Erzbischof Georg Gänswein kommt am Sonntag nach Waghäusel. Dazu haben wir Fragen und Antworten zusammengestellt.
Warum kommt Georg Gänswein nach Waghäusel?
Die im dortigen Kloster lebenden „Brüder vom Gemeinsamen Leben“ haben ihn eingeladen, und er hat zugesagt. Das Kloster befindet sich neben der Wallfahrtskirche, die den Namen „Mutter mit dem gütigen Herzen“ trägt. In Waghäusel leben derzeit fünf Pater, sie gehören zur Ordensgemeinschaft der sogenannten Augustiner-Chorherren.
Was wird Gänswein dort machen?
Er wird in der Wallfahrtskirche einen Gottesdienst leiten, auf Kirchendeutsch ein Pontifikalamt, also eine feierliche Bischofsmesse. Der Gottesdienst beginnt am Sonntag, 1. Oktober um 15 Uhr. Das ist der öffentliche Teil seines Besuchs. Gänswein wird schon früher anreisen, um mit den Brüdern Mittag zu essen.
Wie hat sich das Kloster auf den hohen Besuch vorbereitet?
In Waghäusel ist man auf Andrang eingestellt. Die Kirche selbst hat etwa 400 Sitzplätze. Der Gottesdienst wird auch auf dem Vorplatz auf zusätzlich aufgestellten Bierbänken zu verfolgen sein. Außerdem ist die Übertragung des Gottesdiensts per Livestream in zwei Nebenhallen der Wallfahrtskirche vorgesehen. Insgesamt sollen so bis zu 700 Menschen Platz finden.
Ist das eine außergewöhnliche Menge?
Im Kloster heißt es, dass man am jährlichen Wallfahrtstag auch bis zu 600 Gäste empfange. Dann werde das auch an diesem Sonntag klappen. Man biete keine Extras drumherum an. Das Ganze sei kein Mega-Event, sondern ein gewöhnlicher Gottesdienst zum Erntedankfest, wie er in vielen Pfarrgemeinden an diesem Sonntag gefeiert werde.
Kann man in der Kirche einen Platz reservieren?
Nein, das ist nicht möglich. Auch nimmt das Kloster keine Übernachtungsgäste mehr im Gästehaus auf. Im Vorfeld hatten sich mehrere Interessierte dafür beim Kloster gemeldet.
Wo kann man parken?
Rund um die Kirche stehen Parkplätze zur Verfügung. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt man bis zum Bahnhof Waghäusel, von da sind es noch zwölf Minuten Fußweg.
Kostet der Gottesdienst Eintritt?
Nein, wie alle Gottesdienste ist auch dieser frei zugänglich. Wie in jedem Gottesdienst gibt es allerdings eine Kollekte.
Georg Gänswein in Waghäusel: Erzbischof ist umstritten
Warum ist Gänswein umstritten?
Er war als Privatsekretär ein enger Vertrauter des verstorbenen emeritierten Papstes Benedikt XVI. und gilt als Vertreter des konservativen Flügels. Konservative Katholikinnen und Katholiken erhoffen sich von ihm Impulse, wie die katholische Kirche ihre traditionelle Lehre weiterführen kann. Progressive Christen sehen in ihm einen Bremser auf dem Weg zu einer moderneren Kirche.
Wie hat er sich zuletzt positioniert?
Der 67-Jährige hat den deutschen innerkirchlichen Reformprozess mehrfach kritisiert. Er nannte ihn eine falsche Therapie für die gegenwärtigen Herausforderungen. „Deutschland ist nicht der Gradmesser für einen lebendigen und kraftvollen Glauben. Leider“, sagte er im Mai der Illustrierten „Bunte“. Der „Tagespost“ sagte er im August, die hohe Zahl an Kirchenaustritten in Deutschland sei ein Zeichen dafür, dass es „viel Morsches im Innern der Kirche gibt“.
Warum ist Gänswein überhaupt in der Region?
Er lebt seit Juli in Freiburg. Papst Franziskus hat den früheren Sekretär Benedikts in sein Heimatbistum zurückgeschickt. Gänswein stammt aus Riedern (Landkreis Waldshut). Er wohnt jetzt in einer Wohnung im Priesterseminar in Freiburg. Das Ungewöhnliche dabei: Papst Franziskus hat Gänswein nicht mit einer offiziellen Aufgabe betraut, als er ihn nach Freiburg schickte. Anfang Juli fand ein Gespräch zwischen dem Freiburger Erzbischof Stephan Burger und Gänswein statt. Das Ergebnis: Der Rückkehrer aus dem Vatikan übernimmt kein Amt in der Erzdiözese, wird aber Gottesdienste, auch im Freiburger Münster, halten oder Firmungen spenden.
Wie fügt sich der Besuch in Waghäusel in Gänsweins Programm?
Der Erzbischof hat seit seiner Rückkehr nach Deutschland bereits einige Wallfahrtsorte besucht, darunter Mitte August Maria Vesperbild bei Ziemetshausen, zwischen Ulm und Augsburg gelegen. Dabei zeigte er sich von der Atmosphäre beeindruckt. Hier könne man die inneren Quellen des Glaubens freilegen, sagte er. Auch in der Wallfahrtskirche Maria Lindenberg bei St. Peter im Hochschwarzwald hat er im August einen Festgottesdienst gehalten. Insofern passt der Besuch im Kloster Waghäusel gut zu Gänsweins bevorzugten spirituellen Orten.
