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Schwarzer Peter für EZB

Jetzt auch die BBBank: Gebühr fürs Girokonto kommt

Nach 21 Jahren führt die BBBank wieder Gebühren für Girokonten ein. „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht“, sagte BBBank-Vorstandschef Wolfgang Müller in Karlsruhe. Wegen der Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank sehe man sich aber dazu gezwungen.

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Mittlerweile die Nummer vier: Die BBBank ist eine Größe unter den deutschen Genossenschaftsbanken. Dort stagnierte 2019 der Mitgliederbestand, bei den Karlsruhern gab es ein Plus von zwei Prozent. Foto: Hora

2021 wird die BBBank Karlsruhe 100 Jahre alt. 21 Jahre lang war es Tradition bei der viertgrößten Genossenschaftsbank Deutschlands, den Mitgliedern ein kostenloses Girokonto anzubieten. Damit ist es demnächst vorbei: Von Juli an führt die bundesweit aktive BBBank eine monatliche Kontoführungsgebühr von 2,95 Euro ein. Für Bestandskunden – allein 100.000 im Großraum Karlsruhe – gilt diese ab September. Die Bankkarte, vielen noch als EC-Karte bekannt, folgt Anfang 2021 mit einer Gebühr von 11,95 Euro pro Jahr.

Vorstandsvorsitzender Wolfgang Müller begründet dies im Bilanzgespräch mit der anhaltenden Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). „Zwar wächst die BBBank seit Jahren überdurchschnittlich, trotzdem geht der Rohertrag zurück und kann auch durch den sinkenden Verwaltungsaufwand nicht kompensiert werden“, sagt Müller auf BNN-Anfrage.

Trotz Kostensenkung bleibt ein Betrag offen

Der Banker macht folgende Rechnung auf: Der Rohertrag sank in den vergangenen fünf Jahren um 80 Euro pro Mitglied. Im Gegenzug gelang es, den Verwaltungsaufwand um 54 Euro pro Kunden zu reduzieren. Per Saldo klafft aber eine Lücke von 26 Euro.

Der stellvertretende Vorstandschef Oliver Lüsch geht nicht davon aus, dass durch die neue Kontoführungsgebühr das Mitgliederwachstum ausfällt. „Es ist ein sehr faires Modell. Es kommt nichts Verstecktes dazu.“ Für Kunden bis 27 Jahren bleibe das Girokonto ohnehin kostenlos.

Gegen den Trend bei den deutschen Genossenschaftsbanken haben die Karlsruher auch im vergangenen Jahr erneut netto rund 10.000 Kunden dazu gewonnen. Es sind mittlerweile 494.427 an der Zahl.

BBBank sieht keine negativen Corona-Auswirkungen

Anders als durch die EZB-Politik sieht die BBBank durch die Corona-Krise keine negativen Auswirkungen auf ihre Geschäfte. Das liegt an der Struktur der Bank, die kein risikobehaftetes Firmenkundengeschäft anbietet. Zudem ist rund die Hälfte der Mitarbeiter im öffentlichen Dienst beschäftigt – mit entsprechend sicheren Arbeitsplätzen.

„In unserem Kundengeschäft gibt es keine Auffälligkeiten“, geht Vorstandsmitglied Gabriele Kellermann auf den Corona-Aspekt ein. Zumal das Kreditinstitut sehr gut aufgestellt sei. „Unsere Gesamtkapitalquote liegt mit mehr als 16 Prozent weiter über den aufsichtsrechtlichen Anforderungen.“

Während des Shutdowns im April sei das Baufinanzierungsgeschäft wie im Vorjahr gelaufen, ergänzt Lüsch. „Eher mehr“, sagt er beim Stichwort Wertpapiergeschäft. Die Krise treibe die Digitalisierung voran. Beim Allzweckkredit – bei der BBBank heißt er „Wunschkredit“ – habe man schon 2019 bei den Online-Vertragsabschlüssen eine Steigerung von mehr als 1.000 Prozent festgestellt.

Neue Filiale für die Kaiserstraße Karlsruhe

Die BBBank hat in den vergangenen Jahren per Fluktuation Personal abgebaut, Prozesse optimiert und Filialen geschlossen – auch als Reaktion auf die EZB-Politik. Neu wird vom 3. August an ihre Präsenz an der Karlsruher Kaiserstraße sein, wo sie eine Filiale eröffnen wird. Müller: „Ich glaube, das ist ein ganz gutes Signal.“

Zinsüberschuss bleibt unter Druck

Der Zinsüberschuss als Haupteinnahmequelle bleibt unter Druck: Im vergangenen Jahr ist dieser um 5,8 Prozent auf 153,2 Millionen Euro gesunken. Dieser Rückgang ließ sich auch nicht durch erfreuliche Entwicklungen beim Geschäft mit Wertpapieren, Versicherungen oder im Zahlungsverkehr ausgleichen. Das entsprechende Provisionsergebnis stieg um 4,5 Prozent auf 47,7 Millionen Euro.

BBBank will auch Pfandbriefbank werden

Die Karlsruher bleiben ihrem Geschäftsmodell grundsätzlich treu, wollen im Jubiläumsjahr 2021 aber auch ergänzend eine Pfandbriefbank (früher: Hypothekenbank) werden. Der Hintergrund: Durch die Emission von Pfandbriefen kann die BBBank Immobilienkredite sehr günstig refinanzieren.

BBBank eG (Karlsruhe) Gründungsjahr: 1921 Zielgruppe: Privatkunden und Beschäftigte im öffentlichen Dienst Vorstandsvorsitzender: Wolfgang Müller Bilanzsumme: 12,93 (2018: 11,76) Milliarden Euro Betriebsergebnis nach Bewertung: 59,31 (2018: 24,37) Millionen Euro/Sonderfaktor: Umwidmung von 30 Millionen Euro in §340g HGB von § 340f HGB Jahresüberschuss: 12,5

(2018: 14,83) Millionen Euro

Auffälligste Entwicklung im Passivbereich *: Anhaltender Zuwachs bei Kundeneinlagen Auffälligste Entwicklung im Aktivbereich *: Dynamische Baufinanzierungsgeschäft Höhe der Einlagen von Kunden:

11,55 (2018: 10,42) Milliarden Euro.

Höhe der Forderungen an Kunden: 7,28 (2018: 6,73) Milliarden Euro. Kunden/Zahl der Girokonten: 494.427 (2018: 484.779) Filialen: 147, davon 60 SB (2018: 166, davon 71 SB) Zahl der Mitarbeiter: 1.050 (2018: 1.180/umgerechnet in Vollzeitstellen Homepage: www.bbbank.de

(* Einschätzung der Bank)

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