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Appell der Fürst-Stirum-Klinik

Oben ohne oder mit: So sehen Besucher und Patienten im Bruchsaler Krankenhaus die Masken-Empfehlung

Die Infektionszahlen steigen. Seit drei Wochen wird im Bruchsaler Krankenhaus empfohlen, eine Maske zu tragen. Hält sich da überhaupt jemand dran?

Mittlerweile weisen auch größere Schilder auf die Empfehlung hin, im Bruchsaler Krankenhaus eine Maske zu tragen. Seit Anfang November gibt es die Empfehlung, um Besucher und Mitarbeiter vor Ansteckungen zu schützen.
Mittlerweile weisen auch größere Schilder darauf hin, im Bruchsaler Krankenhaus eine Maske zu tragen. Seit Anfang November gibt es die Empfehlung, um Besucher und Mitarbeiter vor Ansteckungen zu schützen. Foto: Heike Schaub

Gefühlt kennt mittlerweile jeder irgendjemand, der in den vergangenen Wochen an Corona erkrankt ist. Die Infektionszahlen steigen seit Oktober wieder. Glücklicherweise verlaufen die meisten Infektionen im vierten Corona-Winter eher glimpflich.

Eine Masken-Pflicht gibt es längst nicht mehr. Die RKH-Kliniken, zu denen auch die Krankenhäuser in Bruchsal und Bretten gehören, appellieren deshalb an die Vernunft und Mithilfe der Besucher und Mitarbeiter. Sie sollen einen Mund-Nasen-Schutz oder sogar eine FFP2-Maske tragen. Das war am 6. November. Entsprechende Hinweise wurden angebracht.

„Zumindest die Schilder sind größer geworden“, erzählt Ruth Kellner aus Knittlingen. Sie steht vor dem Haupteingang der Fürst-Stirum-Klinik. Auf den Glastüren, die sich automatisch öffnen, prangen links und rechts seit einigen Tagen zwei blaue Hinweisschilder, so ihre Beobachtung.

„Bitte Mund-Nasen-Schutz tragen!“, steht unter einer gesichtslosen Figur mit dunkler Maske. Daran halten sich die wenigsten Besucher, die am Dienstagvormittag kommen und gehen. So jedenfalls ist der Eindruck während der einstündigen Stichprobe.

Selbst auf Chemo-Station ist Maske nicht selbstverständlich

Ruth Kellner macht gerade eine Chemotherapie. Sie ist deshalb regelmäßig im Bruchsaler Krankenhaus: „Meine Maske habe ich immer dabei“, sagt sie und zieht zum Beweis einen blauen Mund-Nasen-Schutz aus der Jackentasche. Zum Schutz von Risikopatienten wünscht sie sich das auch von anderen Klinikbesuchern und Mitarbeitern. Das sei selbst auf der Chemostation nicht selbstverständlich.

Vor der Chemo habe sie sich noch einmal gegen Corona impfen lassen, sicherheitshalber, wie sie betont. Die Grippe-Schutzimpfung sei ihr dann zu viel gewesen. Dass nun jeder ohne Maske ins Krankenhaus gehe, kann sie nicht nachvollziehen: „Dort gibt es ja auch noch andere Keime.“

Infektionszahlen für Grippe und RS-Virus steigen

Weil wegen der Corona-Schutzmaßnahmen die echte Grippe in den vergangenen Jahren komplett ausgefallen ist, fürchtet die Klinikleitung in diesem Winter viele Grippepatienten. „Wir haben erst einzelne Fälle mit der echten Influenza. Aber die Zahlen werden noch steigen. Das gilt auch für das RS-Virus“, so der Pressesprecher der RKH-Kliniken, Alexander Tsongas.

RS-Virus steht für Respiratorisches Synzytial-Virus und befällt die Atemwege. Die schwere Bronchitis kann besonders bei Säuglingen oder älteren Erwachsenen gefährlich werden. Im vergangenen Winter war die Zahl der Säuglinge, die deswegen in einer Klinik behandelt werden mussten, drastisch gestiegen.

Mit Maske werde ich auch noch blöd angeguckt.
Michael Sorn
Besucher aus Kraichtal

Bereits mit einer FFP2-Maske auf der Nase kommt Michael Sorn aus Kraichtal. Der Rollstuhlfahrer fühlt sich verantwortlich. Sein Vater liegt seit drei Wochen im Krankenhaus. „Gefühlt bin ich der Einzige, der eine Maske trägt. Dann werde ich auch noch blöd angeguckt“, so Sorn. Keiner halte sich an die Masken-Empfehlung, so seine Beobachtung. Die Mitarbeiter nur vereinzelt.

Sieglinde Weikum aus Philippsburg ist Rheumapatientin: „Ich fände es gut, wenn im Krankenhaus wieder die Maskenpflicht eingeführt wird.“ Sie werde größere Menschenansammlungen in Zukunft vermeiden. „Auch meine Maske ziehe ich wieder auf.“ Zuletzt ist sie in einem völlig überfüllten Bus gefahren. „Am liebsten wäre ich dann ausgestiegen.“

Schutz gegen Personalausfälle in Kliniken

Volle Arztpraxen mit einem Wartezimmer voll schniefender Patienten meidet mittlerweile auch Andrea aus Dettenheim wieder. Die Rheumapatientin möchte ihren Nachnamen nicht nennen. Eine Pflicht zur Maske im Krankenhaus zum Schutz der Patienten und Mitarbeiter würde auch sie begrüßen. Dort gebe es ohnehin schon einen Personalmangel.

An der Infotheke im Eingangsbereich warten die Besucher. Keiner trägt eine Maske. „Wir geben Masken kostenlos aus“, wirbt Klinik-Sprecher Tsongas für das Tragen. Auch um die Ausfälle beim Personal im Rahmen zu halten. Einen ersten Höhepunkt habe die Corona-Welle Mitte November erreicht, jetzt seien die Zahlen wieder leicht rückläufig. Fast alle Patienten seien nicht wegen, sondern mit einer Corona-Infektion in der Klinik.

Mangels Gesetz bleibt Klinik nur der Appell an die Vernunft

Die Besucher haben die Wahl zwischen einfachem Mund-Nasen-Schutz oder der FFP2-Maske. Weil es keine gesetzliche Grundlage für eine Maskenpflicht gebe, appelliert die Klinikleitung an die Vernunft. Die Mehrzahl ziehe aber keine Masken auf. „Verrückt“ findet das Susanne Unser, die gerade ihre Mutter ins Krankenhaus gebracht hat. Sie trägt eine FFP2-Maske. Sicherheitshalber. „Im Moment sind wieder alle erkältet.“

Nur vereinzelt ziehen Besucher eine Maske auf. Das ist auch die Beobachtung von drei Patienten, die für eine Zigarette im Raucherpavillon vor dem Eingang stehen. Ihre Namen möchte sie nicht nennen. Und auch nicht die Station, wo sie derzeit untergebracht sind. Aber immerhin: „Heute Morgen hat der Oberarzt bei der Visite eine Maske getragen“, erzählt einer der drei Männer.

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