Skip to main content

Tage des Waldes am 21. März

Brettener Förster zur Zukunft des Waldes: „Müssen die Jäger mitnehmen“

Die Buche bereitet Brettens neuem Forstverwaltungsleiter Sorgen. Die Hauptbaumart im Stadtwald leidet unter Trockenheit und Hitze. Doch das sind nicht die einzigen Gefahren.

Förster im Wald neben einem toten Baum mit lichter Krone
Auf diesem Archivbild zeigt Norbert Kuhn eine tote Buche mit kahler Krone und abgebrochenen Ästen. Vom Klimawandel sind mittlerweile nicht nur Flachwurzler wie Fichten und Lärchen stärker betroffen, sondern auch die Buchen. Foto: Tom Rebel

Mit einer Fläche von rund 2.000 Hektar (20 Millionen Quadratmeter) ist der Brettener Stadtwald vergleichsweise groß. Den Großteil des Waldes machen mit rund 40 Prozent die Buchen aus – und denen geht es durch die zunehmende Trockenheit und Hitze schlecht.

Mit Strategien, wie man dem Problem begegnen kann und den Wald generell fit für die Zukunft zu machen, beschäftigt sich Norbert Kuhn. Vor zwei Jahren kam er in die Forstverwaltung nach Bretten, zunächst als Revierleiter.

Brettener Forstteam zählt sechs Köpfe

Seit Januar ist er als Leiter der Forstverwaltung für die 2.000 Hektar Stadtwald und ein Team aus fünf Mitarbeitern zuständig. Am Tag des Waldes, der weltweit am 21. März begangen wird, informiert er über den Zustand und die Zukunft des Brettener Forsts.

Wie geht es dem Brettener Wald aktuell?
Kuhn
Den Umständen entsprechend gut. Unser Vorteil in Bretten ist, dass wir gute Böden haben, das sieht an anderen Stellen außerhalb des Kraichgaus ganz anders aus. Wir haben keine größeren, flächigen Schäden im Wald. Die Buche macht mit 41 Prozent den größten Anteil im Baumbestand aus. Vor allem die über 120 Jahre alten Buchen schwächeln. Diese Buchenbestände sind kurz nach der letzten kleinen Eiszeit Ende des 19. Jahrhunderts entstanden. Sie sind also kältere Bedingungen gewohnt. Die zunehmende Trockenheit und Hitze setzt ihnen stark zu. Den Bäumen gelingt es nicht mehr, Wasser bis hoch in ihre Krone zu saugen. Sie trocknet sozusagen von oben her aus.

Tag des Waldes

Der 21. März wurde erstmals 1971 von der Organisation für Ernährung und Landwirtschaft der Vereinten Nationen als „Internationaler Tag des Waldes“ proklamiert, als Reaktion auf die globale Waldvernichtung, wie die Waldschutzorganisation PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification) erklärt. Seit 2012 ist der 21. März offizieller Aktions- und Thementag der Vereinten Nationen. Weltweit wird auf die Bedeutung des Waldes und auf die Bedrohung der Wälder hingewiesen.

Was kann man dagegen tun?
Kuhn
Der Wald der Zukunft wird ein Stück weit jünger sein. Durch gezielte Maßnahmen werden wir als Forst bestimmte Bäume dazu bringen, dass sie künftig bereits mit 80 oder 90 Jahren die Höhe und die Stammdicke erreichen, die jetzt 120-jährige Buchen haben. Diesen Zukunftsbäumen verschaffen wir mehr Licht für das Wachstum ihrer Krone, indem wir andere, konkurrierende Bäume entfernen. Die Krone ist der Motor des Baums. Je größer sie ist, desto dicker und stärker ist der Baum. Pro Zukunftsbaum werden etwa ein bis vier Bäume entnommen. Vielleicht ist es Spaziergängern schon aufgefallen: Die Zukunftsbäume sind mit drei weißen Punkten markiert. Die, die gefällt werden sollen, mit zwei orangefarbenen Strichen.
Was sind die größten Herausforderungen im Wald der Zukunft?
Kuhn
Wir müssen an die Klimaveränderungen angepasste Bäume finden und den Wald damit durchmischen. Neben Douglasien, die inzwischen etwa 17 Prozent des Waldbestandes ausmachen, werden etwa Nadelbäume aus bergigen Regionen mit kontinentalem Klima – im Sommer trocken und heiß, im Winter kalt – als geeignet eingestuft. Zum Beispiel Atlaszeder, Libanonzeder und die Nordmanntanne, die aus dem Kaukasus kommt. Bei Laubbäumen geht der Blick Richtung Elsbeere, Speierling, Spitzahorn, Baum-Hasel oder Esskastanie. Um das Ziel der Durchmischung des Waldes zu erreichen, ist ein Punkt ganz wichtig: Die Jäger müssen mitgenommen werden. Denn zwischen Forst und Jägern gibt es einen wesentlichen Zielkonflikt: Die Jäger wollen mehr Rehwild, weil sie Wild eben jagen, die Förster wollen weniger Rehwild, weil es Schäden durch Verbiss und durch Geweihabrieb verursacht. Diesen Zielkonflikt müssen wir zusammen lösen.
nach oben Zurück zum Seitenanfang