Skip to main content

Übeltäter Borkenkäfer

Trotz Baumfällungen: Kulturdenkmal Römerkastell in Waghäusel-Wiesental soll begehbar bleiben

Es sieht aus wie bei einem Mikado: Wegen des Borkenkäfers mussten bei Wiesental zahlreiche Nadelbäume gefällt werden, Ausgerechnet an einem Ort, der viele Wanderer anzieht, den Resten eines alten Relikts aus römischer Zeit.

Eigentümer Markus Wirth, Andreas Wirth und Mitglieder des Heimatvereins.
Forderung einer einvernehmlichen Lösung: Die Mitglieder des Heimatvereins monieren, dass zum jetzigen Zeitpunkt keine Führungen mehr möglich sind. Foto: Werner Schmidhuber

Von Werner Schmidhuber

Bislang herrschte etwas Aufgeregtheit in Wiesental, insbesondere beim Heimatverein und den geschichtlich interessierten Bürgern. Es geht um die noch erhaltenen Reste eines 2.000 Jahre alten Römerkastells an der Straße nach Hambrücken, westlich des Wagbachs, das als bedeutendes Kulturdenkmal eingestuft ist.

In jüngster Zeit mussten dort zahlreiche Nadelbäume wegen des Borkenkäferbefalls gefällt werden. In die Maßnahme waren der Forst, das Landesdenkmalamt und die Umweltbehörde eingebunden. Nach Abschluss der Arbeiten ist das gesamte Gelände mit Baumstämmen und Ästen zugedeckt. Nach Ansicht des Denkmalamts und des Umweltamts sollten die Hiebe einfach so durcheinander - und völlig unwegsam - liegen bleiben, um keine weiteren Zerstörungen des Kastells durch schwere Geräte und durch Transportmittel zuzulassen.

Einvernehmliche Lösung gefordert

Doch der Heimatverein moniert. In dem vorhandenen Zustand seien keine Führungen durch das hochwertige Kulturdenkmal mehr möglich. Bis ein dicker Baumstamm verrotte, dauere es Jahrzehnte. Deshalb sollte eine einvernehmliche Lösung auf den Tisch.

Das Gelände mit Römerkastell gehört zum Privatbesitz des Unternehmers Markus Wirth, der das frühere große Anwesen des Kiesfirmeninhabers Bauer erworben hat. Mit ihm und Bruder Andreas trafen sich jetzt Vertreter des Heimatvereins und einigten sich bei der Begehung auf einen Kompromiss.

Dieser beinhaltet, dass auf der Anhöhe des viereckigen Kastells mit Hand und Säge ein Weg freigeräumt wird, um Besichtigungen und Führungen zu ermöglichen. „Dieser Lösung hat der Eigentümer in dankenswerter Weise zugesagt“, betonen die Heimatfreunde. Außerhalb des Erdwalls kann das geschlagene Holz so liegen bleiben.

Gemarkung Wiesentals gehörte einst zum Imperium Romanum

Auch die Gemarkung des erst 1297 gegründeten Dorfes Wiesental gehört einst zum Imperium Romanum. Es gibt wohl so zwei Dutzend konkrete Bezüge und noch viel mehr Bodenfundstücke, die beweisen, dass sich die alten Römer auf Wiesentaler Gebiet aufgehalten haben - für Jahrzehnte.

Bei der Begradigung der Landstraße nach Hambrücken und dem Bau der Wagbachbrücke stießen 1953 die Bauarbeiter auf römische Scherben und Ziegelbrocken, auf einen Wall, einen Graben und einen Schachtbrunnen. Bei der entdeckten Anlage handelt es sich um ein 24 Ar großes Militärlager mit ungleich langen Seiten, erbaut etwa im Jahr 82, in der Zeit des Kaisers Domitian.

Kastell hatte Platz für fast 80 Soldaten

Das weit und breit einzige Kastell bot Platz für nahezu 80 Soldaten. Bestimmend für die Lage dieses Beobachtungspostens war wohl die in geringer Entfernung vorbeiziehende Römerstraße.

Auch existieren Bodenfunde, die beweisen, dass etwa 180 Meter westlich des Kastells - rechts und links des Wagbachs - eine zivile Siedlung, ein Lagerdorf, lag. Ein ganzer Raum im Heimatmuseum ist der Römerzeit gewidmet. Großteils sind in den Vitrinen die wertvollsten Fundstücke zu bewundern. Zu Verdeutlichung der damaligen politischen und militärischen Lage wurde von Mitgliedern des Heimatvereins ein Modell des Römerkastells angefertigt.

nach oben Zurück zum Seitenanfang