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Bessere Radwege gefordert

Radfahrer von Critical Mass in Bruchsal blockieren Siemenskreisel

Sie radeln durch die Stadt und machen auf ihre Anliegen aufmerksam: In Bruchsal startete erstmals eine Critical Mass mit 80 Radfahrern.

Tim Schowalter und Svenja Gensow führen die Demo an
Tim Schowalter und Svenja Gensow führen die Demo an Foto: David Heger

Das Läuten Dutzender Fahrradklingeln kündigt die Blechlawine der anderen Art schon von weitem an. Dann steht der Autoverkehr am Bruchsaler Siemenskreisel still – blockiert von rund 80 Radlerinnen und Radlern, die am Samstagnachmittag dem Aufruf des Aktionsbündnisses „Critical Mass“ zur Radfahr-Demonstration quer durch das Bruchsaler Stadtgebiet gefolgt sind.

Die Idee hinter dem Protest, der weltweit Radfahrer auf die Straßen zieht: Allein oder zu zweit haben Fahrradfahrer im Autoverkehr meist die schlechteren Karten. Was aber, wenn sich Dutzende zusammentun, eine „kritische Masse“ bilden und so den öffentlichen Raum für Unmotorisierte zurückerobern?

Wir fordern mehr, bessere und sicherere Radwege in Bruchsal.
Tim Schowalter, Organisator

„Wir fordern mehr, bessere und sicherere Radwege in Bruchsal“, fasst Fridays-for-Future-Aktivist Tim Schowalter zusammen, der gemeinsam mit dem erwachsenen Pendant der Klimaschutzbewegung, den Parents-for-Future, sowie dem Radfahr-Club ADFC zur ersten „Critical Mass“ in Bruchsal aufgerufen hat.

Rückenwind gibt den rollenden Demonstranten das Straßenverkehrsrecht, das den Zusammenschluss von Radlern zu einem sogenannten „geschlossenen Verband“ erlaubt – einer Kolonne aus Verkehrsteilnehmern, die gemeinsam die Fahrbahn nutzen darf und deshalb nicht mehr überholt werden kann.

Critical Mass fordert Verleih von Lastenrädern

Von der zeitweisen Verkehrsblockade erhoffen sich die Organisatoren Aufmerksamkeit für rasche Veränderungen der Bruchsaler Radinfrastruktur. Dabei, betont Mitorganisatorin Svenja Gensow, seien bereits richtige Weichenstellungen erfolgt: „Es liegt ein gutes Radverkehrskonzept für Bruchsal vor“, so Gensow. „Das muss jetzt schnell und konsequent umgesetzt werden“.

Vor allem für Kinder und Radfahrer mit Anhänger sieht sie noch große Hürden beim Weg durch Bruchsal auf zwei Rädern. Damit auch der Wocheneinkauf künftig aus Muskelkraft bewerkstelligt werden kann, brauche es zudem neben breiteren Wegen künftig auch Leihmöglichkeiten für Lastenräder in der Bruchsaler Innenstadt.

„Ich bin heute hier, um ein Zeichen zu setzen“, sagt Demoteilnehmerin und SPD-Stadträtin Alexandra Nohl, die ihren Weg zum Arbeitsplatz mit dem Rad durch Bruchsal nimmt.

„Mega genervt“ zeigt sie sich vor allem vom morgendlichen Schlaglöcher-Slalom: „Die Verkehrswende kann nur erfolgen, wenn Radwege gut und lückenlos aufgebaut sind. Im Zweifel muss dafür auch auf Parkplätze am Straßenrand verzichtet werden.“

Protest der Radfahrer künftig jeden Monat in Bruchsal

„Wir hatten die Idee einer Critical Mass schon länger“, lässt Tim Schowalter wissen, der die Protestform bereits aus Karlsruhe kennt und jetzt nach Bruchsal gebracht hat. „Aber es wäre kein verantwortungsvolles Zeichen gewesen, im Lockdown zur Demo aufzurufen.“

Gemeinsam mit den Mitfahrern tritt er nicht nur für bessere Radwege in die Pedale. „Heute ist gleichzeitig der letzte Tag des Stadtradelns. Auch dafür sammeln wir Kilometer“, erklärt Britta Brandstäter, die für die Routenplanung des rund neun Kilometer langen Rundkurses durch den Bruchsaler Westen zuständig ist und mit Warnweste an den Kreuzungen bereitsteht, um allen Demoteilnehmern eine sichere Überquerung zu ermöglichen.

Unterstützt wird der Zug von Nina Wienhöfer und Stefan Huber, die sich als Gesichter und Botschafter der Bruchsaler Stadtradeln-Kampagne bereit erklärt haben, während der drei Stadtradeln-Wochen komplett auf das Auto zu verzichten. „Wir wollen zeigen: Man kommt in Bruchsal ohne Auto zurecht“, so Huber.

Damit diese Überzeugung künftig mehr Bruchsaler teilen können, will das Aktionsbündnis nach der Auftakt-Demonstration künftig monatlich zum Radfahr-Protest aufrufen. Tim Schowalter gibt sich zuversichtlich, dass das gelingen kann: „Ich hoffe, dass mit dem Anrollen der Critical Mass-Bewegung auch konkrete Verbesserungen für den Radverkehr in Bruchsal anlaufen.“

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