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Zwischen Kirche und Staat

Im Spagat zwischen Kirche und Staat: Monika Hansmann ist die neue Militärseelsorgerin an der General Dr. Speidel-Kaserne

In Bruchsal gibt es eine neue Militär-Seelsorgerin. Was ist ihre Aufgabe und was ihre Motivation? Die BNN stellen Monika Hansmann vor.

Pastoralreferentin Monika Hansmann verteilt bei heißen Temperaturen Eis in der Nibelungen-Kaserne an einen Soldaten in Walldürn.
Pastoralreferentin Monika Hansmann verteilt bei heißen Temperaturen Eis in der Nibelungen-Kaserne an einen Soldaten in Walldürn. Foto: Doreen Bierdel

Statt eines Kreuzes prangt ein Schild mit Bundesadler am Eingang – und das ist bei weitem nicht die einzige Besonderheit des kleinen katholischen Pfarramts auf dem Bruchsaler Eichelberg. Denn offiziell ist dieses Pfarrbüro eine „Dienststelle des Bundes“.

Die Arbeit im Spagat zwischen Staat und Kirche ist für Pastoralreferentin Monika Hansmann beruflicher Alltag: Die überzeugte Katholikin hat sich der Militärseelsorge verschrieben. Als eine von deutschlandweit etwa 200 Militärgeistlichen ist sie Ansprechpartnerin für Soldaten an der General Dr. Speidel-Kaserne in Bruchsal und den umliegenden Bundeswehr-Standorte.

Der Weg dorthin war keine Selbstverständlichkeit: „Viele außerhalb der Bundeswehr wissen nichts von unserer Arbeit. Auch im Studium war die Militärseelsorge lange kein Thema“. Vom Kirchendienst bei der Bundeswehr erfahren habe sie erst durch ihren Mentor am Ende der Ausbildung.

Seither, erzählt die Theologin, habe sie die Faszination für diese ungewöhnliche Art der Seelsorge nicht mehr losgelassen. Nach sieben Jahren im zivilen Kirchendienst als Pastoralreferentin war deshalb für sie der Wechsel in die Militärseelsorge der richtige Schritt. Nach zwei Jahren in Walldürn ist Monika Hansmann seit April in Bruchsal zuhause.

„Hier werde ich gebraucht“, sagt sie über ihren Alltag, den es eigentlich gar nicht gibt: „Jeder Tag ist anders – ich bin immer da, wo es nötig ist.“ Für Hansmann bedeutet das vor allem: Ansprechpartnerin für Sorgen und Nöte aller Art zu sein. Weil viele Soldaten fernab der Heimat stationiert sind, kommt dabei das Gespräch oft auf Familie und Partnerschaft.

Für mich ist es wichtig, Familie zu binden und zusammenzubringen.
Monika Hansmann, Militär-Seelsorgerin aus Bruchsal

„Für mich ist es wichtig, Familie zu binden und zusammenzubringen“, erklärt Hansmann, die aus dieser Motivation heraus Vater-Kind- und Paarwochenenden speziell für Soldaten anbietet. Auch die seelsorgliche Begleitung von Soldaten im Ausland zählt zum Aufgabenprofil der Theologin, deren erster Einsatz für den Sommer angesetzt ist.

Der Dienst für die Kirche und die Arbeit innerhalb des Militärs stand dabei für die überzeugte Katholikin nie im Widerspruch: „Unsere Soldaten setzen im Einsatz für Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit ihr Leben auf’s Spiel. In diesem Fall bin ich für die Menschen da.“

Erster Gottesdienst in Tarnfleck-Schutzkleidung war eine Herausforderung

Das erste Mal vor einem Gottesdienst in die Tarnfleck-Schutzkleidung zu steigen, war für sie dennoch eine Herausforderung – allerdings allein aus praktischen Gründen: „Die Frauenkleidung ist ein bisschen fehlgeschneidert.“ Daran hat sich Hansmann inzwischen gewöhnt – und das Gemeinschaftsgefühl, was durch den Feldanzug entsteht, will sie nicht mehr missen.

Das Bereichernde am Beruf, erzählt sie, sei vor allem ihre große Eigenständigkeit, die sie als Frau innerhalb der katholischen Kirche als besonderes Privileg erlebt: „Wo sonst kann ich in der Kirche eine leitende Aufgabe übernehmen?“

Weil vieles an klassischer Arbeit einer Pastoralreferentin wie die Kommunionvorbereitung wegfällt, bleibt Freiraum für eigene Initiative: „Ich kann meine Kreativität ausleben“, sagt Hansmann und lässt keinen Zweifel, dass ihr diese so schnell nicht ausgeht: Neben den nächsten Feldgottesdiensten organisiert sie gerade eine Soldatenwallfahrt – die in diesem Jahr pandemiebedingt anstatt nach Lourdes zu Fuß und auf dem Rad nach Waghäusel geht.

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