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Direkte Sprache erreicht die Schüler

Theaterstück entführt Schüler aus Waghäusel in Welt der Fake News

An der Waghäuseler Gemeinschaftsschule beschäftigen sich die Schüler bei einem interaktiven Theaterstück mit den Themen Fake News, Rassismus, Hassreden. Welche Erfahrungen haben die Schüler selbst schon gemacht?

Das Quartett von New Limes entführte die Achtklässler aus Waghäusel in die Welt aus Fake News, Hassreden und rassistischen Parolen.
Das Quartett von New Limes entführte die Achtklässler aus Waghäusel in die Welt aus Fake News, Hassreden und rassistischen Parolen. Foto: Kurt Klumpp

Für einen halben Tag wurde der Treffpunkt WaWiKi in Waghäusel zum „Fake Paradise“, einem falschen Paradies – oder einem Paradies für Faker.

In zwei Vorstellungen des Künstlernetzwerkes New Limes wurden 160 Achtklässler der Realschule und Gemeinschaftsschule Waghäusel in eine Welt entführt, in der ein „Like“ mehr zählt als vieles andere. Dort hängt das Schicksal von „Votes“, „Likes“ und den „Followern“ ab, die man bei Instagram hat. Dabei sind Wahrheit und Behauptungen meist nur Mittel zum Zweck und Manipulation wird zum populistischen Stimmenfang.

Wichtig war bei dem Theaterstück die Interaktion mit den Schülerinnen und Schülern. Deutlich wurde in der Nachbetrachtung, dass eine thematische Aufarbeitung des Themas dringend geboten ist. Dabei war die erste Gruppe intensiver in ihren Reaktionen und hinterließ mehr offene Fragen.

Theaterstück ist auch Hilfestellung für die Lehrkräfte

„Wir werden im neuen Jahr in Kooperation mit dem Demokratiezentrum Baden-Württemberg Workshops in den Klassen anbieten“, bestätigt Organisatorin Nicole Merkel-Ried von der Stadtverwaltung. Auch die Wortwahl der vier Schauspieler hatte sich deutlich vom sprachlichen Duktus der Pädagogen unterschieden. „Deshalb gibt unser Theaterstück auch Hilfestellung für die Lehrkräfte an den Schulen“, sagt der in Amerika aufgewachsene Pat Müller, der wie seine drei Kolleginnen, im Stück gleich in mehrere Rollen schlüpft.

Das nach-gespielte Chatten im Internet wurde zum Paradebeispiel für Mobbing in der Schule, wobei sich die Szene tatsächlich so abgespielt hatte. Auch mit dem Ergebnis, dass sich die verzweifelte Schülerin selbst getötet hatte. Diskutiert wurde die Frage nach der Schuld und einer möglichen Bestrafung der Verursacher. „Ich wäre dafür, dass sie umerzogen und für soziale Dienste eingesetzt werden“, war der Vorschlag eines Schülers. Eine Vierzehnjährige zeigte mehr Verständnis: „Allein die Schuld am Tod eines Menschen könnte schon Strafe genug und Belastung für ein ganzes Leben sein“, sagt sie nach der Aufführung.

Auch Rassismus ist Thema in interaktivem Stück

Das Quartett aus dem Raum Ulm, Stuttgart und Schwäbisch Gmünd schauspielerte auch den Wunsch nach einem Aufstieg in das „Rote Riege“ genannte „Fake Paradise“ und wie das Nichterreichen Aggressionen auslösen kann. Per Handzeichen wurde deutlich, dass nahezu alle Achtklässler schon mal etwas von Rassismus gehört, aber nur wenige direkt erlebt haben. „Die Zitate sind Originale unserer Politiker“, erläuterte Pat Müller, worauf ein Schüler vor allem „die AfD-Leute“ an den Pranger stellte. „Das ist nicht in Ordnung, was die über Menschen mit einem Migrationshintergrund sagen“, meinte er.

Auch Freundschaft scheint für die Heranwachsenden ein hohes Gut zu sein. „Witze über Freunde und die Familie sind tabu“, war zu hören. Aber auch, dass Beleidigungen unter Freunden erlaubt wären und manchmal sogar Spaß machen würden. Provokant war gleich zu Beginn der Auftritt von Hanna Scharf als neue Lehrerin, die eine türkische Schülerin mit deutscher Staatsbürgerschaft aufs Korn genommen hatte. „Ist die Herkunft wichtiger als die Nationalität“, hinterfragte die Beleidigte.

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