Skip to main content

Spazieren wird zur Lieblingsbeschäftigung

Menschen aus Waghäusel suchen im Lockdown Abwechslung an der frischen Luft

Spazierengehen ist bei meisten jungen Menschen normalerweise nicht ganz oben auf der Liste der Lieblings-Hobbies. Corona und der damit verbundene Lockdown haben das geändert.

Menschen und Hunde beim Spaziergang
Ein besonders beliebter Weg zum Spazieren gehen ist das Feld am Wald bei Kirrlach/ Waghäusel. Neben Hundebesitzern trifft man hier bei schönem Wetter Jung und Alt. Foto: Sandra Pfertner

Früher traf man sich mit Freunden zum gemeinsamen Essen oder zum Ausgehen in einer Bar. Heute wird ein Spaziergang zum Kontakte pflegen genutzt. Spazieren gehen, das klingt zunächst einmal ziemlich langweilig und auch irgendwie eher nach Rentnerbeschäftigung.

Wäre man noch vor ein paar Jahren gefragt worden, ob man sich denn zum gemeinsamen Spaziergang verabredet, dann wäre die Antwort auf die Frage wohl eher: „Gerne, wenn ich Rentner bin“ gewesen.

Aber was der Lockdown und die Kontaktbeschränkungen so mit sich bringen sind nun mal Treffen im Freien. Die Frage, was man denn sonst mit Freunden machen solle, stellt sich eben in diesem Fall nicht mehr.

Das was übrig bleibt, um gemeinsam Zeit zu verbringen und sich auszutauschen, ist und bleibt der langweilige Spaziergang. Doch ganz so langweilig, wie früher vielleicht immer vermutet, ist er gar nicht mehr.

Denn durch Homeoffice, Onlinestudium oder Kurzarbeit sieht das Leben vieler so ziemlich eintönig aus. Jeder Tag gleicht dem nächsten. Viel Spannendes passiert gerade nicht.

Spazieren gegen den Uni-Stress

Elena Weiss (25) ist eine der vielen Studierenden, die statt dem Unicampus nur noch ihre Wohnung und damit Studienkollegen und Dozenten in virtueller Form sieht. Für sie ist ein Spaziergang ein Grund, um aus den eigenen vier Wänden raus zu kommen oder mal wieder Freunde zu treffen.

„Ich gehe gerne spazieren, um einfach ein bisschen Abwechslung zu haben“, erzählt sie. „Ich achte darauf, dass ich ein paar Tausend Schritte am Tag hinter mich bringe und kann dabei Podcasts hören, telefonieren oder einfach mal abschalten“.

Um ihre täglichen Schritte genau im Blick zu haben benutzt die 25-jährige Studentin eine App auf ihrem Smartphone. Allerdings, erzählt sie, hätte sie gerne eine Fitnessuhr, um nochmal präzisere Ergebnisse zu erzielen und ihre Motivation mehr anzukurbeln.

Fitnessuhren werden beliebter

Sven Rothe (28) besitzt so eine Fitnessuhr und ist damit ziemlich glücklich: „Das ist ein großer Ansporn, wenn man auf seine täglichen zehntausend Schritte kommt. Da fühle ich mich fast schon schlecht, wenn ich einen Tag mal nicht spazieren war und nur 2000 Schritte erreicht habe“, erzählt er.

Der Kirrlacher geht gerne mit seinen Kumpels joggen oder mit seiner Freundin Richtung Feld am Friedhof spazieren. „Wenn schönes Wetter ist macht das schon Spaß und dann ist hier richtig viel los“. Er und seine Freundin haben sich während Corona kennengelernt. Ihr erstes Treffen war ein Spaziergang am Kirrlacher Feld.

Heute gehen die Beiden einmal in der Woche gemeinsam laufen, meistens am Sonntag: „Man sieht Ecken, die man zuvor noch nie erkundet hat“, sagt seine Freundin Noelle Jourdan und fügt hinzu: „Ich mag die Abwechslung und frische Luft tut immer gut“.

Dass ein Spaziergang auch wunderbar zum Daten genutzt werden kann, weiß auch Selina Motl. „Das ist wirklich gar nicht schlecht für ein erstes Date.

Seit dem Lockdown, wo man sich eben nicht mehr in einer Bar treffen kann, habe ich ein bisschen ein Problem damit jemanden, den ich nicht gut kenne, nachhause einzuladen“, sagt sie und ergänzt: „man lernt sich kennen und hat gleichzeitig Bewegung und ist an der frischen Luft“.

Selina sieht ein Problem beim ersten Kennenlernen ein bisschen darin, dass es oft keine zeitliche Begrenzung gibt. Beim Spazierengehen dagegen sei die Ausgangssperre oder die Runde, die man eben zu Ende gelaufen ist, ein Grund, um das Date zu beenden: „Wenn es nicht so gut ist, hat man direkt eine Deadline“, sagt sie.

Kontrastprogramm zum Schreibtisch

Durch ihren Job im Büro sitzt die 25–Jährige tagsüber außerdem viel am Schreibtisch. Damit sie an der frischen Luft war und den Kopf frei bekommen kann, geht sie gerne auch mal alleine nach Feierabend spazieren: „Heute bin ich ja auch noch schnell spazieren gegangen, jetzt ist es ja auch noch etwas hell“.

Ob junge Leute durch den Lockdown den Gefallen am Spazieren gehen gefunden haben, könnte gut möglich sein. Das schätzt Elena Weiss auch so ein: „Ich glaube, dass viele Menschen Gefallen daran gefunden haben und gemerkt haben, wie schön es ist draußen in der Natur zu sein“, sagt sie. Es könne womöglich gut sein, dass der Sonntagsspaziergang bei vielen jungen Menschen nun beibehalten werde.

„Ich freue mich total, wenn die Cafes und Bars wieder offen haben und man sich auch dort wieder treffen kann, aber man könnte sich zukünftig natürlich auch ein Cafe to go holen und mit Freunden eine Runde mit dem Kaffee in der Hand spazieren gehen“, erzählt Selina Motl.

nach oben Zurück zum Seitenanfang