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Preise im Restaurant

Bruchsaler Gastronomen könnten Kosten bald auf ihre Gäste umlegen

Während der Corona-Pandemie wurde die Mehrwertsteuer in der Gastronomie auf sieben Prozent gesenkt. Doch zum Jahreswechsel droht die Erhöhung auf 19 Prozent. Gastronomen in Bruchsal stellt das vor Herausforderungen.

Viele Gastronomiebetriebe, so auch Annette Venohr in Bruchsal-Heidelsheim, wehren sich gemeinsam mit dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband gegen die Anhebung der Mehrwertsteuer von sieben auf 19 Prozent.
Viele Gastronomiebetriebe, so auch Annette Venohr in Bruchsal-Heidelsheim, wehren sich gemeinsam mit dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband gegen die Anhebung der Mehrwertsteuer von sieben auf 19 Prozent. Foto: Pia Jäger

Sie wollen ihre Gäste nicht schockieren. Schließlich sind sie alle Gastgeber aus Leidenschaft, die ihre Kunden kulinarisch verwöhnen wollen. Zu fairen Preisen.

Doch damit könnte ab Januar Schluss sein. Dann nämlich soll die Mehrwehrsteuer für die Gastronomie-Branche, die während der Pandemie 2020 einheitlich auf sieben Prozent gesenkt worden war, wieder auf 19 Prozent angehoben werden. Wohlgemerkt nur für Speisen im Restaurant. Wer sein Essen abholt oder es liefern lässt, zahlt nach wie vor sieben Prozent.

Gastronomen können hohe Mehrwertsteuer nicht nachvollziehen

„Die Anhebung wäre der Todesschlag für viele Gastro-Betriebe“, sagt Annette Venohr vom „Servus Anni“ in Bruchsal-Heidelsheim. Es sei doch nur fair und gerecht, Essen einheitlich mit sieben Prozent zu besteuern. Nicht ohne Grund ist seit Jahren in den meisten EU-Staaten ein generell reduzierter Satz für Speisen in der Gastronomie Konsens. „Das in Deutschland als Subvention zu bezeichnen, ist wirklich nicht nachvollziehbar.“

Die Anhebung wäre der Todesschlag für viele Gastro-Betriebe.
Annette Venohr
„Servus Anni“ in Heidelsheim

Auch Alexander Erck vom Hotel-Restaurant Erck in Bad Schönborn spricht von einer Katastrophe. Nach der Pandemie und den gestiegenen Energiekosten aufgrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine, nach den allgemeinen Preissteigerungen und der Inflation könne man einen Anstieg der Mehrwertsteuer auf 19 Prozent kaum verkraften. „Wir arbeiten doch jetzt schon mit engen Margen, damit wir die gestiegenen Kosten nicht an unsere Gäste weitergeben müssen.“

Wenn die Preise steigen, werden wir es uns lieber liefern lassen.
Sandra Becker
Restaurantgast aus Ubstadt-Weiher

Von den Lohnkosten ganz zu schweigen. In den vergangenen Jahren seien die Löhne massiv gestiegen, sagt Walter Köhler von Köhlers Landbäckerei in Graben-Neudorf. Einerseit, um konkurrenzfähig zu bleiben; andererseits müssten sich die Löhne ans gestiegene Preisniveau anpassen, damit sich die Mitarbeitenden ihr Leben leisten können. „Wenn jetzt auch noch die Mehrwertsteuer angehoben wird, kann das alles nicht funktionieren. Dann müssen wir die Kosten 1:1 an unsere Gäste weitergeben.“

Essen gehen könnte bald zum Luxus werden

Die geplante Anhebung der Mehrwertsteuer ist auch für das Bistro Cafétas des Caritasverbands Bruchsal eine große Herausforderung. Durch die abgesenkte Mehrwertsteuer konnten die gestiegenen Kosten zum Teil ausgeglichen und die Preise stabil gehalten werden, sagt die Vorsitzende Sabina Stehmann-Fuchs. „Wir werden uns bemühen, durch Spendenaufrufe eine Preisanpassung zu vermeiden, können dies für das kommende Jahr allerdings noch nicht absehen.“

Indes, Essen gehen darf nicht zum Luxus für wenige werden, betont Alexander Erck. „Wir haben während Corona erlebt, wie schrecklich es ist, wenn wir den sozialen Schmelzpunkt Gastronomie nicht mehr haben.“ In der Tat wird es sich so mancher dann überlegen, ob oder zumindest wie oft er ins Restaurant geht. „Wenn die Preise steigen, werden wir es uns lieber liefern lassen“, sagt die 27-jährige Sandra Becker aus Ubstadt-Weiher.

Pascal Weber aus Kraichtal erzählt, dass seine Oma ihren Geburtstag nächstes Jahr in einer Gaststätte feiern wollte. Jetzt hat sie die Idee auf Eis gelegt. „Sie überlegt nun, Essen nach Hause zu bestellen.“

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