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Auch Kunden in der Schweiz, Polen und Estland

Großhandel aus Bruchsal-Obergrombach beliefert Zigarrenfreunde in ganz Europa

Die Familie Kleinlagel vertreibt Basis-Zigarren, aber auch außergewöhnliche Stücke für Kenner. Gestartet ist das Familienunternehmen im Jahr 1916.

Klaus Kleinlagel, Corinne Kaufmann und Martina Kleinlagel (von links) vom Zigarren-Großhandel in Obergrombach
Teilen eine Passion: Klaus Kleinlagel, Corinne Kaufmann und Martina Kleinlagel (von links) vom Zigarren-Großhandel in Obergrombach Foto: Armin Herberger

Ein großes Firmenschild findet man nicht am Firmengelände, das zwei Hausnummern mitten im Wohngebiet beansprucht. Für manchen Obergrombacher ist es einfach der Ort, „wo meine Oma schon Zigarren gedreht hat“. Heute steht der Name Kleinlagel nicht mehr für die Herstellung von Rauchwaren, sondern für Großhandel.

„Eigentlich sind wir ein europäisches Lieferzentrum“, sagt Martina Kleinlagel, die mit ihrem Bruder Klaus und Vater Kurt Jürgen den Betrieb führt. Einen Verkauf vor Ort gibt es nicht – dafür werden Fachhändler im gesamten Bundesgebiet beliefert sowie in der Schweiz, Polen und Estland.

Gestartet ist das Familienunternehmen im Jahr 1916, als Urgroßvater Karl Kleinlagel von Rettigheim wegzog und in Untergrombach in der Bruchsaler Straße eine Zigarrenfabrik eröffnete.

Die Herkunft aus Obergrombach sieht man den Produkten oft nicht an

Sein Sohn Kurt siedelte 1946 nach Obergrombach an den heutigen Standort um, der damals am Ortsrand lag. „In der Zigarrenherstellung gab es ein Maschinenverbot, um Arbeitsplätze zu schaffen“, sagt Martina Kleinlagel. Als das Verbot 1958 gekippt wurde und der Konkurrenzdruck stieg, stand ihr Großvater vor der Wahl, aufzugeben oder aufzurüsten.

Heimischer Tabak wurde für Zigarren allerdings nie verwendet.
Klaus Kleinlagel, Zigarrenhersteller

In Stockholm wurde er schließlich fündig und kaufte Maschinen, so dass bis in die 1990er-Jahre hier Zigarren hergestellt wurden. „Heimischer Tabak wurde für Zigarren allerdings nie verwendet“, räumt Klaus Kleinlagel mit einer naheliegenden Vermutung auf. Die Ernte der Tabakfelder um Bruchsal herum wurde überwiegend für Zigaretten verwendet, für Zigarren sind schon immer Blätter aus tropischen Anbaugebieten bevorzugt worden.

Noch heute stehen Entripper und Wickelmaschine funktionstüchtig in der Halle, werden aber eher ausnahmsweise für Museumsprojekte in Betrieb genommen. Eine Reihe unter dem Namen „Kleinlagel“ wird in Belgien nach konkreten Vorgaben produziert, aber dem Großteil der Ware sieht der Endverbraucher nicht an, dass die Zigarren aus Obergrombach verschickt werden.

Der Grund liegt in der hauseigenen Kistenfabrik, in der Behältnisse individuell für jeden Händler personalisiert werden können. In verschiedenen Formaten werden die Seitenwände verzapft, der Boden mit Drahtstiften befestigt und der Deckel mit Scharnieren und Verschluss versehen. Der individuelle Schriftzug wird dann einen Raum weiter angebracht, mittels Tampondruck, Branddruck, Lasergravur oder UV-LED-Druck. Auch die dünnen Einlegeblätter in den Kisten werden bedruckt – vorgefertigt sind lediglich die bekannten Aufkleber, die auf die Gefahren des Rauchens hinweisen.

Teuerstes Produkt liegt im vierstelligen Eurobereich

Darüber hinaus gibt es auch Zigarren im Premium-Bereich, die bereits in aufwändigen Holzschachteln geliefert werden – mal mit glänzendem Klavierlack, mal in antiker Truhenoptik. Auf der Messe in Las Vegas hatte Martina Kleinlagel einen Texaner kennengelernt, der in Nicaragua Zigarren herstellt und seine „Neon Tiger“ in einer Kiste im Graffitti-Look vermarktet. Sieht peppig-modern aus, erfüllt aber vor allem das Hauptkriterium, das die Kleinlagels immer wieder kontrollieren: die Qualität.

Wer es luxuriös mag, greift zur Zigarre mit Swarovski-Stein auf der Banderole, für abendfüllenden Schmauchgenuss gibt es auch 30 Zentimeter lange Kaliber. Das teuerste Exemplar – nicht auf Vorrat, aber auf Bestellung – liegt im vierstelligen Eurobereich, da die Tabakblätter in exklusiven Spirituosen eingelegt werden.

Dass Zigarren keine Altherren-Marotten sind, sondern durch ihre entschleunigende Genussweise durchaus zu modernem Lifestyle passen, zeigt auch die Gruppe der „Aficionados“, die sich unlängst in Bruchsal gegründet hat. Der Szene fehlt bislang noch eine geeignete Location, etwa eine Art Tabakladen mit Rauchsalon, in dem auch Tastings abgehalten werden könnten.

Familie Kleinlagel bleibt jedoch beim Großhandel, wobei sie mit einigen Bedenken in Richtung 2024 blickt. Eine EU-Regulierung soll dann die Rückverfolgbarkeit sämtlicher Rauchwaren vorschreiben. Was bei Zigaretten noch sinnvoll scheint, um den Schmuggel zu unterbinden, sieht man in der Zigarrenbranche mit Sorge: Es bedeutet viel Aufwand für ein Nischenprodukt, das mit dem riesigen Zigarettenmarkt wenig zu tun hat.

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