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Illegale Mountainbiker

Bruchsaler Förster sieht keine Chance für legale Mountainbike-Downhill-Strecke

Sie bauen Schanzen und Schikanen, sie legen dicke Baumstämme quer über den Weg, um mit ihrem Mountainbike darüber zu springen. In Bruchsal fallen immer wieder Biker auf, die in einem geschützten Hohlweg massive Schäden anrichten. Das Ganze ist mittlerweile zu einem Katz- und Mausspiel geworden. Doch wäre eine legale Strecke die Lösung?

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Ein "Spielplatz" für Mountainbiker ist die legale Downhill-Strecke am Ettlinger Edelberg. Sie verläuft unterhalb einer Strommasten-Trasse. Aufwendig wurde diese Strecke installiert, um die Biker von illegalen kleinen Trails im Wald abzuhalten. Am Eichelberg wäre die Topografie dafür zwar da, der Naturschutz spricht aber dagegen. Foto: Müller

Für die einen sind die Hohlwege im Kraichgau echte Naturdenkmäler, wertvolle Biotope und Heimat seltener Tiere und Pflanzen. Für einige wenige andere, ambitionierte Mountainbiker, sind sie ideale Spielplätze, in denen man Schanzen und spektakuläre Hindernisse überwinden und sich richtig verausgaben kann – alles illegal versteht sich.

Ein solcher Hohlweg am Eichelberg, in der Nähe der Näherquelle beim Odenwaldclub-Haus, wurde in den vergangenen Jahren immer wieder von Mountainbikern traktiert. Was kürzlich auch Thema im Gemeinderat war und Grünen-Fraktionschefin Ruth Birkle auf die Palme brachte.

Biker können die wertvollen Hohlwege zerstören

Bruchsals Förster Michael Durst springt ihr bei: Die Hohlwege sind Waldbiotope. Es gehe nicht, dass die Downhiller die wertvollen Lösswände als Schikanen missbrauchen und sie wie eine Art Halfpipe benutzen, gar von einer Seite auf die andere springen und sie damit zerstören.

Besonders fatal sind dabei die illegalen Hindernisse. Am „Hohlweg am Nährkopf“ haben Unbekannte beispielsweise große Bodenwellen eingebaut, indem sie Holzprügel mit Erde bedeckt und befestigt haben.

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Wertvoller Lebensraum: In und an den Lösswänden in der Hohle am Eichelberg leben seltene Tiere und Pflanzen. Mountainbiker können dieses Biotop zerstören. Foto: Zäpfel

Forstleute müssen Schikanen zurückbauen

Das Ganze hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Katz- und Maus-Spiel entwickelt. Unbekannte Mountainbiker bauen in der schmalen Hohle mit Holz oder Spaten Schanzen und Hindernisse.

Dursts Forst-Team muss Spielverderber sein und die Schikanen entfernen oder mit Reisig so zustopfen, dass die Biker sie nicht mehr benutzen können. Drähte zu spannen oder Stämme als Blockade verbieten sich. Niemand darf gefährdet werden, außerdem sollen ja die Wanderer nicht für die Taten der Biker bestraft werden.

Strommasten-Trail in Ettlingen als Vorbild

Das Prozedere ist nicht neu. Auch am Ettlinger Edelberg gab es bis vor wenigen Jahren einige illegale Mountainbikestrecken quer durch den Wald.

Mittlerweile hat man dort mit viel Geld und Aufwand eine legale Downhill-Strecke unterhalb einer bestehenden Strommasten-Trasse gebaut und zugleich die illegalen Wege gesperrt. Was, so hat es den Anschein, von den meisten Radlern auch akzeptiert wird.

Mountainbikefreunde befürworten legale Strecke

Wäre eine solche legale Strecke auch in Bruchsal denkbar? Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick zeigte sich durchaus offen dafür. Und auch die Mountainbikefreunde Heidelsheim um ihren Vorstand Uwe-Michael Stather würden das begrüßen.

Im Verein habe man mit illegalen Strecken nichts am Hut, versichert Stather. Dennoch sagt er: „Für diese Buben gehört was gemacht.“ Gemeint sind die unbekannten, mutmaßlichen Jungs, die im Hohlweg ihr Abenteuer suchen. Im vergangenen Jahr soll es just dort zu einem schweren Unfall gekommen sein.

„Eine legale Mountainbike-Strecke wäre ein echter Anziehungspunkt“ findet Stather. Er verweist auf Ettlingen und auch auf eine Strecke in Bretten. Theoretisch würden sich der Michaelsberg oder der Eichelberg anbieten.

Nur zwei Berge kommen in Frage: Eichelberg und Michaelsberg

Theoretisch, bestätigt Förster Durst, der selbst gerne aufs Mountainbike steigt. Die Topografie ist tatsächlich nur hier gegeben, am Bruch vom Kraichgau in die Rheinebene, wo man eine Höhendifferenz von gut 150 Metern hat. Nur hier sind Steilstrecken möglich.

„Wir haben uns darüber schon mehrfach Gedanken gemacht“, so Durst. Er hat aber schlechte Nachrichten für alle Bikesportler. Überall, wo es attraktiv wäre, stünde die Strecke in Konkurrenz zum Naturschutz. Man denke nur an die seltenen Orchideen auf dem Michaelsberg.

Ein weiteres Hindernis kommt hinzu: Wer eine Strecke einrichtet, egal ob Stadt oder Verein, muss haften. Die Strecke müsste nicht nur aufwendig gebaut werden, jemand müsste sie unterhalten und pflegen. Rampen aus Holz beispielsweise müssen immer wieder auf ihre Sicherheit hin geprüft werden.

Zwei-Meter-Regel ist umstritten

Vorerst müssen die Mountainbiker also wohl mit den Forstwegen vorlieb nehmen. Alles was unter zwei Metern breit ist, ist offiziell illegal. Die baden-württembergische Zwei-Meter-Regel ist bundesweit eine Seltenheit und in der Szene extrem umstritten. Im ebenfalls beliebten Bikerevier Pfalz gibt es sie nicht.

Stather nennt sie einfach nur „dappig“ und trifft damit wohl den Nerv aller Bikesportler. Selbst Förster Durst hält diese Regel nicht für praktikabel. „Ich würde auch nie einen Mountainbiker im Wald anhalten, der sich ordentlich verhält. Mit unseren Maschinen richten wir mehr Schaden an."

Wir bleiben auf den Wegen
Uwe-Michael Stather, Chef der Mountainbikefreunde Heidelsheim

Gleichwohl soll es aber zwischen den unterschiedlichen Waldnutzern möglichst harmonisch zugehen. „Wir Heidelsheimer Mountainbikfreunde fühlen uns als ordentliche Menschen, die nützliche Veranstaltungen für die Allgemeinheit organisieren und mithelfen, die Wege freizuhalten“, erklärt Stather. „Wir bleiben auf den Wegen und fahren nicht auf irgendwelchen Wildwechselspuren querfeldein.“ Sein Verein sorge mit dafür, dass junge Leute in die Natur kommen, die Natur erleben und damit auch ein Bewusstsein für sie bekommen.

Dank E-Bikes ist Mountainbiken weiter im Kommen

Klar ist: Mountainbiken ist beliebt, und dank E-Bikes weiter im Kommen. Der Konflikt mit Wanderern wird durch mehr und schnellere Biker in den nächsten Jahren wohl nicht kleiner. Zumal sich im Moment dank Corona ohnehin mehr Menschen in den Wäldern tummeln, als sonst.

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