Am Mittwoch saß der Schüler aus Plankstadt noch auf der Schulbank, an diesem Donnerstag kniet er im „Sonderwagen“, einem blau lackierten Radpanzer. Ein Uniformierter schließt die schwere, gasdichte Tür, nur durch die geöffnete Dachluke dringen noch Töne ins Innere des Autos.
Mit angeschaltetem Blaulicht dreht das Fahrzeug eine Runde über den weitläufigen Hof der Polizei, an deren Ende Tim und eine Handvoll Freunde, mit denen er gemeinsam den Weg nach Bruchsal genommen hat, mit großen Augen wieder aus dem Wagen springen. Ihr Fazit: „Noch ein bisschen krasser als gedacht“, sagt Tim und mischt sich wieder unter die Menge.
Zum 35. Jubiläum hat der Kindertag der Bereitschaftspolizei wieder tausende, meist junge Besucher nach Bruchsal gelockt. Schon am frühen Mittag zählt Jürgen Prestel, Organisationsleiter des Aktionstags, 6.000 Besucher – dazu kommen viele hundert Beamte, die bei elf verschiedenen Vorführungen an diesem Tag ihr Können demonstrieren oder zwischen den Besuchern umherschlendern.
Im Ernstfall sind wir weiter einsatzfähig.Jürgen Prestel, Organisationsleiter des Aktionstags
Wie viele Uniformierte genau im Dienst der Kinder im Einsatz sind, bleibt allerdings geheim, denn: „Das Tagesgeschäft läuft weiter, der Kindertag kommt on top“, sagt Prestel. „Im Ernstfall sind wir weiter einsatzfähig.“ Dass viele der Eltern das Programm noch als den Bruchsaler „BePo-Tag“ kennen, ist ein Relikt der Vergangenheit, als Bruchsal nur Dienstsitz der Bereitschaftspolizei war, sagt er.
Neben der präsentieren sich inzwischen beim Kindertag auch die in den Dittmannswiesen beheimatete Wasserschutzpolizei, die Hochschule für Polizei und die Polizeireiterstaffel Mannheim.
„Uns geht es darum, Berührungsängste gegenüber der Polizei abzubauen“, sagt Hauptkommissar Jürgen Prestel. Der Tag sei eine „gigantische Möglichkeit, die Bürgerinnen und Bürger in einem ganz anderen Kontext zu erleben“, ergänzt Volker Weinstock, Leiter der Bruchsaler Bereitschaftspolizei, die sonst etwa bei Demonstrationen und Fußballspielen zum Einsatz kommt.
„Heute blicken wir in strahlende Kinderaugen statt in grimmige Gesichter“, freut er sich.
Dosenwerfen bis Bobbycar-Rennbahn bei Kindertag in Bruchsal
Alle Hände voll zu tun haben derweil diejenigen seiner Kollegen, die eine der zahllosen Spielstationen mit Angeboten vom Dosenwerfen bis zur Bobbycar-Rennbahn betreuen: „Stressiger, aber schöner als ein normaler Arbeitstag“, urteilt Polizei-Anwärter Salvatore Climaco.
Bei den Kleinen überwiegt derweil die Vorfreude: Grundschüler Timo Geiger ist eigens mit Polizeimütze angereist, gerade lässt er sich im Rettungswagen der Malteser einen Verband anlegen – das geht hier auch ganz ohne Verletzung, sagt Miriam Greiner von der Malteser Jugend, die hofft, dass die Polizeibegeisterung auch auf den Rettungsdienst überschwappt.
Bereitschaftspolizei öffnet Türen nach Coronapause
„Für uns ist der Kindertag ein absolutes Pflichtprogramm“, sagt Mutter Karin Geiger, während ihr Sohn eine Mullbinde angelegt bekommt.
Sie freut sich, dass die Bereitschaftspolizei nach zwei Jahren der Corona-Pause wieder die Türen öffnet. Einziger Wermutstropfen: „Die Warteschlangen“, sagt sie.
Die Ungeduld verfliegt spätestens dann, als der Wasserwerfer auffährt und aus zwei Wasserdüsen vor die Füße der jubelnden Kinder feuert. Gischtwolken steigen auf – eine willkommene Abwechselung zur Sommerhitze. „Klar ist der Wasserwerfer mein Highlight“, sagt Thilo Schwabenland, Mitglied der Bruchsaler Jugendfeuerwehr. Große Autos sei er gewohnt, aber: „So viel Wasser haben nicht einmal wir.“
