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Initiative Rhine Clean Up

Umweltschützer Uwe Franken: „Der Rhein freut sich auch im Winter über jeden Müllsammler“

Uwe Franken koordiniert die Initiative Rhine Clean Up in Karlsruhe und Nordbaden. Im Interview spricht er über den Zustand des Rheins und darüber, was jeder Bürger gegen Umweltverschmutzung tun kann.

Uwe Franken sammelt regelmäßig am Ufer von Rhein oder Neckar Müll ein.
Uwe Franken sammelt regelmäßig am Ufer von Rhein oder Neckar Müll ein. Foto: Jörg Runde

Seit der Gründung 2018 kümmert sich die Initiative Rhine Clean Up mit Hauptsitz in Düsseldorf darum, dass die Ufer des längsten deutschen Flusses mit seinen Nebenflüssen möglichst sauber gehalten werden.

In den vergangenen Jahren konnte das Team über 100.000 Freiwillige aktivieren, die über 1.000 Tonnen Müll an Rhein gesammelt haben. Uwe Franken ist der Koordinator und Verantwortliche für Karlsruhe und Nordbaden.

Rhine Clean Up hält die Ufer des Rheins und seiner Nebenflüsse sauber

Im Interview spricht er über die Müllbelastung am Rhein und seinen Nebenflüssen, die Entwicklung der Initiative in der Region und die Pläne für die Zukunft. 

Herr Franken, zunächst einmal die Frage: Wie geht es dem Rhein?
Franken
Es geht so. Die Belastung durch Schwermetalle, die im letzten Jahrhundert noch ein großes Thema war, hat sich in den vergangenen Jahren wirklich stark verbessert. Das ist erfreulich. Nicht so gut sieht es bei der Belastung durch Mikroplastik aus. Nicht nur in den Meeren, auch in den Flüssen, nimmt die Verunreinigung durch Plastik stark zu. Auch hier in der Region wurden im Wasser der Flüsse schon kleinste Partikel Plastik festgestellt.
Warum ist vor allem Plastikmüll so gefährlich für die Umwelt?
Franken
Plastik wird nicht organisch zersetzt, es zerfällt, wenn es in der Natur landet, in winzig kleine Stücke und verbleibt dann als Mikroplastik im Erdreich oder in unseren Gewässern. Dort kann es von Tieren mit der Nahrung aufgenommen werden, belastet und schädigt so die Tierwelt und kann auf diesem Weg auch in unsere Nahrungskette gelangen. Neuesten Untersuchungen zufolge sind schon kleine Mengen Plastik im menschlichen Organismus festgestellt worden.
Was macht Sie zuversichtlich, dass sich daran an den deutschen Flüssen etwas ändert?
Franken
Die Ergebnisse unseres Rhine-Clean-Up-Days entwickeln sich in meinen Augen positiv. 2022 haben wir mit etwa 35.000 Teilnehmern 280 Tonnen Müll an 26 Flüssen gesammelt. Im vergangenen Jahr waren es mit 50.000 Teilnehmern rund 300 Tonnen. Also mit viel größerer Beteiligung nur etwas mehr Müll. Das werte ich als gutes Zeichen. Es ist aber auch mein subjektiver Eindruck. Bei den Clean-Ups der vergangenen Monate haben wir an einigen Stellen schon eine geringere Verschmutzung festgestellt als noch in den Jahren zuvor.
Worauf führen Sie diese Entwicklung zurück?
Franken
Ich glaube, das Thema kommt mittlerweile bei Menschen an. Viele Bürger verhalten sich einfach besser und entsorgen ihren Abfall richtig. Auch in den Schulen wird das Thema immer häufiger aufgegriffen. Da werden wir 2024 auch aktiv werden. Kinder sind leicht zu begeistern. Sie möglichst früh für die Probleme zu sensibilisieren ist eine unserer wichtigsten Aufgaben.
Kritiker sagen, Clean-Ups seien wirkungslos, man solle generell Plastikmüll lieber vermeiden. Was entgegnen Sie denen?
Franken
Das sehe ich ganz anders. Wenn wir eine Müllsammelaktion durchgeführt haben, waren wir auf drei Gebieten erfolgreich. Wir haben das Gebiet gesäubert, Menschen für das Thema sensibilisiert und Aufmerksamkeit für das Thema erzeugt. Aber natürlich ist der beste Müll immer der, der gar nicht erst entsteht. Unverpacktläden nutzen, Mehrwegbecher für den Coffee to go einsetzen und Plastikverpackungen meiden ist immer gut.
In Nordbaden hielt sich die Beteiligung am großen Clean-Up-Day im September ziemlich in Grenzen. Warum sind die Menschen hier so zurückhaltend?
Franken
Für den Rheinabschnitt von Speyer flussaufwärts, also in Philippsburg und Karlsruhe zum Beispiel trifft Ihre Einschätzung zu. Auch am Neckar zwischen Heidelberg und Heilbronn haben sich bisher nur wenige Gruppen gebildet. Da hoffen wir im 2024 auf eine größere Beteiligung.
Rausgehen und Müll sammeln. Das geht jeden Tag. Man braucht keinen Aktionstag.
In Speyer, Mannheim und Ludwigshafen sieht es besser aus?
Franken
Ja, da haben wir wirklich viele Gemeinden, Vereine, Schulklassen aber auch private Gruppen, die sich engagieren und zum Gesamterfolg der Clean-Up Initiative beitragen. Da bin ich sehr zufrieden. Aber mehr geht natürlich immer.
Mittlerweile haben Firmen Clean-Ups als Teamevent entdeckt. Das muss Ihnen doch gefallen.
Franken
Ja klar. Das unterstützen wir sogar intensiv. Wer möchte, bekommt von uns Zangen und Müllsäcke. Auch mit unserem Know-how helfen wir. Wenn es zeitlich möglich ist, sind wir auch persönlich vor Ort dabei. Im Gegenzug sind wir dann auch sehr dankbar für eine Spende. Auf jeden Fall ist das eine super Sache, denn durch den sanften Druck der Gruppendynamik werden auch Mitarbeitende der Unternehmen sensibilisiert, die bisher die Augen vor dem wichtigen Thema verschließen.
Der große Rhine-Clean-Up-Day ist erst wieder im September. Was für einen Rat geben Sie Menschen, die jetzt sofort etwas unternehmen wollen?
Franken
Das ist ganz einfach: Rausgehen und Müll sammeln. Das geht jeden Tag. Man braucht keinen Aktionstag. Ich kenne viele Leute, die sich bei Spaziergängen am Rhein einen Müllsack mitnehmen und einfach Müll einsammeln. Einfach anfangen und dieses tolle Gefühl danach erleben, draußen an der frischen Luft gewesen zu sein und was richtig Gutes für die Umwelt getan zu haben. Der Rhein freut sich auch im Winter über jeden Müllsammler.

Rhine Clean Up

Seit der Gründung 2018 räumt die Rhine-Clean-Up-Initiative (Hauptsitz in Düsseldorf) die Ufer der Flüsse auf – zunächst am Rhein von der Quelle bis zur Mündung, mittlerweile auch an 25 weiteren Flüssen wie dem Neckar. Fixpunkt der Umweltschützer ist der große Rhine-Clean-Up-Day am zweiten Samstag im September, an dem jedes Jahr Zehntausende Menschen zum Müll sammeln zusammenkommen. Weitere Informationen unter www.rhinecleanup.org.

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