zusätzlich zu seiner beruflichen Tätigkeit auch eine Ausbildung als Gesundheitsberater absolviert hat.

Kneippianerin aus Überzeugung

Durch und durch „Kneippianerin“ ist Brigitte Müller, und das nicht erst seit sie eine hartnäckige Neurodermitis mit der Kneippschen Lehre kurieren konnte. Ihre Großmutter habe nach Kneipp gelebt und diese Überzeugung weitergegeben. Mit der entsprechenden Bewegung und Ernährung könne das Immunsystem angeregt werden und bei Kopfschmerzen müsse es nicht der Griff zur Tablette sein, sondern frische Luft und ein Gesichtsguss seien hilfreicher.

Hinsichtlich des Vereins habe es sie sehr betroffen gemacht, dass niemand sich engagieren möchte. Aber so wie jetzt könne ein Verein nicht arbeiten. Wolle man die Kneipp-Bewegung in Bad Schönborn am Leben erhalten, brauche es eine komplette Vorstandschaft mit mindestens fünf bis sechs Leuten, ist sie sich mit Hans Mayer einig.

In der Sitzung hat man sich hinsichtlich der Auflösung auf einen Aufschub um sechs Monate geeinigt. „Aber danach wird’s ernst“, sagt der Vorsitzende.

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