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Geothermie-Anlage und Konverter-Baustelle

Winfried Kretschmann und Thekla Walker unterwegs zu Energiewende-Baustellen in Bruchsal und Philippsburg

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) wollte sich vor Ort ein Bild von wegweisenden Technologien und „herausragenden Bausteinen“ der Energiewende im Land machen, zwei herausragende Projekte fand er in Bruchsal und Philippsburg.

Begehrtes Lithium: Professor Jochen Kolb (rechts) erklärt Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Umweltministerin Thekla Walker (Mitte) die Pilotanlage zur Lithium-Gewinnung auf dem Gelände des Geothermiekraftwerks in Bruchsal.
Begehrtes Lithium: Professor Jochen Kolb (rechts) erklärt Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Umweltministerin Thekla Walker (Mitte) die Pilotanlage zur Lithium-Gewinnung auf dem Gelände des Geothermiekraftwerks in Bruchsal. Foto: Martin Heintzen

Was der Ministerpräsident gleich mehrfach in Bruchsal einen „Knaller“ nennt, versteckt sich in einem ziemlich unscheinbaren weißen Container. Dort gewinnt die EnBW in einer Versuchsanlage, die sich auf dem Gelände des Geothermiekraftwerks Bruchsal befindet, Lithium aus Thermalwasser, gefördert aus 2.500 Meter Tiefe.

Lithium braucht man etwa für die Herstellung von Batterien für Elektrofahrzeuge. Noch ist alles im Versuchsstadium, wie EnBW-Forschungschef Wolfram Münch und weitere Vertreter der EnBW den beiden Grünen-Politikern Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Umweltministerin Thekla Walker erklären.

Die Lithium-Versuchsanlage wurde vom KIT in Karlsruhe entwickelt. Professor Jochen Kolb vom KIT-Institut für Angewandte Geowissenschaften ist optimistisch, dass die Erkenntnislage bald gut sein wird.

Lohnt sich Lithium-Produktion?

Die zentrale Frage für Kretschmann ist: Lässt sich Lithium auf diese Weise wirtschaftlich im Vergleich zum Abbau in Minen gewinnen? „Im Laufe des nächsten Jahres werden wir hier mehr wissen“, antwortet Kolb dem Ministerpräsidenten.

Erkenntnis könnte aber auch sein, „dass wir hier eine größere Pilotanlage brauchen“. Seit 2017 läuft die bisherige Pilotanlage, sie hat bereits 120 Liter lithiumreiche Lösung produziert. Bei voller Kapazität könnten in Bruchsal 900 Tonnen Lithiumkarbonat pro Jahr gewonnen werden, ausreichend für etwa 20.000 Batterien für Elektroautos pro Jahr.

Start im Windpark

Für den Ministerpräsidenten und seine Umweltministerin war der Donnerstag der Tag der sogenannten Energiewende-Baustellen.

Am Morgen besuchten die beiden den Windpark Hohenlochen bei Oberwolfach und Hausach, wo eine Badenova-Tochter auf etwa 650 Metern Höhe vier Windkraftanlagen errichtet.

Am Nachmittag folgten der Besuch in Bruchsal und beim Neubau eines Konverters für Strom in Philippsburg.

Keine Probleme in Bruchsal

Die Voraussetzung für die Pilotanlage zur Lithiumgewinnung liefert das Geothermiekraftwerk der EnBW, an denen die Stadtwerke Bruchsal beteiligt sind. Der Ursprung des Kraftwerks war eine Bohrung nach Thermalwasser vor rund 30 Jahren durch die Stadt Bruchsal.

Durch den Einstieg der EnbW 2009 wurde es zum Pilotprojekt Geothermiekraftwerk, das schon Teile der Nachbarschaft, etwa die Polizeikaserne, mit Wärme versorgt – was aber auch ein Fernwärmenetz oder dessen teuren Ausbau braucht, wie Bruchsals Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick bemerkt.

Kretschmann bekennt sich eindeutig zur Geothermie, die „allerdings etwas unter dem Radar läuft“. Er kenne auch die Ängste der Bürger. „Staufen hat da eine riesige Delle gebracht“, spricht Kretschmann die dortigen gravierenden Schäden durch eine fehlerhafte Bohrung an. Doch „wenn wir alles nicht machen, wo wir mal einen Fehler gemacht haben, dann säßen wir heute noch in der Höhle“.

In Bruchsal läuft die Anlage, die auch seismologisch überwacht wird, bisher problemlos, berichtet unter anderem die Oberbürgermeisterin.

Konverter für Strom aus Norden

Szenenwechsel: Gegen den Konverter für die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitung (HGÜ) Ultranet in Philippsburg, die letzte Station des Tages, wirkte das Geothermiekraftwerk in Bruchsal wie ein Puppenstübchen. Der Ministerpräsident ist fasziniert. „Ich hätte nicht gedacht, dass dies so groß ist“, sagt er mit einem Blick auf das Areal und die Hallen direkt am Rhein.

Wo früher die beiden im Mai 2020 gesprengten Kühltürme des AKW Philippsburg standen, befinden sich nun vier riesige Konverterhallen, deren Innenausbau bereits läuft. Das Umspannwerk, das 2024 fertiggestellt sein soll, ist der südliche Endpunkt der Gleichstromverbindung durch Deutschland. Die Konverter sollen dafür sorgen, dass große Mengen Strom aus Erneuerbaren Energien von Norddeutschland nach Baden-Württemberg fließen können.

Er soll „die nächsten Jahrzehnte wesentlich zur Versorgungssicherheit“ beitragen, erklärt Werner Götz, Vorstandsvorsitzender der Transnet BW, die den Konverter baut. Insgesamt werden 850 Millionen Euro in die Anlage investiert, die 2024 fertiggestellt und voraussichtlich 2026 den Betrieb aufnehmen soll. „Baden-Württemberg hat sehr früh geliefert, wir haben unseren Beitrag geleistet,“ stellt Umweltministerin Thekla Walker zufrieden mit einem Blick auf den Baufortschritt fest, wohingegen der Leitungsausbau bundesweit massiv zurückliege.

„Das ist jetzt ein Standort der Energiewende“, sinniert der Ministerpräsident in einer der Konverterhallen mit einem Blick auf die Atom-Geschichte des Areals. Die Kosten zeigten aber auch, welch „gigantisches Umwälzungsprojekt“ die Energiewende sei.

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