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Kreistag

Bezahlbarer Wohnraum: Situation ist im Landkreis Karlsruhe unterschiedlich angespannt

Bis 2030 könnten mehr als 3.000 Wohnungen im Landkreis Karlsruhe fehlen. Der Kreistag berät deshalb eine Soziale Kreiswohnbaugesellschaft für den Kreis. Die Kommunalanstalt für Wohnraum im Landkreis Karlsruhe (KWLK), die bislang die Unterbringung von Flüchtlingen im Landkreis zur Aufgabe hatte, könnte dafür umfunktioniert werden.

Das Statistische Landesamt geht bis zum Jahr 2030 von einem Anstieg der Einwohner im Landkreis Karlsruhe auf über 447.000 Menschen aus. Der Bedarf an Wohnraum bleibt folglich groß.
Das Statistische Landesamt geht bis zum Jahr 2030 von einem Anstieg der Einwohner im Landkreis Karlsruhe auf über 447.000 Menschen aus. Der Bedarf an Wohnraum bleibt folglich groß. Foto: imago

Die Mieten steigen, die Bevölkerung wächst – auch im Landkreis Karlsruhe. Das Statistische Landesamt geht von einem Anstieg der Landkreisbevölkerung bis 2030 auf über 447.000 Einwohner aus. Diese Menschen brauchen ein Dach über dem Kopf. Der Kreistag berät deshalb in seiner Sitzung an diesem Donnerstag unter anderem darüber, ob die Kommunalanstalt für Wohnraum im Landkreis Karlsruhe (KWLK), die bislang die Unterbringung von Flüchtlingen im Landkreis zur Aufgabe hatte, zu einer sozialen Kreiswohnbaugesellschaft umfunktioniert werden soll.

Der Tagesordnungspunkt geht auf einen Antrag der SPD zurück, mit der Forderung, dass sich der Kreis mehr im sozialen Wohnungsbau engagieren solle.

1.550 Wohnungen fehlen derzeit im Landkreis

Nach Angaben des Statistischen Landesamtes wurden in den Jahren 2011 bis 2017 knapp 7.500 Wohnungen im Landkreis Karlsruhe gebaut. Wenn man von einer durchschnittlichen Haushaltsgröße von 2,2 Personen ausgeht, wurde laut Landesamt rein rechnerisch Wohnraum für etwa 16.000 Menschen geschaffen. Bei einem gleichzeitigen Bevölkerungswachstum von knapp 19.000 Menschen, fehlen rechnerisch insgesamt 1.550 Wohnungen, bis 2030 mindestens noch 1.500 zusätzlich.

Landratsamt schätzt Situation als "lösbar" ein

Das Landratsamt schätzt die Situation im Landkreis in der Vorlage für die Sitzung als „lösbar“ ein, denn den rund 3.000 fehlenden Wohnungen bis 2030 stünde der jährliche Schnitt von mehr als 1.000 neu geschaffenen Wohnungen in den vergangenen sieben Jahren gegenüber.

In dem Papier wird aber auch darauf hingewiesen, dass die Situation am Wohnungsmarkt im Landkreis regional unterschiedlich und besonders in den Großen Kreisstädten angespannt sei. Einen deutlichen Handlungsbedarf gebe es mit Blick auf über 700 erfasste Wohnungslose im Kreis. Zudem sei es für Alleinstehende und Familien in prekären Lebensverhältnissen zunehmend schwierig, angemessenen und bezahlbaren Wohnraum zu finden.

Viele ziehen immer weiter weg von Karlsruhe, aufs Land, wo sie aber noch die Vorzüge der Bahn genießen.
Markus Rupp, SPD-Fraktionsvorsitzender

Nicht ganz so „positiv wie in der Sitzungsvorlage“ sieht SPD-Fraktionsvorsitzender Markus Rupp die Situation. „Die Erfahrungen zeigen etwas anderes“, sagt er. Der Landkreis sei eine „Boomregion“, in der vor allem bezahlbarer Wohnraum knapp werde.

Dieses Problem habe auch kleine Gemeinden erreicht, weiß Rupp: „Viele ziehen immer weiter weg von Karlsruhe, aufs Land, wo sie aber noch die Vorzüge der Bahn genießen.“ Zudem seien die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise noch nicht absehbar. Möglicherweise seien schon bald mehr Menschen durch Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit auf günstigen Wohnraum angewiesen.

Die Gemeinden Oberderdingen, Pfinztal und Karlsdorf-Neuthard sowie die Großen Kreisstädte Ettlingen, Bretten und Bruchsal haben bereits kommunale Wohnungsbaugesellschaften. Sie müssten, falls eine Soziale Kreiswohnbaugesellschaft eingerichtet würde, den Wohnungsbau zweimal finanzieren: ihre eigene Gesellschaft und über die Kreisumlage.

Der Verwaltungsausschuss hat deshalb schon in seiner nichtöffentlichen Sitzung im Januar dem Kreistag empfohlen, die KWLK in ihrer Aufgabenstellung nicht zu verändern. Markus Rupp weiß um die Problematik. „Das löst aber die Probleme mancher Kommunen nicht“, sagt er.

Die Kommunen sind näher an der Basis.
Willy Nees, FDP-Fraktionsvorsitzender

„Die Situation ist angespannt und wird auch nach der Krise angespannt bleiben“, sagt auch Sven Weigt, Fraktionsvorsitzender CDU/Junge Liste. Es gebe einen Handlungsbedarf, aber der könne nicht durch den Landkreis gelöst werden. „Was kann er besser?“, fragt sich Weigt auch in seiner Funktion als Bürgermeister von Karlsdorf-Neuthard. „Wir sehen da keinen Vorteil.“ Grundstücke seien in kommunaler Hand, Beschlüsse und Ausschreibungen seien ebenfalls Aufgabe der Kommunen.

Sozialfonds finanziert durch Spenden

Ähnlich sieht das der FDP-Fraktionsvorsitzende Willy Nees: „Die Kommunen sind näher an der Basis, kennen die örtlichen Verhältnisse und haben die Entscheidungshoheit.“ Der Landkreis sei groß und sehr unterschiedlich. Interkommunale Kooperationen von Nachbargemeinden wie bei Zweckverbänden hält Nees für sinnvoller sowie auch Anreize für Vermieter, um Leerstände zu verhindern.

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Martin Büchner von den Freien Wählern hält es für richtig, wenn der soziale Wohnungsbau in kommunaler Hand bleibt. „Jede Kommune hat ihre Eigenart und kann so auf den Bedarf eingehen, der dort wirklich besteht.“ Als Bürgermeister von Oberhausen-Rheinhausen verweist er auf den Sozialfonds in der Gemeinde, den Bürger in Not nutzen können – finanziert durch den Haushalt und Spenden.

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