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Umzug im August

Rundgang durchs neue Bruchsaler Feuerwehrhaus: Hier wurde nicht gekleckert, sondern geklotzt

Der Bruchsaler Antriebstechnikspezialist SEW-Eurodrive hat der Stadt ein 18-Millionen-Euro teures Feuerwehrhaus überlassen. Innenminister Thomas Strobl zeigte sich beim Rundgang begeistert.

In einem Rutsch zum Einsatz: Die Bruchsaler Feuerwehrleute freuen sich auf ihr neues Domizil, das modern ausgestattet ist. Mitte August soll der Umzug abgeschlossen sein.
In einem Rutsch zum Einsatz: Die Bruchsaler Feuerwehrleute freuen sich auf ihr neues Domizil, das modern ausgestattet ist. Mitte August soll der Umzug abgeschlossen sein. Foto: Martin Heintzen

Auf dieses Haus dürften Feuerwehren in ganz Deutschland und viele Stadt- und Gemeinderäte mit Neid blicken: Für gut 18 Millionen Euro hat die Firma SEW-Eurodrive der Stadt ein schlüsselfertiges „Feuerwehrhäusle” hingestellt.

Tief gestapelt haben die SEW-Vertreter mit dem Wort Feuerwehrhäusle, für das jetzt eigens Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) angereist kam. Und der befand die Kooperation zwischen Stadt und SEW einfach nur „sensationell.” „Das setzt Maßstäbe”, war sich der stellvertretende Ministerpräsident beim Rundgang sicher.

Mit diesem Haus sind wir in der Moderne angekommen.
Cornelia Petzold-Schick, Bruchsaler Oberbürgermeisterin

Auf 7.000 Quadratmetern Nutzfläche finden sich 24 Fahrzeugstellplätze, Schulungsräume, Werkstätten, ein Schlauchturm, eine Kameradschaftsstube, eine Trainingsstrecke für Atemschutzträger, große Räume für Krisenstäbe, ein Fitnessraum, Räume für die Jugend und vieles mehr.

Vor zwei Jahren war Spatenstich. Ab Mitte August will die Bruchsaler Feuerwehr ihre Einsätze aus der neuen Heimat in der Bahnstadt fahren.

Atemschutzstrecke kann komplett vernebelt werden

Beim Rundgang wird klar: Hier wurde nicht gekleckert, sondern geklotzt. Mindestens einmal pro Jahr werden die Atemschutzträger jetzt durch die neue Trainingsanlage geschickt, die man realitätsnah vernebeln und beschallen kann.

Für andere Wehren bietet die Bruchsaler Feuerwehr an, ihre Schläuche zu reparieren und zu warten. So soll Geld auch für die Bezahlung der hauptamtlichen Kräfte eingespielt werden.

Die Betriebskosten der nächsten 30 Jahre übernimmt die SEW, danach geht das Haus kostenlos in die Hände der Stadt über. Die große Anlage an der B35 wird von einem 23 Meter hohen Schlauchturm überragt, der auch für Trainingszwecke genutzt werden kann. Gut zwei Millionen Euro trägt die Stadt selbst, sie wurden in die Inneneinrichtung investiert.

Das moderne und attraktive Arbeitsumfeld soll neue ehrenamtliche Feuerwehrleute anlocken, so hoffen wenigstens die Verantwortlichen. „Wie im Raumschiff Enterprise”, entfuhr es Bürgermeister Andreas Glaser, als er die Einsatzleitzentrale betrat. Und auch die Floriansstube mit Küche für die Geselligkeit wurde extra erwähnt.

Sie behalten den Überblick: Von einer modern ausgestatteten Leitwarte werden künftig die Einsätze der Feuerwehr koordiniert. Ob es zum Unfall auf die A5 geht oder zum Wohnhausbrand in die Innenstadt.
Sie behalten den Überblick: Von einer modern ausgestatteten Leitwarte werden künftig die Einsätze der Feuerwehr koordiniert. Ob es zum Unfall auf die A5 geht oder zum Wohnhausbrand in die Innenstadt. Foto: Martin Heintzen

„Die Feuerwehr auf ehrenamtlicher Basis ist wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt”, befand Strobl. Dank und Respekt gebühre der SEW, die „eine gesellschaftliche Verpflichtung verspürt hat, sich an ihrem Heimatstandort Bruchsal zu engagieren.”

SEW benötigt bisher keine eigene Werksfeuerwehr

„Beeindruckend aber nicht übertrieben”, so urteilte SEW-Gesellschafter Jürgen Blickle über die Ausstattung seines „Geschenks”. Dass die SEW irgendwann eine eigene Werksfeuerwehr brauche, das sei auch mit dieser Investition vermieden worden, stellte er klar.

Bisher jedenfalls hat keines der SEW-Werke die nötige Größe, als dass das Weltunternehmen in Bruchsal eine eigene Werksfeuerwehr einrichten müsste. Sollte es allerdings je dazu kommen, würde man auch hier mit der Stadt kooperieren, erklärten die beiden Partner Stadt und SEW.

„Mit diesem Haus sind wir in der Moderne angekommen”, urteilte Bruchsals Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick, und für SEW-Geschäftsführer Johann Soder war klar: „Hier entsteht eine Oase des Miteinanders.”

Die Welt lebt von Menschen, die mehr tun, als ihre Pflicht.
Johann Soder, SEW-Geschäftsführer

Die beengten Verhältnisse im alten Feuerwehrhaus in der Innenstadt und die ungünstige Verkehrslage seien Vergangenheit. Die Reaktionsfähigkeit der Wehr und damit die Sicherheit für alle Bürger werde gesteigert. Und abschließend befand Soder: „Die Welt lebt von Menschen, die mehr tun, als ihre Pflicht.”

Er ließ offen, wen er genau damit meinte. Die ehrenamtlichen Feuerwehrleute, die Tag und Nacht bereit stehen oder auch sein Unternehmen SEW-Eurodrive, das der Stadt „mal eben”, ein „Feuerwehrhäusle” schenkte.

Für Thomas Strobl jedenfalls war klar: „Es ist nicht selbstverständlich, dass ein Global Player so etwas tut.” Er wünschte den Feuerwehrkameradinnen und -kameraden, dass sie immer wieder gesund aus den Einsätzen zurückkehren mögen.

Gut 900 dieser Einsätze stehen jedes Jahr an. Längst haben die ehrenamtlichen Kräfte Verstärkung durch 13 Hauptamtliche, die vor allem tagsüber verfügbar sind. 350 aktive Feuerwehrleute stehen in Bruchsal und den Stadtteilen in Diensten, dazu kommen 136 Jugendliche.

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