Der Bürgerpark in der Bruchsaler Innenstadt ist Veranstaltungsort, Treffpunkt, für manche aber auch ein Angstraum. Auch wenn die Fallzahlen von Polizei und Ordnungsamt das nicht belegen, fühlen sich Passanten und Anwohner unwohl.
Dafür werden Jugendliche verantwortlich gemacht, die sich dort treffen. Vera Herberger leitet die kommunale Jugendpflege in Bruchsal und bricht eine Lanze für die Beschuldigten.
Nicole Jannarelli hat mit ihr gesprochen.
Warum zieht es Jugendliche nach draußen auf die Plätze?
HerbergerFür sie sind das zentrale Treffpunkte, wo sie sich sehen und reden können. Sie sind da nicht anders als Erwachsene, es zieht sie nach draußen. Vor allem im Sommer. Wir kennen diese Plätze in Bruchsal und den Stadtteilen, und wir kennen auch viele der Jugendlichen, die sich dort aufhalten.
Auch die Jugendlichen, die im Bürgerpark sind?
HerbergerJa, auch Teile von ihnen. Aus unserer Wahrnehmung sind diese unauffällig.
Anwohner und Passanten beschreiben den Bürgerpark aber als Angstraum und machen dafür auch die Jugendlichen verantwortlich. Sie sollen zudem die Anlage vermüllen. Wie sehen Sie das?
HerbergerEs gibt erst einmal keinen Grund, den Jugendlichen dort den Aufenthalt zu verbieten. Der Park ist für jeden offen und nutzbar. Wir erleben es, dass die Jugendlichen ein gutes Bewusstsein für die Stadt haben und zum Teil selbst eine Vermüllung bemängeln. Ihnen pauschal den schwarzen Peter zuzuschieben, finde ich schwierig.
Manche Fußgänger fühlen sich angemacht von den Jugendlichen…
HerbergerIch kann aus eigener Erfahrung sagen: Wenn man grüßt, wird man ganz häufig zurückgegrüßt. Sprüche habe ich noch keine gehört. Die Jugendlichen sind in dem Alter meistens mit sich und ihrer Gruppe beschäftigt.
Sollten in Bruchsal die Jugendlichen an ihren Treffpunkten gezielt angesprochen werden?
HerbergerBruchsal setzt auf offene Jugendarbeit in den Jugendhäusern. Sie sind ein Treff, zu dem jeder einfach kommen kann. Wir sind da gut aufgestellt. Allein mit dem Jugendhaus im Haus der Begegnung erreichen wir pro Woche knapp 250 Kinder und Jugendliche. In Untergrombach sind es wöchentlich um die 215.
Expertin: Jugendliche in Bruchsal brauchen Treffpunkte im Freien
Was machen die Kinder und Jugendlichen dort?
HerbergerManche hören Musik oder spielen Spiele. Aber es gibt auch feste Angebote, da wird gekocht oder gebastelt. Wichtige Ansprechpartner sind die Sozialarbeiter vor Ort. Der Übergang von Schule und Beruf oder auch die Abnabelung vom Elternhaus sind wichtige Themen. In den Jugendhäusern können wir ganz niederschwellige Beratung bieten. Beziehungsarbeit mit den Jugendlichen ist zentral. Und es geht um ihre Beteiligung am Gemeinwesen.
Nun sind die Jugendlichen nicht nur in den Jugendhäusern, sondern auch auf öffentlichen Plätzen unterwegs. Wie erreicht man die?
HerbergerWir suchen ab der vierten Klasse den Austausch mit den Schülern in den Grundschulen und stellen die Jugendhäuser vor. Außerdem ist es für uns wichtig, Plätze für die Jugendlichen zu erschließen. Der Eisweiher in der Südstadt ist dafür ein gutes Beispiel. Oder auch der Basketballplatz im Weidenbusch. Vor den Jugendhäusern in der Südstadt, Heidelsheim und Untergrombach gibt es außerdem Freiflächen. In Bruchsal am Haus der Begegnung jedoch nicht.