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Sommertour

BNN-Leser besuchen Atelier im Heidelsheimer Bahnhof

Ungewohnte Einblicke bietet der Künstler David Mcheidse Teilnehmern der BNN-Sommertour. Nicht nur die Kunst ist Thema, sondern auch sein Atelier an einem ungewöhnlichen Ort.

BNN-Sommertour Atelier Mcheidse
Seltener Einblick: Bei der BNN-Sommertour im Atelier von David Mcheidse (Mitte) im umgebauten Heidelsheimer Bahnhof interessierten sich Hobbykünstler wie Heini Herzel (links) für die Werke des Malers und Bildhauers. Foto: Martin Heintzen

Es ist sauber. Das fällt den zehn Teilnehmern der exklusiven BNN-Sommertour sofort auf. Und ja, David Mcheidse hat extra sein Atelier im ehemaligen Bahnhof von Heidelsheim aufgeräumt. Der Künstler schmunzelt: „Normalerweise sieht es anders aus.“

Jetzt liegen die Farbtuben ordentlich auf einem kleinen Tisch neben der Staffelei. Darauf steht ein großformatiges Werk. In mehreren Schichten hat Dato, wie sich David Mcheidse der Einfachheit halber nennt, die Farben aufgetragen. Die vorherrschende Farbe ist Grün, aber auch Gelb-, Rot- und Blautöne schimmern durch. Abstrahiert sind einzelne menschliche Figuren zu erkennen.

Es ist noch nicht fertig. „Ich arbeite immer gleichzeitig an mehreren Sachen“, erzählt der 58-jährige Künstler. Er braucht die Pause. Mit manchem Bild oder mit mancher Plastik ist er am nächsten Morgen noch nicht zufrieden. Dann wird geändert: „Es ist ein ewiger Prozess.“

Apfelkuchen bricht das Eis bei BNN-Sommertour

In der früheren Fahrgasthalle des Bahnhofs stehen deshalb mehrere Skulpturen aus Holz und Metall. Die Wände hängen voller Bilder: Farbenfroh, abstrahierte Figuren oder Pferde stehen im Mittelpunkt. Viel Platz ist nicht. In den Regalen hat er gesammelte Flohmarktfunde platziert: alte Fotoapparate, Masken, Musikinstrumente – vielleicht braucht er sie mal für Vorskizzen.

Auf einem großen Tisch ist selbstgebackener Apfelkuchen und eine georgische Spezialität aus Blätterteig und Buttercreme gerichtet. Das Eis zwischen dem Künstler und den Besuchern ist schnell gebrochen. „Die Leute gucken neugierig durch die Scheiben, aber sie trauen sich nicht rein“, hatte David Mcheidse im Vorfeld erzählt.

Das Bronzedenkmal „Melkkiwwlreider“, das seit den Heimattagen 2015 in der Ortsmitte von Heidelsheim steht, ist von Mcheidse. Günter Stengel und seine Frau beispielsweise kommen aus der Nachbarschaft. Man kennt sich vom Sehen, wie Stengel erzählt. Bisher hat er sich nie getraut, anzuklopfen. Das soll in Zukunft anders werden, wird zum Ende des Besuchs verabredet. Gastfreundlich lädt der Künstler seine Besucher ein, wiederzukommen.

Geschwisterpaar ist im Bahnhof Heidelsheim aufgewachsen und erinnert sich

Zwei weitere Teilnehmer, ein Geschwisterpaar, ist im Bahnhof Heidelsheim aufgewachsen. Ihr Vater war der letzte Bahnhofsvorsteher. Erinnerungen werden wach. „Elf Bedienstete gab es damals“, berichtet Dorith Scholz. Die Heidelsheimer Mälzerei Durst sorgte für regen Verkehr. Ihr Bruder Roland Hübl zeigt, wo früher der Gepäckraum und das Stellwerk waren.

Atelier im Bahnhof: Dorith Scholz (Zweite von links) und Roland Hübl (rechts) sind im Bahnhof aufgewachsen und erinnern sich beim Besuch.
Atelier im Bahnhof: Dorith Scholz (Zweite von links) und Roland Hübl (rechts) sind im Bahnhof aufgewachsen und erinnern sich beim Besuch. Foto: Heike Schaub

Zu sehen ist das längst nicht mehr. Die Zwischenwände hat Mcheidse nach dem Kauf 2003 herausgerissen. Bis 1989 wohnte dort noch der Bahnhofsvorsteher. Danach stand es leer. Die Fenster waren vernagelt, im Dachgeschoss hatten Unbekannte ein Lagerfeuer gemacht, erinnert sich der heutige Hausherr. Im ersten Jahr gab es nur kaltes Wasser. Nach und nach hat er das Gebäude zum Wohnen und Arbeiten umgebaut.

Fachmännischer Austausch mit Hobbykünstlern

Für das Atelier interessieren sich auch drei Hobbykünstler. „Sehr beeindruckend“ findet Yi Chi aus Karlsdorf-Neuthard die Werke. Auch Heini Herzel aus Kraichtal-Münzesheim schaut fachmännisch auf die ausgestellte Kunst. Er selbst malt KSC-Spieler in Aquarell. Karin El-Alem aus Bruchsal würde Mcheidse beim Malen gerne mal über die Schulter schauen.

BNN-Sommertour Atelier Mcheidse
Fachmännischer Austausch: Yi Chi im Gespräch mit Bildhauer Mcheidse über die Verwendung der unterschiedlichen Materialien. Foto: Martin Heintzen

Im Gespräch erläutert Künstler Dato ein Bild mit Bleistift-Skizzen, das den Namen Nadelöhr trägt. Es fällt zwischen den farbenfrohen Werken aus dem Rahmen. „Ich weiß noch nicht, wie es weiter geht“, räumt er freimütig ein. Ihm müsse es gefallen, sonst würde er seine Werke nicht ausstellen. Deshalb werden viele seiner Bilder auch übermalt.

Auch zum Thema Ausstellungen und wie viel seine Kunst kostet, nimmt er Stellung: Das Leben als Künstler werde immer schwieriger. Jeder Künstler möchte etwas Eigenes entwickeln, aber vieles sei schon da. In den vergangenen zwei Jahren fanden wegen Corona kaum Ausstellungen statt.

Das war in den 1990er Jahren noch anders: In Wismar geboren, hat David Mcheidse lange Zeit in Tiflis/Georgien gelebt und an der Akademie der Künste Bildhauerei studiert. Zurück in Deutschland sind im Saarland viele Plastiken für öffentliche Plätze entstanden.

Man muss diese Art von Leben schon lieben.
David Mcheidse, Künstler aus Heidelsheim

Zusammen mit seinem kürzlich verstorbenen Vater Levan Mcheidse erschafft er 2010 für den neu gestalteten Europaplatz die Steinplastik Bruchsalia. Ein kleines Tonmodell steht im Atelier.

„Ich habe ein Leben lang Kunst gemacht. Man muss diese Art von Leben schon lieben“, so Mcheidse. Von seinen Eltern kennt er es nicht anders. Der 58-Jährige wirkt nicht unzufrieden. Wenn die Energiekosten steigen, kann er immer noch nach Georgien ziehen.

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