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Gebührenfrage ungeklärt

Warum Karlsruher Eltern wohl noch länger in der Betreuungs-Krise stecken werden

Die Ankündigung der Landesregierung Baden-Württemberg, dass bis Ende Juni die Kitas wieder öffnen dürfen, hat bei Eltern große Erwartungen geweckt. Doch in vielen Karlsruher Kitas wird es wohl vorerst bei einer sehr begrenzten Betreuung bleiben müssen.

Kita
Hier gibt es Kartoffelsuppe: Die Krippen-Kinder einer Kita essen zu Mittag. Foto: Georg Wendt

Die Neureuter Mutter ist, gelinde gesagt, genervt. Nach beinahe drei Monaten, in denen sie ihre Kinder wegen des Corona-Lockdowns selbst betreuen musste, hatte sie ab Juni auf Erleichterung gehofft. Doch der Kindergarten hat angekündigt, dass neben der Notbetreuung ab dem 15. Juni lediglich die Vorschulkinder betreut werden können. Und das auch nicht an fünf, sondern nur an zwei Tagen die Woche, in einem rollierenden System.

Träger buchen meist die volle Kita-Gebühr ab

Gemäß der Empfehlung der Stadt Karlsruhe bucht der Träger trotzdem die volle Gebühr ab. „Das finden wir einfach ungerecht“, sagt die Mutter, die gehofft hatte, dass ihre Tochter die letzte Kindergartenzeit vor der Schule noch einigermaßen normal erleben können würde. „Ich weiß, dass die Kindergartenleitung tut was sie kann“, sagt die Mutter. „Trotzdem finde ich es unverhältnismäßig, was da bezahlt werden soll.“

Die Erwartungen, die durch die Ankündigung aus der Landesregierung bei vielen Eltern geweckt wurden, können die Träger Karlsruher Kitas und Kindergärten oft nicht erfüllen. Da die aktuelle Corona-Verordnung eine Kita-Auslastung von maximal 50 Prozent erlaubt, müssen die Einrichtungen genau abwägen, ob und wie viele Kinder sie wieder willkommen heißen können.

„Es ist letztlich so, dass wir den Kindergartenbetrieb nicht in der Hand haben“, sagt Frank Bauer von der Katholischen Gesamtkirchengemeinde Karlsruhe (GKG). Das Land mache mit der Corona-Verordnung klare Vorgaben. In dem Neureuter Kindergarten habe man sich entschieden, zumindest für alle 40 Vorschulkinder wieder ein Betreuungsangebot zu machen. Das funktioniere aber nur mit zeitlicher Begrenzung. „Hätten wir zehn der 40 Kinder eine Betreuung an allen fünf Tagen angeboten, wären die Eltern der anderen 30 enttäuscht gewesen“, so Bauer. Die Beiträge sollen erstattet werden, sofern vom Land noch einmal Geld fließen sollte.

Evangelische Kirche hofft auf einen Finanzausgleich im Nachhinein

Auch die von der evangelischen Kirche getragenen Kindergärten erheben für die Kinder in der Notbetreuung sowie diejenigen, die den eingeschränkten Betrieb nutzen, die volle Gebühr. Man sei „bemüht, jedem Kind bis zu den Sommerferien ein Betreuungsangebot zu machen“, heißt es auf BNN-Anfrage. Dies sei aber in vielen Fällen nur mit verkürzten Betreuungszeiten möglich und hänge von den Vorgaben des Kultusministeriums ab. „Jeder ist dazu aufgerufen, seinen Beitrag zu leisten. Auch finanziell.“ Man erwarte jedoch von der Politik, dass am Ende je nach Belastung Möglichkeiten für einen individuellen Ausgleich geschaffen werden.

Bei den Betreuungseinrichtungen der AWO geht man in der Gebührenfrage zu Corona-Zeiten vor wie bei Neuanmeldungen: Kinder, die ab der ersten Monatshälfte betreut werden, zahlen für den vollen Monat. Wer ab der zweiten Monatshälfte angemeldet ist, zahlt die Hälfte. Die AWO betont, dass man die finanziellen Einbußen als gemeinnützige GmbH nicht selbst kompensieren könne und sich über größere finanzielle Unterstützung sehr freuen würde – vom Land, von der Stadt Karlsruhe und „gerne natürlich auch von Eltern, denen es möglich ist, zu zahlen.“

Stadtverwaltung verweist auf "hochdynamischen Verlauf" der Corona-Krise

„Ich vermisse eine klare Ansage von der Stadt“, sagt Philipp Klein, der die durch Elterninitiativen getragenen Kitas vertritt. Durch die Vereinsstruktur der Elterninitiativen seien Einzelpersonen bei Rückerstattungsforderungen haftbar. Deshalb müsse man die eigenen Rücklagen bemühen, statt normale Gebühren zu erheben. „Jedem Elternpaar die Gebühren im Nachhinein zurückzuüberweisen, ist ein zu großer Aufwand.“

Die Stadtverwaltung verweist bei der Frage nach der weiteren Finanzierung der Kinderbetreuung auf den „hochdynamischen Verlauf“ der Corona-Krise, wodurch finanzielle Auswirkungen für die Eltern, die Träger und die Stadt nicht planbar seien. „Gemeinsam müssen wir die Corona-Krise solidarisch meistern“, heißt es auf BNN-Anfrage.

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