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Standesamtliche Trauungen

Heiraten in Zeiten von Corona: Der schönste Tag des Lebens als Live-Übertragung

Große Feiern sind nicht möglich, auch vorm Standesamt müssen sich Hochzeitspaare beschränken. Was macht die Pandemie mit Heiratswilligen? Und: Wir überhaupt noch geheiratet? Wir haben uns in den Standesämtern rund um Bruchsal umgehört.

Hochzeit Schloss Bruchsal
Ende Mai durften im Bruchsaler Schloss wieder standesamtliche Trauungen mit kleiner Gästezahl stattfinden Foto: Simone Staron

Normalerweise ist ja eine Hochzeit eine gesellige Angelegenheit. Selbst wenn ein Paar nur standesamtlich heiratet, wird es doch meist zumindest von den Trauzeugen und den engsten Familienangehörigen begleitet.

Doch die Corona-Pandemie hat bis vor kurzem aus der Trauung ein einsames Ereignis werden lassen. Gerade im ersten Lockdown vor einem Jahr durfte nur das Brautpaar alleine vor dem Standesbeamten erscheinen. Aber haben denn in dieser Zeit überhaupt Trauungen stattgefunden?

Nur einen ganz leichten Rückgang verzeichnete das Standesamt in Bruchsal, auch in Ubstadt-Weiher wurde 2020 im Vergleich zum Vorjahr nicht bedeutend weniger geheiratet, während in Bad Schönborn die Zahl der Eheschließungen im ersten Coronajahr höher war als 2019.

Die standesamtliche Trauung wurde durchgezogen, die freie oder kirchliche Hochzeit mit Gästen dagegen häufig verschoben.
Susanne Kohlstetter, Standesbeamtin in Bad Schönborn

„Die standesamtliche Trauung wurde durchgezogen, die freie oder kirchliche Hochzeit mit Gästen dagegen häufig verschoben“, stellt die Bad Schönborner Standesbeamtin Susanne Kohlstetter fest.

Doch selbst mit inzwischen begrenzter und nur kleiner Gästezahl soll auch die Hochzeit auf dem Standesamt zum schönsten Tag im Leben eines Paares werden. „Ich will möglich machen, was nach den Verordnungen machbar ist“, sagt Susanne Kohlstetter.

„Wir bemühen uns um einen feierlichen, einen emotionalen Rahmen. Auch wenn es traurig ist, dass man dem Paar nicht mal die Hand geben und auch das Stammbuch nicht überreichen darf“, meint Andrea Gärtner aus Ubstadt-Weiher. In Bruchsal setzt man alles daran, die umsetzbaren Wünsche der Paare zu erfüllen, bestätigt Amtsleiterin Susanne Kaiser.

Dazu gehört beispielsweise auch die „gestreamte Hochzeit“, also die Live-Übertragung der Zeremonie für alle diejenigen, die nicht dabei sein können oder aufgrund der Coronaverordnung nicht dabei sein dürfen. Diese Form der gemeinsamen Feier gehört offenbar in allen drei Standesämtern inzwischen zum Corona bedingten Hochzeitsbrauch.

Organisation von „Ehefähikgeitszeugnissen“ zum Teil schwierig

Richtig schwierig aber macht es Corona für Heiratswillige mit Auslandsbezug. Die Beschaffung des sogenannten „Ehefähigkeitszeugnisses“ und weiterer notwendiger Unterlagen aus den Heimatländern ist in „normalen“ Zeiten schon nicht einfach und dauert unter Umständen Jahre, bestätigt Susanne Kaiser.

Jetzt mit der Corona-Pandemie war es bislang mit dem Reisen schwierig und auch die Ausstellung der erforderlichen Papiere dauere wesentlich länger, weil viele Ämter nicht besetzt seien, berichten auch die beiden anderen Standesbeamtinnen.

Zum Schluss noch ein Blick in die aktuelle Statistik: In diesem Jahr haben sich in Ubstadt-Weiher nur halb so viele Paare standesamtlich das Ja-Wort gegeben wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres, möglicherweise in Erwartung weiterer Lockerungen und einer größeren Feier in absehbarer Zeit.

In Bruchsal war die Anzahl nahezu gleich. Nur in Bad Schönborn nähert sich die Zahl der standesamtlichen Eheschließungen inklusive Terminreservierungen schon jetzt fast dem Niveau von 2019.

Und noch ein kleines Gedankenspiel: Susanne Kaiser hat den Eindruck gewonnen, dass der Lockdown auch Auswirkungen auf die Anzahl der Geburten hat. Und tatsächlich sind im Bruchsaler Krankenhaus von Februar bis April dieses Jahres 65 Kinder mehr zur Welt gekommen als im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres.

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