Die Gemeinde Loffenau sieht die Erweiterung der Aldi- und Rewe-Märkte in Gernsbach kritisch. Sie befürchtet eine „Schädigung der Grundversorgung“ im eigenen Ort und zweifelt das Gutachten zum Gernsbacher Einzelhandelskonzept an. Auch der Betreiber des Loffenauer Landmarktes rechnet mit Umsatzeinbußen. Er sieht sein Geschäft vor einer ungewissen Zukunft.
Der Regionalverband Mittlerer Oberrhein erwartet dagegen „keine erheblichen Auswirkungen“ durch die Märkte-Erweiterung in Gernsbach. Am Dienstag, 11. Februar, befasst sich der Loffenauer Gemeinderat mit dem Thema. Die Sitzung im Rathaus beginnt um 19 Uhr.
Aldi und Rewe erweitern Märkte
Aldi und Rewe wollen ihre Märkte in der Schwarzwaldstraße um insgesamt 750 Quadratmeter vergrößern . Außerdem soll auf dem Pfleiderer-Areal ein neuer Edeka-Markt mit einer Verkaufsfläche von 2.100 Quadratmetern entstehen.
Dorthin zieht auch der bislang in der Gernsbacher Nordstadt ansässige Lidl-Markt. Er wird seine Verkaufsfläche um 400 Quadratmeter erweitern.
Loffenauer Betriebe befürchten Umsatzverlust
Die Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung hatte dadurch einen Umsatzverlust von fünf bis sechs Prozent für Gießler’s Landmarkt in Loffenau prognostiziert. In der 2.600-Einwohner-Gemeinde gibt es darüber hinaus die Metzgerei Fieg, die Bäckerei Laupp und den Getränkemarkt Möhrmann.
Gemeinde äußert Bedenken
Bereits in ihrer Stellungnahme zum Bebauungsplan „Wörthgarten“, der das Pfleiderer-Areal betrifft, hatte die Gemeinde Loffenau ihre Bedenken geäußert. Im Rathaus befürchtet man einen höheren Umsatzverlust der ortsansässigen Märkte.
Wenig Spielraum für Loffenau
Hinzu kommt: Durch Erweiterung und Neubau liegen die Verkaufsflächen künftig im bundesweiten Durchschnitt von 430 Quadratmetern je 1.000 Einwohner – allerdings konzentriert auf Gernsbach.
„Das lässt wenig Raum für Entwicklungen im Einzelhandel in den Gemeinden Loffenau, Weisenbach und Forbach“, heißt es in der Loffenauer Stellungnahme zum Bebauungsplan „Märkte Gernsbach“.
Gemeinde sorgt sich um Grundversorgung
Im Rathaus rechnet man nicht nur für Gießler’s Landmarkt mit Umsatzverlusten, sondern auch für die übrigen Betriebe. Nach eigener Aussage sieht die Verwaltung eine „drohende Schädigung der Grundversorgung in Loffenau“.
Aufgrund der topografischen Lage und der damit verbundenden Verkehrsflüsse werde gerade der Verlust von Gießler’s Landmarkt über den erwarteten fünf bis sechs Prozent liegen.
Wie viele Kunden verliert der Landmarkt?
Das sieht auch Betreiber Jochen Gießler so: „Die Loffenauer, die im Murgtal arbeiten, fahren auf ihrem Heimweg am Pfleiderer-Areal vorbei“, sagt er, „und dort werden sie vermutlich einkaufen.“
Gießler hat wenig Hoffnung, dass die Ansiedlung der Märkte noch verhindert werden kann: „Nach dem ersten Baggerbiss ist das Projekt wohl nicht aufzuhalten.“
Kleine Märkte haben es schwer
Kleine Märkte wie seiner hätten heute kaum noch Überlebenschancen. Eine Studie zeige, dass sich deren Zahl in Deutschland zwischen 2006 und 2017 drastisch von 17.400 auf 8.650 reduziert habe.
„Seit unserer Geschäftsübernahme 2011 haben wir auch in Baden-Württemberg viele Kollegen verloren“, berichtet Gießler.
Der befürchtete Kaufkraft-Abfluss nach Gernsbach bereitet ihm Sorgen: „Die Entwicklung wird unsere Entscheidung beeinflussen, ob wir hier weitermachen.“