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Deutsche Geschichte knapp skizziert

Wolfgang Schäuble spricht bei Bruchsaler Schlossgesprächen über gesellschaftlichen Zusammenhalt

Vor rund 150 Zuhörerinnen und Zuhörern spricht Wolfgang Schäuble im Bruchsaler Schloss über die Gesellschaft und Kirche. Eingeladen hatte ihn die Bertold-Moos-Stiftung.

Mit Wolfgang Schäuble hatte die Bertold Moos-Stiftung ein politisches Schwergewicht zu den Bruchsaler Schlossgesprächen eingeladen. Der Christdemokrat sprach über den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Mit Wolfgang Schäuble hatte die Bertold Moos-Stiftung ein politisches Schwergewicht zu den Bruchsaler Schlossgesprächen eingeladen. Der Christdemokrat sprach über den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Foto: Martin Heintzen

Eine spannende Frage hatte die Bertold-Moos-Stiftung für das jüngste Bruchsaler Schlossgespräch vorgegeben: Welchen Stellenwert haben die Kirchen, hat die Religion noch in unserer Gesellschaft angesichts der wachsenden Säkularisierung und Rekordwerten bei den Kirchenaustritten.

Und dies gerade in der akuten Glaubwürdigkeitskrise einer Institution, bei der Vertrauen die wichtigste Währung ist, möchte man die Fragestellung ergänzen. Als Redner und Impulsgeber hatte die Stiftung mit Wolfgang Schäuble nicht nur Deutschlands dienstältesten Bundestagsabgeordneten und langjährigen Minister in verschiedenen Aufgaben, sondern auch einen besonders angesehenen Vor- und Nachdenker der CDU in Bruchsals beste Stube eingeladen.

Roland Schäfer, der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, würdigte Schäuble vorab als Politiker, der bei der Wiedervereinigung die Chance der Stunde erkannt und ergriffen habe, für den Europa eine Lösung und kein Problem sei und Toleranz kein Modewort, sondern eine gelebte Haltung.

150 Zuhörerinnen und Zuhörer waren bei dem Vortrag im Bruchsaler Schloss vor Ort

Mit rund 150 erwartungsfrohen Zuhörerinnen und Zuhörern, die mit Harfenklängen begrüßt wurden, war der Fürstensaal voll besetzt. Sie mussten allerdings in Kauf nehmen, dass Schäuble die Fragestellung weitläufig interpretierte und eher darauf abzielte, was eine Gesellschaft ganz grundsätzlich zusammenhält. Den Stellenwert von Kirche und Glaube streifte am Rande.

Wir erleben gerade Völkerwanderungen im Zeitraffer.
Wolfgang Schäuble 
Bundestagsabgeordneter

Dafür gab es eine ideengeschichtliche Exkursion von der Staatslehre des Aristoteles über Luthers Zwei-Reiche-Lehre und Immanuel Kants goldene Regel bis zu modernen Denkern, die sich mit der Frage beschäftigen, was denn in einer Gesellschaft das Gefühl von Zugehörigkeit ausmache.

„Wir erleben gerade Völkerwanderungen im Zeitraffer“, skizzierte der Christdemokrat die immense Beschleunigung der aktuellen Wanderbewegungen, die Ängste auslösten. Und für eine kontroverse Migrationsdebatte sorgen.

Schäuble betont die Bedeutung der Gastarbeiter für die Wirtschaft

Schäuble erinnerte aber auch daran, welche Bedeutung die sogenannten Gastarbeiter für den wirtschaftlichen Aufschwung Deutschlands hatten. „Über das weitere Ergehen dieser Menschen und was das für die Zukunft Deutschlands in der zweiten und dritten Generation bedeutet, haben wir uns damals keinerlei Gedanken gemacht“, räumte er freimütig ein. Dabei sei eine gelingende Integration die unverzichtbare Voraussetzung für ein gedeihliches Miteinander.

Die weiteren Ausführungen streiften den Asylkompromiss der 90er-Jahre und das Konzept der sicheren Herkunftsländer, die „Exzesse ungezügelter Märkte“, den Wert der sozialen Marktwirtschaft und die Bedeutung eines christlichen Menschenbilds.

Auch den Seitenhieb, dass es in den sozialen Netzwerken keine gesellschaftlichen Debatten mehr gäbe und für die Meinungsbildung Klicks wichtiger seien als Argumente, ließ der CDU-Mann nicht aus.

Veränderungen schaffen laut Schäuble gesellschaftlichen Zusammenhalt

Zur aktuellen Migrationsdebatte präsentierte der Referent den Allgemeinplatz, es brauche keine Verfassungsänderung, sondern eine europarechtliche Lösung. Zudem regte ein soziales Pflichtjahr auch zur Förderung des Zugehörigkeitsgefühls an, bei dem ganz unterschiedliche gesellschaftliche Milieus zusammenkämen.

Am Ende seiner 45-minütigen Rede kam Schäuble zu folgendem Fazit: „Veränderungen bedrohen uns umso weniger, je mehr wir sie selbst gestalten“, erklärte er, und dass man selber etwas tun könne, das schaffe Zuversicht und gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Dies setze allerdings auch die Bereitschaft zu Veränderungen voraus, auch wenn diese etwas kosten. Die Frage, warum die Kirchen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt unverzichtbar seien, die Stiftung in ihrer Einladung formuliert hatte, blieb jedoch an diesem Tag weitgehend unbeantwortet.

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