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Ärger um Waldarbeiten

Rodung am Baggersee Büchenau empört Naturschützer

Mit Baggern rücken Waldarbeiter Mitte Januar für einen Kahlschlag nördlich des Büchenauer Baggersees an. Bruchsaler Umweltschützer kritisieren das Vorgehen und die Hintergründe.

Waldstück zwischen A5 und Baggersee. Vereinzelt Bäume, keine Büsche mehr.
Mit schwerem Gerät setzten Waldarbeiter im Waldstück zwischen A5 und Baggersee zum Kahlschlag an. Vom dichten Buschwerk ist nichts mehr zu sehen. Foto: Florian Ertl

Waldarbeiten unweit des Büchenauer Ortsrands sorgen für gehörigen Ärger: Naturschützer sehen in der Rodung einen schändlichen Frevel, der noch viele Jahre nicht wieder gutzumachen sei. Das Landratsamt hält dagegen: Die Arbeiten seien notwendig gewesen und bereiteten eine Aufforstung vor.

Schon seit Jahrzehnten steht die Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltschutz Bruchsal (Agnus) für eine ökologische Waldbewirtschaftung ein. Wiederholt kritisierte der Verein die Forstverwaltung für, aus Sicht der Naturschützer, unverhältnismäßige Eingriffe in den Wald. Jüngst haben nun Waldarbeiten unweit des Büchenauer Ortsrands für Ärger gesorgt.

Einige Anwohner äußerten gegenüber Mitgliedern der Agnus den Verdacht, dass in der Nähe des Baggersees in einem Biotop gerodet wurde. Bei einem Spaziergang um das Gewässer eröffnet sich an der nördlichen Spitze des Baggersees Alte Allmend dieser Tage tatsächlich ein ungewohntes Bild: Gefällte Baumstämme, große Reisighaufen und schlammige, tiefe Furchen im aufgewühlten Waldboden lassen erahnen, dass hier kürzlich Waldarbeiten mit schwerem Gerät vonstattengingen.

Büchenauer Spaziergänger erinnert sich an zwei Bagger

Mitte Januar wurde Ernst-Ulrich Prenzler auf die Arbeiten aufmerksam. „Zwei Bagger waren da zu Gange“, erinnert sich der Büchenauer. Es seien einige Bäume gefällt worden. Die Arbeiter hätten sämtliches Tot- und Unterholz entfernt. „Die haben dieses kleine Waldstückchen ziemlich platt gemacht“, meint Prenzler. Es bleibe eine „Wüste mit aufgerissenem Waldboden“.

Zuvor sei das Wäldchen zwischen dem Autobahnparkplatz Büchenau-West und dem Baggersee gerade im Sommer sehr grün gewesen. „Dort wuchsen Brombeersträucher und Traubenkirschen“, berichtet Prenzler. Zeitweise seien die bestehenden Trampelpfade vollständig überwuchert gewesen. Gleich neben der Autobahn habe der dichte Wald außerdem wie eine natürliche Schallbarriere gewirkt. Jetzt nach der Rodung sei der Lärm der Autos und Laster deutlicher rund um den See und nach Prenzlers Gefühl auch in Büchenau zu hören.

Büchenauer spricht von Biotop

„Nach meinen Kenntnissen wurde das Waldstück im Zusammenhang mit dem sechsspurigen Ausbau der A5 einst als Biotop ausgewiesen“, erklärt Ernst-Ulrich Prenzler. Verwundert habe er sich deswegen an Michael Hassler, Vorsitzenden der Agnus Bruchsal, gewandt. Dieser habe seine Umweltmeldung an das Landratsamt Karlsruhe weitergeleitet.

Das Amt für Umwelt- und Arbeitsschutz gab in Bezug auf den Schutzstatus des Gebiets allerdings Entwarnung. Gesetzlich geschützte Biotope seien von der Maßnahme nicht betroffen gewesen, heißt es in der Antwort. Die bearbeitete Fläche sei für eine Neupflanzung vorbereitet worden, wozu Konkurrenzvegetation habe entfernt werden müssen. „Es ist eine Pflanzung von Eiche, Hainbuche, Linde und in den tieferen Lagen Erle vorgesehen“, verspricht das Amt.

Die Rodungsarbeiten seien durch das häufiger auftretende Eschentriebsterben nötig geworden. Durch Ausfälle der Esche sei das Gebiet zudem stark verwildert gewesen. Eine natürliche Verjüngung des Waldes sei so nicht möglich gewesen, heißt es.

Bruchsaler Agnus-Vorsitzender bezweifelt Sinn der Arbeiten

Naturschützer Michael Hassler meldet erhebliche Zweifel am Sinn der nun getroffenen Maßnahmen an. An der gerodeten Stelle habe ein erhaltenswerter Feuchtwald aus Erlen und Eschen gestanden. „Jetzt haben wir eine Brachlandschaft, auf der erst wieder in fünfzig oder sechzig Jahren Bäume in ähnlicher Größe stehen werden“, meint der ehemalige Vorsitzende des Landesnaturschutzverbands Baden-Württemberg.

Radikale Eingriffe in den Wald seien ein grundsätzliches Problem. „Der Wald wird immer noch als Holzproduktionsmaschine betrachtet. Das ist falsch“, ist Hassler überzeugt und warnt vor Waldmonokulturen. Das Landratsamt spricht dahingegen von „standortsgemäßer Aufforstung“. Bei der Zahl der Baumarten im Waldstück am Baggersee wolle man zukünftig sogar die üblichen Mischanteile übertreffen.

Landratsamt verweist auf nachhaltige Forstwirtschaft

Eine maschinelle Bodenvorbereitung sei für das Vorhaben zwingend notwendig gewesen. Die bestehende, übermannshohe Brombeerdecke habe ein schonenderes, manuelles Vorgehen unpraktikabel gemacht. Trotz Baggereinsatzes seien die Vorbereitungsarbeiten im Waldstück sogar PEFC-konform gewesen, heißt es in der Mitteilung des Amtes. PEFC ist das weltweit größte Zertifizierungssystem für nachhaltige Forstwirtschaft. Umweltschutzverbände kritisierten PEFC jedoch wiederholt für, aus ihrer Sicht, unzureichende Kontrollen und Richtlinien.

„Die Wälder, die noch nicht durch den Klimawandel umgebracht werden, vernichtet die Holzwirtschaft und forstet anschließend mit fremdländischen Baumarten auf“, sagt der Agnus-Vorsitzende Michael Hassler. Es gelte daher weiterhin, auf Eingriffe in den Wald, wie den Jüngsten in Büchenau, aufmerksam zu machen.

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